Die Verwaltung einzelner Server ab Windows 2000 Server erfolgt häufig per Remote Desktops. Sind mehrere RDP-Verbindungen (Remote Desktop Protocol) parallel geöffnet, wird die Arbeit schnell unübersichtlich. Zwar gibt es das MMC-Snap-in Remote Desktops, doch es ist nicht sehr komfortabel. Besser geeignet sind die beiden Freeware-Tools Royal TS 1.42 und Visionapp Remote Desktop (VRD) 1.5.
Royal TS 1.42 kann von der Internetseite www.code4ward.net heruntergeladen werden. Auf der Seite
gibt es auch ein Forum, in dem Fehler und neue Funktionen des Tools besprochen werden und der
Programmierer direkt antwortet. Die Größe des Tools beträgt etwa 900 kByte.
Für die Installation wird allerdings das Dotnet Framework 2.0 vorausgesetzt. Außerdem wird der
Remote-Desktop-Ver- bindungs-Client von Microsoft benötigt. Ist dieser Client auf dem Computer
nicht bereits installiert, kann er kostenlos von support.microsoft.com/kb/925876 geladen
werden.
Der größte Nutzen des Tools ist die gemeinsame Verwaltung mehrerer Remote Desktops, die auch
parallel geöffnet sein können. Administratoren können durch einen Mausklick zwischen den
verschiedenen RDP-Sitzungen wechseln. Der geöffnete Remote Desktop wird in der Mitte der Konsole
als Vollbild angezeigt. Ein Administrator, dem das nicht gefällt, kann einzelne Verbindungen so
konfigurieren, dass sich diese in einem eigenen Fenster öffnen. Alle gespeicherten Verbindungen zu
anderen Servern werden auf der linken Seiten der Oberfläche angezeigt.
Die einzelnen Remote-Desktop-Verbindungen lassen sich über einen Assistenten erstellen. Neben
den Verbindungsoptionen wie Auflösung, verbundene Laufwerke, IP-Adresse oder Name des Servers lässt
sich auch eine Authentifizierung hinterlegen. So kann eine RDP-Verbindung per Doppelklick geöffnet
werden.
Die Verbindungen lassen sich auch gruppieren. Zudem kann der Systemverwalter mehrere Gruppen in
einer so genannten RTS-Datei zusammenfassen. Royal TS lässt sich so konfigurieren, dass eine
bestimmte Datei mit den enthaltenen Gruppen automatisch geöffnet wird. Die einzelnen Verbindungen
lassen sich natürlich jederzeit umgruppieren.
Die Authentifizierungsdaten liegen verschlüsselt in der Verbindungsdatei. Die Verschlüsselung
ist allerdings nicht sehr zuverlässig und über die Win-dows Powershell oder von
Dotnet-Programmierern leicht auszuhebeln. Aus diesem Grund sollte die Datei, die die Verbindungen
enthält, extrem sicher aufbewahrt oder vom Speichern der Kennwörter abgesehen werden.
Wer die Authentifizierungsoptionen speichert, muss diese für alle Verbindungen einzeln
hinterlegen. Wird das Kennwort des hinterlegten Benutzerkontos geändert, sind auch die einzelnen
Verbindungen nachträglich anzupassen. Leider ist eine zentrale, sichere Speicherung für
Authentifizierungsdaten nicht vorgesehen.
Bei aufgebauten Verbindungen lässt sich die Größe des Fensters dynamisch vergrößern oder
verkleinern, der Remote Desktop passt sich daraufhin automatisch an. Diese Funktion heißt in Royal
TS Autoexpand und wird automatisch aktiviert. Wer dies nicht will, kann für die einzelnen
Verbindungen auch eine Auflösung für den Remote Desktop vorgeben. Für jede Verbindung sind die
Einstellungen über das Kontextmenü nachträglich anpassbar. Auch der RDP-Port, standardmäßig auf TCP
3389 konfiguriert, lässt sich ändern. Für alle Verbindungen stehen über Tools/Options Möglichkeiten
zur Verfügung, die Standardauflösung und Verbindungsoptionen zentral zu bearbeiten.
Das Tool unterstützt neben Windows XP auch Windows Vista. Der Administrator kann über die Datei
RTSApp.exe. config im Installationsverzeichnis von Royal TS zusätzlich einige Einstellungen
anpassen, die nicht in der grafischen Benutzeroberfläche zur Verfügung stehen. So kann er in dieser
Datei zum Beispiel über die Einstellung "ConfigurationPath" den Pfad zu den Benutzereinstellungen
anpassen, was Unternehmen, die mit servergespeicherten Profilen arbeiten, entgegenkommt. Als
Standard werden die Benutzereinstellungen des Tools im Profil des Anwenders gespeichert. Treten
nach Windows-Updates Fehler mit dem Tool auf, besonders unter Windows Vista, hilft oft das Löschen
dieser Benutzerdateien, die das Tool anschließend automatisch neu erstellt.
In die gleiche Kerbe wie Royal TS schlägt die Software Vision-app Remote Desktop 1.5. Das
Programm steht auf www.vision app.com nach erfolgter Registrierung kostenlos zur Verfügung.
Auch dieses Programm benötigt das Dotnet Framework von Microsoft. Wie bei Royal TS lassen sich
die Verbindungsinformationen und Authentifizierungsdaten für die Verbindungen hinterlegen. Die
Einstellungsmöglichkeiten der beiden Tools sind nahezu identisch.
Hier zeigt sich aber auch der Vorteil von VRD 1.5 im Vergleich zu Royal TS:
Authentifizierungsinformationen lassen sich zentral vorgeben. Bei den einzelnen Verbindungen wird
die Authentifizierungsinformation nur noch ausgewählt. Wird ein Kennwort zentral geändert, sind
nicht alle Serververbindungen anzupassen. Es reicht das Ändern der zentralen
Authentifizierungsinformationen, die dadurch auch nur an einer Stelle vorliegen.
Mit VRD 1.5 lassen sich die Verbindungen auch effizienter gruppieren als mit Royal TS. Der
Administrator kann Verbindungen in Ordner zusammenfassen, auch eine Verschachtelung dieser Ordner
ist möglich. Royal TS bietet keine Verschachtelung an, sondern nur eine einfache Ordnerstruktur.
Für jeden Ordner ist bei Vision-app eine Authentifizierungsinformation hinterlegbar, die wiederum
aus dem zentralen Bereich "Credentials" übernommen wird. Natürlich lässt sich für einzelne
Verbindungen auch eine eigene Authentifizierung hinterlegen. Unternehmen, die auch für
Administratoren regelmäßig das Kennwort ändern, profitieren von dieser Möglichkeit.
Beim Beenden werden Änderungen automatisch gespeichert. Über das Menü "File" sichert der
Systemverwalter die aktuellen Verbindungsinformationen in einer Datei. Auf die gleiche Weise ist
auch eine Wiederherstellung möglich. Visionapp Remote Desktop sichert den Zugriff auf die Datei mit
einem Kennwort ab, sodass ein Unbefugter, der sich die Datei kopiert, die enthaltenen Verbindungen
nicht nutzen kann. Das Tool unterstützt mit der neuen Version 1.5 offiziell Windows Vista.
Springt bei einer geöffneten Sitzung der Bildschirmschoner an, ist die Maus leider auch bei den
anderen geöffneten Sitzungen deaktiviert. Hier hilft es, wenn in die Sitzung mit aktiviertem
Bildschirmschoner geklickt wird, um diesen zu deaktivieren. Bei vielen gleichzeitig geöffneten
Verbindungen kann dieses Problem aber sehr störend wirken, da der Administrator erst die Verbindung
mit dem aktivierten Bildschirmschoner finden muss.
Visionapp Remote Desktop bietet im Hauptfenster noch die Registerkarte Overview an. Sie zeigt
alle geöffneten Verbindungen in einer kleinen Übersicht an, sodass der Anwender schnell erkennt,
wenn in einer Sitzung zum Beispiel ein Meldefenster erscheint. Über diese zentrale Sicht der
Verbindungen springt er per Doppelklick direkt zu einer einzelnen Verbindung.
Alle geöffneten Verbindungen erscheinen nicht nur auf der linken Seite, sondern zusätzlich als
eigene Registerkarte. So verliert ein Administrator nie die Übersicht, welche Verbindungen aktuell
geöffnet sind. Die Registerkarten erleichtern die Navigation zwischen den verschiedenen Sitzungen
erheblich. Zusätzlich bietet die Software auch Unterstützung für Mehrmonitorsysteme.
Beide Programme sind kostenlos, bieten aber eine Menge Funktionen. Administratoren und
Consultants, die mit vielen Remote-Desktop-Verbindungen arbeiten, profitieren von beiden Lösungen.
Im Vergleich zu Royal TS 1.42 überzeugt Visionapp Remote Desktop etwas mehr. Zum einen bietet die
bessere Gruppierungsmöglichkeit mit verschachtelten Ordnern und den Registerkarten eine bessere
Übersicht. Zum anderen sind die zentralen Authentifizierungsinformationen ein klarer Vorteil, wenn
das Kennwort häufiger zu ändern ist. Auch die Möglichkeit, die Verbindungsdatei mit einem Kennwort
abzusichern, spricht für Visionapp. Gelangt ein Unbefugter an eine Royal-TS-Datei, kann er diese
uneingeschränkt nutzen, was vor allem bei hinterlegten Authentifizierungsinformationen ein großes
Prob-lem darstellen kann. Bei Vi- sionapp stört allerdings der Bildschirmschoner-Bug.
Als Fazit gewinnt Visionapp Remote Desktop nach Punkten, aber auch Royal TS ist ein gutes
Werkzeug. Schließlich wird der persönliche Geschmack des Administrators entscheiden müssen, da
beide Tools wertvolle Hilfsmittel darstellen und durchaus auch parallel einsetzbar sind.
Info: Code4ward Web: www.code4ward.net
Info: Visionapp Tel.: 07243/3459-0 Web: software.visionapp.de