Im Rahmen der Testserie zum Thema Fernwartung für Computer und Server ist in dieser Ausgabe Timbuktu Pro Remote Control an der Reihe. Die Software ist bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt, und der Hersteller wirbt mit 20 Jahren Entwicklungserfahrung. Eine Besonderheit ist die Nutzung des Internet-Telefondienstes Skype als mögliche Plattform für die Wartung.
Timbuktu ist zunächst eine Fernwartungslösung wie viele andere auch. Die herausragende
Besonderheit ist sicher die Möglichkeit, einen Fernwartungstunnel zum Client über den
Internet-Telefoniedienst Skype aufzubauen. Dazu nutzt die Software auch das Adressbuch und die
Kontaktliste von Skype. Über diese Technik lässt sich eine Verbindung über das Internet durch
Firewalls, Router und NAT hinweg errichten. Es ist möglich, Skype-Anrufe in der
Verwaltungsoberfläche von Timbuktu zu starten. Die Software benötigt für die Fernwartung keinen
Anruf, sondern kann die Verbindung bereits über den installierten und angemeldeten Client aufbauen.
Alle notwendigen Techniken befinden sich im Verwaltungs-Tool von Timbuktu; den Skype-Client
benötigen Systemverwalter für den Zugriff nicht.
Neben Windows 2000, Windows XP und Windows Server 2003 unterstützt die Lösung auch
Mac-Clients ab Mac OS X 10.3.9. Der Hersteller Netopia bietet dazu verschiedene Pakete an, und zwar
abhängig davon, welche Clients Unternehmen einsetzen. Negativ fällt sofort auf, dass weder Linux
noch aktuelle Windows-Versionen in der offiziellen Kompatibilitätsliste zu finden sind. So
unterstützt Timbuktu zwar Windows Server 2003 und Windows XP, allerdings kein Windows Server 2008
und Windows Vista und daher leider auch nicht Windows 7 und Windows Server 2008 R2. Bei
Unternehmen, die auf diese modernen Betriebssysteme setzen, muss Timbuktu daher passen, oder der
Nutzer muss mit Inkompatibilität und fehlendem Support leben.
Die meisten Konkurrenten bieten bereits eine effiziente Unterstützung einer größeren Zahl von
Betriebssystemen, vor allem das Fehlen von Windows Server 2008 fällt negativ auf. Neben
Fernwartungsmöglichkeiten bietet Timbuktu das, was viele andere Hersteller solcher Lösungen
ebenfalls können, allerdings keine Fernverwaltung von Diensten oder sonstigen wichtigen
Administratortätigkeiten. Auch an dieser Stelle verliert die Software an Boden. Zu den integrierten
Diensten gehören eine Datenübertragung zwischen Host und Client ebenso so wie das Senden von
Nachrichten per Chat oder Instant Messaging, Audioübertragungen per VoIP, Verschlüsselung der
Verbindung auf SSH-Basis und die Verbindung mehrerer Clients zu einem ferngewarteten Host.
In der zentralen Verwaltungsoberfläche von Timbuktu lässt sich die Konfiguration mit einem
Kennwort vor ungewünschten Änderungen schützen. Als einige der wenigen Lösungen in dieser Testreihe
kann Timbuktu auch Video-Chats für die Fernwartung herstellen. Für Routineaufgaben benötigen dies
zwar die wenigsten Unternehmen, aber gelegentlich kann das Übertragen von Videos bekanntermaßen
eine Erleichterung schaffen.
Bevor eine Verbindung zu einem Client startet, können Systemverwalter die Software so
konfigurieren, dass ein Benutzername und ein Kennwort sowie die Erlaubnis des Anwenders notwendig
ist. Als Authentifizierungsplattform unterstützt Timbuktu dazu auch Windows-Domänen und das Active
Directory. Damit der Verbindungsaufbau funktioniert, muss auf beiden Computern die Software
installiert sein. Ohne den Client- und das entsprechende Host-Programm ist eine Verbindung nicht
möglich. Beides lässt sich auch bei Timbuktu automatisiert auf den Rechnern im Unternehmen
verteilen. Leider unterstützt Timbuktu weder eine Fernverwaltung von Clients noch weiterführende
Möglichkeiten zur Inventarisierung oder eine Zusammenfassung der Hardware. Die einfache Oberfläche
dient lediglich der Fernwartung.
Damit der Nutzer eine sichere SSH-Verbindung aufbauen kann, müssen auf dem Client und dem
ferngewarteten Host die passenden Einstellungen aktiv sein. Generell zeigt eine verschlüsselte
Verbindung über das Internet bei allen Fernwartungslösungen eine schlechter Performance. Aus diesem
Grund ist es für Fernwartungen über das Internet ideal, möglichst mit einem verschlüsselten VPN zu
arbeiten. Andernfalls muss man die langsamere Verbindung zu akzeptieren. Nur wenn ein VPN nicht
möglich ist, sollten Unternehmen bei Timbuktu auf verschlüsselte Varianten (wie SSH) setzen.
Wollen Systemverwalter Verbindungen zwischen zwei gerouteten Netzwerken in verschiedenen
Niederlassungen aufbauen, ist der Internet Locator Services (ILS) hilfreich. Diesen Standard
unterstützt auch Timbuktu. Leider beherrscht Timbuktu keine revisionssichere Aufzeichnung von
Fernwartungssitzungen für Windows-Systeme. Im Mac-Bereich ist das zwar integriert, Unternehmen die
auf Fernwartung im Windows-Bereich angewiesen sind, erhalten allerdings keine zufriedenstellende
Lösung.
Installation und Test
Systemverwalter können Sie auf der Web-Seite des Herstellers Netopia eine Testversion für
Timbuktu Pro Remote Control beziehen. Nach einer kurzen Registrierung lässt sich die Software
herunterladen. Nach der Installation des Verwaltungsprogramms befindet sich das Symbol der Software
im Informationsbereich der Taskbar und als Verknüpfung in einer eigenen Programmgruppe. Bei unseren
Tests unter Windows Server 2003 R2 fiel auf, dass die Dateiausführungsverhinderung von Windows den
Start von Timbuktu blockiert. In diesem Fall müssen Systemverwalter über das Kontextmenü des
Arbeitsplatzes im Startmenü die Eigenschaften aufrufen.
Auf der Registerkarte "Erweitert" klickt man bei Systemeinstellungen auf Einstellungen und
wechselt dann auf die Registerkarte "Dateiausführungsverhinderung". Dort lässt sich die Erlaubnis
des Zugriffs von Timbuktu auf das System einrichten. Per Doppelklick öffnet sich die aufgeräumte
Oberfläche und bietet über verschiedene Registerkarten Zugriff auf die unterschiedlichen
Funktionen. Dies sind zum Beispiel das Adressbuch oder die Anzeige der Skype-Kontakte. Ein
Verbindungsaufbau ist generell für jeden Computer möglich, auf dem Timbuktu installiert ist.
Systemverwalter bauen entweder über das Adressbuch Verbindungen auf, wählen auf der
Registerkarte "Recent Connections" frühere Verbindungen aus oder geben über die Registerkarte "
TCP/IP" die IP-Adresse für eine Verbindung auf, die bisher noch nicht im Adressbuch aufgeführt ist.
Über die Registerkarte "TCP/IP" lässt sich auch die Verschlüsselung per SSH für einzelne
Verbindungen aktivieren.
Die Registerkarte "Dial Direct" bietet die Möglichkeit, einen Verbindungsaufbau direkt zu
einem Modem herzustellen. Die letzte Registerkarte trägt die Bezeichnung "Skype Contacts". Über
diese Karte blendet Timbuktu alle hinterlegten Skype-Kontakte auf dem Rechner ein. Ein
Verbindungsaufbau zu einem solchen Client lässt sich herstellen, ohne dass der Systemverwalter oder
die Software die IP-Adresse oder die Daten des Rechners kennen muss, mit dem er eine Verbindung
herstellen will. Neben Skype muss auf dem Rechner natürlich Timbuktu installiert sein, und der
Anwender muss der Verbindung zustimmen. Für einzelne Verbindungen lässt sich per Kontextmenü eine
Verknüpfung auf dem Desktop herstellen, um zukünftige Verbindungen schneller aufzurufen. Über die
Schaltfläche "Send" lassen sich Nachrichten, aber auch Dateien zum ferngewarteten Rechner senden.
Dies funktioniert im gleichen Fenster, bei Bedarf auch gleichzeitig. Natürlich lassen sich Daten in
beide Richtungen austauschen. Dazu verwenden Systemverwalter allerdings den Menüpunkt "Exchange".
Generell ist der Dateimanager für den Datenaustausch nicht so gelungen wie bei anderen
Lösungen, zum Beispiel bei Danware Netop. Allerdings reicht die Funktion aus, wenn der
Systemverwalter ab und zu Daten auf entfernte Rechner übertragen muss und dabei auf
Fernwartungslösungen setzt. Über die Auswahl "Control" für einen Rechner lässt sich dieser
fernwarten, per "Oberserve" kann der Administrator lediglich beobachten, aber nicht selbst
eingreifen.
Fazit
Timbuktu ist sicher ein alter Hase im Bereich der Fernwartung. Allerdings fällt das Produkt
bei den unterstützten Betriebssystemen, Funktionsumfang und Bedienung weit hinter die bekannten
Produkten wie PC Anywhere von Symantec oder Danware Netop -Remote Control zurück. Zwar ist die
Unterstützung von Skype zu begrüßen, die wenigsten Unternehmen setzen jedoch auf diese Technik. Das
Internet "zu überbrücken" schaffen die meisten Hersteller auch ohne zusätzliche Software. Zwar
lassen sich mit Skype Firewalls und Router umgehen, dies können die meisten anderen Anwendungen
allerdings auch. Unternehmen, die auf Timbuktu setzen, tun zwar keinen Fehlgriff, im
Windows-Bereich gibt es allerdings einige bessere Lösungen. Bei Rechnern mit Mac OS X sieht dies
schon etwas anders aus, hier kann Timbuktu aufholen. Fehlende Unterstützung von Windows Server 2008
und Windows Vista oder Windows 7 sprechen allerdings nicht für eine moderne Modellpolitik des
Herstellers.