Die Hersteller von Remote-Control-Werkzeugen entstammen traditionell vor allem dem Benutzer-Support-Umfeld. Weitere Anbieter findet man allerdings auch im Bereich der Onlinepräsentation und -Collaboration - kein Wunder, geht es doch in beiden Fällen um den gemeinsamen Zugriff auf entfernte Ressourcen. Zum Online-Collaboration-Segment gehört auch Netviewer, der Anbieter des hier getesteten Fernwartungswerkzeugs Remote Admin.
Im Gegensatz zu den Remote-Control-Tools für den Benutzer-Support, die meist im LAN zur
Anwendung kommen, ist Netviewer Remote Admin für den Interneteinsatz ausgelegt: Mit Remote Admin
greift ein Rechner ("Master") per Internet auf einen anderen Rechner ("Host") zu. Aufgrund von
Sicherheitskomponenten wie NAT, Proxies oder Firewalls stellen hier feste IP-Adressen eher die
Ausnahme dar. Auch eine globale Namensauflösung für Hosts ist nicht gegeben. Deshalb sieht die
erweiterte Architektur von Netviewer einen Kommunikationsserver vor, über den sich Master und Host
im Internet finden können.
Für den Test stand uns die aktuelle Version 2.2 von Remote Admin als Download-Datei nebst
Lizenzschlüsseln zur Verfügung. Die gezippte Datei enthält drei Softwaremodule, die den gesamten
Funktionsumfang der Lösung abdecken. Das Host-Programm ist als installierbare Datei vorhanden. Nach
dem Setup klinkt es sich als Dienst in die Windows-Systemumgebung ein. Dieser Dienst startet fortan
bei jedem Hochfahren des Rechners. Ein Icon rechts unten in der Taskleiste zeigt seine Existenz an.
Master wie Hosts sind ab Win-dows 98 SE bis hin zu Windows 2003 Server einsetzbar. Der Master
erfordert keine Installation, es handelt sich um eine direkt ausführbare .exe-Datei. Das dritte
Modul ist ein Player, der es ermöglicht, mitgeschnittene Fernzugriff-Sessions wieder
abzuspielen.
Bei unseren Test waren vier Systeme involviert: der Master unter Windows 2000 Professional, zwei
Hosts, ebenfalls unter Windows 2000 Professional, sowie ein weiterer Host unter Windows XP. Bei der
Internet-anbindung handelte sich um einen Standard-DSL-Anschluss. Die Hosts unter Windows 2000
Professional liefen als virtuelle Maschinen unter Windows 2003 Server, die weiteren Rechner waren
physische Rechner- und Betriebssysteminstanzen. Auf diese Konstellation fiel die Wahl aus zweierlei
Gründen: Erstens sind virtuelle System schneller zu aktivieren als ihre physischen Pendants;
zweitens galt es, das Zusammenspiel von physischen und virtuellen Systemen zu prüfen.
Nach dem korrekten Setup funktionierte das Zusammenspiel der Module ohne Probleme; anfänglich
aufgetretene Hürden hatten ihre Ursachen nicht im Netviewer-Tool. Nach dem Start melden sich die
Hosts bei einem per Internet erreichbaren Server von Netviewer an. Das Tool signalisiert dies durch
ein Icon in der Taskbar und den korrespondierenden Fenstern (Panels). Gleiches gilt für den Master.
Dieser verlangte jedoch anfangs die Angaben zu einem Proxy-Server, obwohl in der Testumgebung
keiner zum Einsatz kam. Die Ursache ließ sich per Anruf beim Hersteller schnell klären: Wenn der
Master beim Start seinen Server im Internet nicht kontaktieren kann, so geht er davon aus, dass ein
Proxy dazwischen geschaltet ist. In der Testumgebung jedoch war der Master mit zwei Netzwerkkarten
ausgestattet und sprach just die falsche an. Die Umstellung der Binding-Reihenfolge behob das
Prob-lem und der Master fand nun seine Hosts, unabhängig davon, ob sie virtuell oder physisch
vorhanden waren. Aufzupassen gilt es ferner, falls eine Win-dows-XP-Firewall die Kommunikation
unterbindet.
Nach der Kontaktaufnahme präsentiert der Master die verwalteten Hosts in einer Übersicht mit
Computernamen, Status, IP-Adressen, Netviewer-Version, Betriebssystem und einem Feld, das Auskunft
über die letzte Verbindung bietet. Die Lizenzschüssel regeln die Zuordnung der Hosts zum Master.
Durch Doppelklick lässt sich nun ein Host für den Fernzugriff anwählen. Den dazu notwendigen
Schlüssel kann der Systemverwalter auf dem Server hinterlegen oder bei jedem Verbindungsaufbau neu
eingeben. Sollte es sich bei der Zielumgebung um größere Strukturen mit zahlreichen Hosts handeln,
so vereinfachen Suchfunktionen das Aufspüren des jeweiligen Hosts. Die Suche nach einem Rechner ist
über Teile des Namens oder der IP-Adresse möglich.
Der Benutzer muss dem Zugriff durch einen entfernten Master zustimmen, die Rechte zum Editieren
sind wechselseitig anzufordern. Beim Aufbau der Verbindung durch den Master kann der Host
bestimmen, welche Inhalte der Master sehen soll: alle Anwendungen, die Task-Leiste, den Desktop
oder nur geöffnete Anwendungen. Auch kann der ferngesteuerte Host jederzeit über einen Knopf die
Fernsteuerung unterbinden. Integriert ist zudem eine Funktion zum Transfer von Dateien. Für das
Booten und ähnliche Sonderfunktionen sind die Tastaturkombinationen Strg-Alt-Entf, Strg-Esc,
Alt-Esc und Alt-Tab übertragbar. Um die zu übertragende Menge von Bildschirmdaten zu reduzieren,
lässt sich die Farbtiefe reduzieren.
Anders als bei manchen anderen Online-Collaboration-Tools ist ein Zugriff auf das ferngesteuerte
System auch dann möglich, wenn gerade kein Benutzer an dem Rechner angemeldet ist. Dazu muss der
Administrator Berechtigungspasswörter eingeben. Der Master kann zudem Tastatur und Maus des Hosts
sperren. Die Option Zeitverwaltung schließlich erlaubt eine zeitgesteuerte Aktivierung des
Hosts.
Das Tool ermöglicht zudem die Aufzeichnung von Sessions, um sie mit dem Netplayer abzuspielen.
Hier stehen Funktionen bereit, wie man sie von Geräten der Unterhaltungselektronik kennt, also
Start, Stopp und beschleunigtes Abspielen in mehreren Geschwindigkeitsstufen. Parallele Sitzungen
von einem Master zu mehreren Hosts sind laut Hersteller ebenfalls möglich.
Im Test arbeitet Netviewer Remote Admin zuverlässig und flott, wenngleich leichte Verzögerung
des Mauszeigers zu erkennen waren. Das Werkzeug eignet sich sowohl für den Benutzer-Support und
Helpdesk als auch für den Fernzugriff auf Server und Desktops. Da es einen eigenen
Verwaltungsserver voraussetzt, kann es seine Vorzüge vor allem beim Interneteinsatz ausspielen.
Zwar lässt sich dieser Server auch im LAN betreiben, doch stellt er hier eine zusätzlich zu
verwaltende Komponente dar. Remote Admin kostet für einen Master und zehn Hosts 990 Euro.
Info: Netviewer Tel: 0721/354499-0 Web: www.netviewer.de