Praxistest Logmein IT Reach 3.0

Fernwartung via Internet

3. Oktober 2007, 22:00 Uhr | Johann Baumeister/wg

Zur Fernwartung (Remote Control) existieren unterschiedliche Konzepte und Werkzeuge. Logmein liefert mit IT Reach ein Tool, das über das Internet operiert und keine vorherige Installation eines Agenten erfordert.

Für Helpdesk-Support, zur Vereinfachung von Wartungsarbeiten an entfernten Geräten oder zu
Schulungszwecken greifen Unternehmen häufig auf Fernwartungs-Tools zurück. Diese existieren
mittlerweile in einer großen Vielfalt unterschiedlicher Ausprägungen: Bei den eigenen Geräten eines
Unternehmens (Managed Devices) kommt meist ein permanent installierter Agent zum Zuge. Ein zweites
Verfahren installiert die Fernwartungsmodule bei Bedarf von einem zentralen Server aus.

Logmein bietet derzeit vier Varianten für den Fernzugriff auf Rechner: Logmein Free ist eine
Freeware-Variante, sie ermöglicht einen kostenfreien Gerätezugang. Logmein Rescue realisiert einen
Ad-hoc-Zugriff, ohne einen Agenten fest zu installieren. Hier wird zu Beginn der notwendige
Zugriffscode als Applet geladen. Logmein Ignition arbeitet eigenständig von jedem USB- oder einem
anderen Flash-Medium aus und erlaubt einen Zugriff binnen Sekunden. Die vierte Variante schließlich
bildet Logmein IT Reach als die umfassendste Lösung. Auch hier geht es, wie bei allen
Logmein-Tools, um den 1:1-Zugriff auf entfernte Rechner. Der Hersteller bezeichnet diese Geräte als
Client und Host: Der Host greift im Normalfall auf den Client zu.

Als Systemvoraussetzungen für den Client ist ein Rechnersystem mit einem der
Windows-Betriebssysteme ab der Version 98 erforderlich. Das Tool unterstützt Vista, eine
Mac-Variante befindet sich im Beta-Stadium. Für den Host, also den zugreifenden Rechner, wiederum
werden alle Varianten ab Windows 2000 unterstützt, auch hier ist Vista eingeschlossen. Eine
Besonderheit gegenüber dem Großteil der in diesem Segment angebotenen Produkte stellt das Packaging
dar. IT Reach lädt der Anwender direkt von der Website des Herstellers. Eine CD oder die Ablage der
Installationsdateien auf einem Unternehmensserver ist nicht notwendig, wenngleich möglich. Dies ist
kein Nachteil und hängt mit dem Einsatzspektrum des Tools für Unmanaged Devices zusammen, also
beispielsweise für Geräte verschiedener Kunden, die nicht in der Verantwortung des eigenen
Systemhauses stehen. Bei Managed Devices lässt sich benötigte Software vorab schon bei der
Auslieferung des Rechners mit einrichten. Gehören die Client-Systeme aber nicht zum eigenen
Unternehmen und waren bis dato nicht bekannt, so bietet sich die Installation über das Internet
an.

Für diesen Test verwendeten wir zwei Rechner unter Windows XP mit SP2. Logmein operiert zwar
größtenteils webbasiert mittels HTML-Seiten, benötigt aber dennoch die Installation von
Support-Modulen. Diese sind von der Website des Herstellers beziehbar. Dazu muss ein berechtigter
Account vorliegen. Für Testzwecke mit begrenzter Laufzeit der Software ist er jedoch nicht
notwendig. Nach dem Aufbau der Verbindung mit der Website des Herstellers richteten wir die
Software zuerst auf dem Host-Rechner ein. Diese Installation ist in wenigen Minuten abgeschlossen.
Der Benutzer erhält dann eine Webseite, über die er seine Geräte verwaltet, auf die der Fernzugriff
erfolgen soll. Über eine entsprechende Option am rechten Rand sind der anfangs leeren Seite
Fernzugriffe auf den Computer hinzuzufügen. Dazu wird einmalig ein Active-X-Control von der
Logmein-Site geladen. Ein Assistent fragt die Konfigurationsparameter wie den zu verwendenden
Computernamen ab. Im Test beließen wir es beim vorgeschlagenen Windows-Rechnernamen. Alternativ
sind hier eigene Bezeichnungen frei wählbar. Des Weiteren ist ein Zugriffscode für den Rechner
einzurichten. Er wird bei jedem Verbindungsaufbau benötigt und stellt somit eine
Sicherheitsbarriere dar.

Vermittler zwischen Host und Client

Am Ende dieses mehrstufigen Dialogs erhält man einen Link auf die Website des Herstellers.
Hinter diesem Link verbirgt sich die Installationsroutine der Client-Module. Den Link muss der
Anwender folglich dem Partner mit dem Client, der aus der Ferne zu verwalten ist, übermitteln. Dies
kann per E-Mail erfolgen, durch telefonische Übermittlung oder als Inhalt in einer Datei. Letztlich
ist nur dafür zu sorgen, dass der Client den Link erhält und aktiviert. Dabei werden die
Client-Module von der Logmein-Website geladen und gestartet. Nach wenigen Minuten meldet sich der
frisch installierte Client beim Logmein-Server. Und da dieser wiederum mit dem Host in Verbindung
steht, erscheint der neue Client nach kurzer Zeit in der Liste der verwalteten Geräte auf der
Webseite. Bei all diesen Aktionen agieren die Logmein-Server als Vermittler zwischen Client und
Host und stellen den Aufbau sowie die Aufrechterhaltung der Verbindung sicher. Die spätere
Fernsteuerungs-Session und der Datentransfer jedoch laufen direkt im Peer-to-Peer-Verfahren
zwischen den Beteiligten ab.

Die Software bietet all jene Möglichkeiten, die man zur Fernwartung benötigt. Dazu gehören neben
den Funktionen für die eigentliche PC-Fernbedienung inklusive Umlenkung von Bildschirm, Maus und
Tastatur auch ein Dateimanager zum Kopieren und Synchronisieren von Dateien und Verzeichnissen
zwischen Client und Host sowie ein Chat-Modus. Alle ausgetauschten Nachrichten und vorgenommenen
Änderungen sind für die spätere Kontrolle protokollierbar. Zudem hat der Hersteller eine Reihe
weiterer Funktionen dazugepackt, die nicht zum Standard gehören. Unter der Rubrik "
Computerverwaltung" finden sich direkte Zugriffe auf die Benutzerverwaltung, Ereignisanzeige,
Dienste, Prozesse und Registry, ein Kommandofenster sowie Informationen über Treiber und weitere
Client-bezogene Daten. Daneben finden sich weitere Einstellungen, zum Beispiel zum Computer mit den
Umgebungsvariablen, dem virtuellen Speicher und Freigaben.

Gespart wurde auch nicht an Optionen für den Restart des Rechners. Insgesamt sechs Varianten,
darunter auch der Start im abgesicherten Modus oder ein zu einem späteren Zeitpunkt geplanter
Neustart, sind enthalten. Unter "Geplante Tasks und Meldungen" lassen sich ferner Alarme
einstellen, die der Administrator beim Eintreffen einstellbarer Bedingungen erhalten soll. Auch die
Information über die Leistungswerte der CPU, Netzwerk, TCP-Verbindungen und dergleichen kann er
abfragen. All diese Zugriffe laufen direkt und vom Host zum Client und benötigen keine
Bildschirmweiterleitung. Die Inhalte ließen sich zwar auch durch die Fernsteuerung des Clients zur
Anzeige bringen, ändern oder ausführen, dann aber immer per Umlenkung des Bildschirms und der
Eingabe. Durch den Direktzugriff vom Host auf die Konfigurations- oder Statusinformationen des
Clients kann dies auch im Hintergrund erfolgen. Den besten Überblick auf ein entferntes Gerät
allerdings liefert das Dashboard: Es fasst in einem Fenster die wichtigsten Werte zum jeweiligen
Rechner zusammen.

Für den Internetzugriff sind vielfältige Einstellungen wählbar, so die Eingrenzung des Zugriffs
auf bestimmte IP-Segmente, die Anzahl erlaubter Fehlversuche beim Verbindungsaufbau, die Art der
Authentifizierung, die Verwendung von SSL mit bis zu 256-Bit-Verschlüsselung (IE7 und Firefox),
Einmalpasswörter sowie alle erlaubten Berechtigungen mit Kennwörtern. Zur einfacheren Verwaltung
lassen sich Computer in Verwaltungsgruppen einteilen, beispielsweise nach der Lokation, der
Funktion, den Zugriffsrechten oder beliebigen anderen Sortierkriterien. Integriert sind ferner eine
Benutzerverwaltung sowie eine Vielzahl vorbereiteter Berichte. Analog verhält es sich mit den
Konfigurationsgruppen, die Rechner mit gleichen Sicherheits- oder Konfigurationseinstellungen
zusammenfassen.

Im Test operierten wir mit zahlreichen der beschriebenen Einstellungen, tauschten Nachrichten
aus, veränderten Systemeinstellungen auf dem Client, starteten diesen neu und ließen uns dafür
Meldungen generieren. Zur komfortableren Verwaltung bietet Logmein zusätzlich die optionale Network
Console an. Mit ihr sieht der Administrator bereits wichtige Leistungsdaten des Rechners auf seinem
Dashboard. Im Gegensatz zu den bisherigen Verwaltungskonsolen handelt es sich dabei aber nicht um
ein Active-X-Control, das im Browser läuft, sondern um eine MSI-Datei, die fest auf dem Rechner
eingerichtet wird. Dies erlaubt ein ausgefeilteres GUI, als es HTML heute ermöglicht. Die
eigentlichen Inhalte der Network Console aber entsprechen größtenteils jener in der
Browser-Darstellung. Der Aufruf der Konsole erfolgt auch nicht durch den Browser, sondern aus dem
Startmenü.

Fazit

Logmein zeigte sich im Test als komfortable Lösung für den Fernzugriff. Die Vermittlung zwischen
beteiligten Rechnern durch den Logmein-Server erlaubt spontane Zugriffe über das Internet auf
entfernte und fremde Geräte. Die eigentlichen Funktionen des Fernzugriffs werden mit der gleichen
Präzision abgewickelt, wie es im LAN heute Standard ist. Die Preise sind nach PC-Menge gestaffelt.
Die Lizenzkosten pro Jahr und Rechner belaufen sich zum Beispiel bei elf bis 25 Geräten auf 54,95
Dollar.

Info: Logmein Tel.: 0800/1873664 Web: www.logmein.de


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