Industrie- und Finanz-Analysten mit unterschiedlicher Einschätzung über die 622 Millionen für AMD

Finanzspritze für AMD: Turbo oder Tropfen auf den heißen Stein?

20. November 2007, 0:01 Uhr |

Mubadala Development hat für 622 Millionen Dollar einen Anteil von 8,1 Prozent an AMD erworben. Mubadala Development ist eine hundertprozentige Tochter der Regierung von Abu Dhabi, die bereits viele weltweite Investitionen für das arabische Scheichtum vorgenommen hat. AMD ist knapp bei Kasse und braucht das Geld dringend für anstehende Investitionen in die Fertigung sowie für demnächst fällige Zahlungen in Millionenhöhe. Per Ende September hatte AMD 1,5 Milliarden Dollar Bargeld in der Kasse, demgegenüber standen aber 5,3 Milliarden Dollar Schulden. AMDs Finanzprobleme resultieren aus dem Kauf des Grafikspezialisten ATI, für den 5,4 Milliarden Dollar bezahlt wurden. Hinzu kommt ein ruinöser Preiskampf mit dem Prozessormarktführer Intel.

Die Finanzspritze des Scheichtums soll für die Modernisierung der Fertigung verwendet werden, damit die Chips billiger und schneller produzieren werden können, sowie für laufende Kosten, denn AMD schreibt schon seit über einem Jahr Verluste.

Industrieanalysten hoffen jedoch, dass AMD das Geld für Investitionen in neue Chiptechnologien nutzen wird. "Sie brauchen das Geld zur Entwicklung neuer Architekturen und neuer Basistechnologie", meint beispielsweise Richard Doherty von der Envisioneering Group. Hier verweist er darauf, dass AMD derzeit nur 65-Nanometer-Chips entwickelt, wogegen Konkurrent Intel bereits seine ersten
45-Nanometer-Prozessoren vorgestellt hat.

Finanzanalysten sehen die Situation für AMD wesentlich kritischer. Sie halten die 622 Millionen Dollar nur für einen Tropfen auf den heißen Stein, die keine Langfristwirkung haben werden. "Es hilft ihnen zwar im Moment, aber in Anbetracht der anstehenden Zahlungen müssen sie viel mehr Geld heranschaffen", meint Bruce Hyman, Analyst bei Standard & Poors. Damit spricht er die 456 Millionen Dollar an, die AMD auf Grund einer Kooperation mit IBM bis 2011 an Big Blue zahlen muss.

Mubadala hat inzwischen erklärt, dass sie sich in das Geschäft von AMD nicht einmischen wollen. "AMD weiß am besten, was es mit dem Geld machen muss", sagte deren Sprecher Richard Mintz.

Eine Prüfung des Deals durch die US-Behörden ist nicht erforderlich, da der Anteil unter zehn Prozent liegt. Allerdings muss die Überwachungsbehörde für ausländische Investitionen aktiv werden, falls innerhalb von 30 Tagen nach Bekanntgabe des Deals ein entsprechender Antrag gestellt wird.

Harald Weiss/wg


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