Thin-Client-Offensive zur CeBIT

Flexible Konzepte, stärkere Geräte

1. März 2006, 0:15 Uhr | Dr. Wilhelm Greiner

Server-based Computing (SBC) und Thin Clients (TCs) erfreuen sich stetig wachsender Akzeptanz. Zur CeBIT präsentieren zahlreiche Hersteller neue TCs oder gar TC-Generationen, manche auch innovative Streaming-Lösungen. Im Fokus stehen CPU-Power, Plattformvielfalt, die Verwaltungswerkzeuge sowie die EU-Richtline RoHS.

Die SBC-Anbieter fördern die verstärkte Verbreitung dieser sicheren Architektur durch spezielle
Mittelstandsangebote, während Citrix/IBM, Wyse und Neoware den SBC-/TC-Einsatzbereich durch
Application-Streaming-Lösungen erweitert haben (siehe den SBC-Schwerpunkt in LANline 01/2006 ab
Seite 30). Der Fokus auf Komplettlösungen verwundert nicht: Der klassische TC ist längst ausgereift
– man möchte fast sagen "ausgereizt", ähneln sich die Geräte doch immer mehr. So basiert Wyses S10
auf der gleichen OEM-Hardware wie Rangees S-TK2500 und der TL 2500lx von Thinner, wenn auch mit
AMD-Geode-Prozessor statt SIS-CPU. Die TC-Hardware, sofern sie stabil und zuverlässig arbeitet, ist
damit eher Nebensache, auf die Software kommt es an. Hier punktet Wyses S10 mit dem schnellen,
wenngleich proprietären Thin OS 5.0 (vormals Blazer). Zur CeBIT will der langjährige TC-Marktführer
Multi-Monitor-Support ebenso präsentieren wie den S10i und den S30i, zwei neue integrierte Geräte
mit LCD-Display.

Ein Vorteil der TCs: Sie erlauben Client-seitig den Umstieg auf Linux auch bei Zugriff auf
Windows-Applikationen und verbergen dabei die Tiefen von Linux vor dem Endanwender. Die
TC-Hersteller bieten heute in der Regel eine Auswahl an Betriebssystemen: neben den Linux-Varianten
vor allem Windows CE, CE Dotnet und XPe (XP Embedded). So nutzt Wyses V30 CE 5.0, der V50 Linux und
der V90 XPe. Kaum ein Hersteller setzt heute nur auf ein Pferd. Eine Ausnahme ist Chip PC mit
klarem CE-Dotnet-Fokus.

Mit dem IGEL-5512 XP Premium ist auch Igel in den Club der Vollsortimenter aufgestiegen. Das
zunächst der Premium-Serie vorbehaltene XPe stellt der Bremer Anbieter zur CeBIT auch für die
günstigeren Compact- und Winestra-Geräte vor. Zugleich zeigen die Bremer neue Modelle mit mehr
CPU-Power. Die Remote-Management-Suite des Hauses ist jetzt mandantenfähig und somit deutlich
besser für den Einsatz in Großunternehmen geeignet. Neue Security-Lösungen wie Token-Unterstützung
runden den CeBIT-Auftritt ab.

Eine Erneuerung erfährt auch das TC-Portfolio von Fujitsu-Siemens Computers (FSC): Der Futro A
und S erhalten neue Hardware und AMD-CPUs, den Futro C stellt FSC auf die Hardwarebasis seines
kleinsten PCs, des Esprimo C, um. Für seine Einstiegsklasse steht jetzt neben Win-dows CE auch
Linux zur Auswahl. FSC betont – wie die übrigen Hersteller – die Konformität seiner neuen Geräte
mit der im Sommer kommenden EU-Umweltschutzrichtlinie für die Herstellung von Elektrogeräten
(RoHS).

Wyse-Konkurrent Neoware erweitert sein Portfolio um zwei neue TCs: den E90 und den üppig
ausgestatteten E140. Neoware deckt ebenfalls alle großen Betriebssysteme ab. Nach dem Zukauf der
Thintune-Produktlinie 2005 verfügen die Amerikaner sogar über zwei Linuxe: Neolinux und das
Thintune OS. Manche Geräte laufen derzeit mit beiden Varianten. Ein gemeinsames Linux will der
Hersteller zur CeBIT als Beta präsentieren. Die Konsolidierung des Portfolios ist hier also noch in
vollem Gange, da hat Neoware mit dem amerikanisch-chinesischen Anbieter Maxspeed bereits den
nächsten Mitbewerber geschluckt. Neowares Zukäufe zeigen: Der US-Anbieter will unbedingt Teil der
Spitzengruppe sein, wenn das derzeit noch fröhliche Wachstum im TC-Geschäft einmal abflauen und
eine Konsolidierung wie im PC-Markt eintreten sollte. Diese Spitzengruppe besteht laut IDC in
Europa aus Fujitsu-Siemens, HP, Igel, Neoware, Wyse sowie der indischen VXL. Solange das
TC-Geschäft weiter boomt, können aber sicher auch kleinere Anbieter wie Affirmative, Chip PC,
Rangee und Thinner im harten Wettbewerb bestehen. Auch sie sind somit auf der CeBIT einen Blick
wert.


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