Nah an Kunden, Informationen und Mitarbeitern zu sein, wird immer mehr zum Credo für den geschäftlichen Erfolg. Das fordert auch von der Unternehmens-IT neue Herangehensweisen und den Einsatz neuer Technik. Mit Cloud, Big Data, Collaboration und Mobility eröffnen sich neue, lukrative Geschäftsmodelle - und die Notwendigkeit nach ausreichend Kapazität, Flexibilität und Dynamik der IT. Cloud-Services, vor allem virtualisierte Rechen- und Speicherleistung - Infrastructure as a Service, IaaS - rücken ins Zentrum der Überlegungen. Fünf wichtige Techniktrends treiben diese Entwicklung an.Die derzeitigen Gewinner im Markt unterscheiden sich von anderen durch ihre radikale Kundennähe - das gilt im Internethandel beispielsweise für Zalando und Otto oder in der Finanzbranche für die Onlinebank Ing-Diba. Das Erfolgsrezept: Die Kunden können von unterwegs Dienstleistungen und Produkte ansehen, vergleichen und bestellen oder nutzen. Indem sie über Kommentare und Bewertungen im Social Web Produkte und Services mitgestalten, klinken sie sich zudem in die Wertschöpfungskette der Unternehmen ein. Wer sich zu spät auf die neue Macht der Kunden eingelassen hat, kann, wie die Beispiele ehemals erfolgreicher Versandhändler oder Drogeriemarktketten zeigen, schnell vom Markt verdrängt werden. Schlüssel für diese Entwicklung ist disruptive Technik - sie hat das Potenzial, nachhaltige und dauerhafte Veränderungen von Gesellschaft, Kultur und Märkten herbeizuführen. Dazu gehören Cloud Computing, Mobility, Collaboration und Big Data sowie eine breitbandige Infrastruktur, über die IT-Ressourcen wie Speicher, Rechenleistung und Applikationen nach Bedarf flexibel und skalierbar bereitstehen. Für IT-Verantwortliche geht es darum, ihre bestehenden IT-Systeme und Infrastrukturen in Richtung bedarfsorientierter, dynamischer Lösungen zu transformieren. Rechenkapazität aus der Cloud Nach dem aktuellen Cloud-Monitor 2013 des Beratungsunternehmens KMPG, des ITK-Branchenverbands Bitkom und des Marktforschers PAC nutzen immer mehr Unternehmen virtualisierte IT-Infrastrukturen. So beziehen bereits 41 Prozent der Betriebe ab 2.000 Mitarbeiter Rechenkapazitäten aus der Cloud - mit steigender Tendenz (KPMG und Bitkom, Cloud-Monitor 2013, 02/2013). Sie haben sich damit für einen bedarfsorientierten, dynamischen Produktionsansatz für IT-Services entschieden, mit dem sie sich die Anschaffung eigener Hardware sparen und die benötigten Kapazitäten kurzfristig an den aktuellen Bedarf anpassen können. Damit brauchen sie keine Infrastrukturen für Lastspitzen vorzuhalten und zahlen nur, was sie brauchen. IaaS gerät hier zunehmend ins Blickfeld. Service-Provider arbeiten gemeinsam mit spezialisierten Softwareanbietern daran, Unternehmen den Einstieg in die Cloud-Welt zu erleichtern und die IaaS-Angebote kontinuierlich auszubauen. Dabei zeichnen sich fünf IaaS-Trends ab. Trend 1: Hybrid Cloud geht am leichtesten Hybrid Cloud ist für die weitaus meisten Unternehmen der einfachste Weg, sich mit ihren vorhandenen IT-Umgebungen an Service-Anbieter anzuschließen. Voraussetzung ist, dass die internen und externen IT-Management-Umgebungen nahtlos miteinander kommunizieren. Um dies für die eigenen Kunden sicherzustellen, hat beispielsweise VMware, Weltmarktführer für Virtualisierung und Cloud-Infrastrukturen, international bislang zehn IaaS-Anbieter als Vcloud-Datacenter-Services-Partner zertifiziert. Diese Provider können damit dieselben Infrastruktur-, Management- und Sicherheitsmodelle nutzen wie VMware selbst. Per Knopfdruck können Unternehmen ihre internen virtualisierten IT-Ressourcen um die Cloud-Kapazitäten der Vcloud-Datacenter-Services-Partner erweitern. Dies schützt Investitionen, die die Kunden in den Aufbau von Private-Cloud-Infrastrukturen gesteckt haben, und es entstehen ihnen keine zusätzlichen fixen Kosten. Ebenso ist es möglich, dass ein Unternehmen die Last von einem der zertifizierten VMware-Partner schnell und einfach zu einem anderen verschieben kann. Trend 2: Software-Defined Networking "IaaS wird wettbewerbsfähiger und differenzierter, somit also erwachsener - ist aber noch in einer frühen Anfangsphase bezüglich des Netzwerklevels", postulierte das Marktforschungsinstitut Ovum im vergangenen Jahr in einer Trendanalyse für 2013 (Ovum, 2013 Trends to Watch: Private and Public Clouds, 11/2012). Nur wenige Monate später machen IaaS-Anbieter bereits erste Praxiserfahrungen mit einer Netztechnik, die nach Expertenansicht die Branche revolutionieren könnte: Software-Defined Networking (SDN) soll bis 2020 mehr als die Hälfte der Netzwerke erobern. Die IDC-Marktforscher gehen davon aus, dass der weltweite Umsatz mit SDN-Produkten von derzeit rund 200 Millionen Dollar pro Jahr bis 2016 auf 3,6 Milliarden Dollar steigt (IDC, Worldwide Enterprise Networking 2013 Top 10 Predictions, 02/2013). SDN beruht auf drei Grundideen. Der erste Schritt ist die Virtualisierung der Netzwerke, also die Trennung von Physik und Logik und der entsprechenden Steuerung, wie sie sich bereits vor einigen Jahren bei den Servern durchzusetzen begann. Im zweiten Schritt wird das Netzwerk-Management hochgradig automatisiert. Im Ergebnis erhalten SDN-Anwender die Möglichkeit, den Betrieb, die Verwaltung und die Konfiguration der Netze ihrer Anwendungslandschaften von dem der großen Transportnetze - mitsamt Switches und Routern - vollständig getrennt zu halten und mit verschiedenen Teams zu managen. Dabei bilden die Transportnetze die so genannten Underlays, auf denen ein SDN-Service-Provider beliebig viele, voneinander völlig unabhängige Netzbereiche - die Overlays - für seine Kunden definieren kann, einschließlich eigener IP-Adressbereiche und Netzwerkdienste wie virtuelle Firewalls und Load Balancer. Einem Service-Anbieter eröffnet SDN die Möglichkeit, ganze Applikationslandschaften in die kundenspezifischen, virtuellen Netze zu packen und als eine Einheit zu managen. Er bietet diese Landschaften seinen Kunden als einheitlichen Service an, der sowohl Netzwerkdienste als auch IT-Ressourcen wie Computing und Storage sowie Applikationsteile, also Datenbanken und Middleware, umfasst. Die Trennung der Infrastruktur der Transportnetze von den Netzanwendungen ermöglicht es, ganze Anwendungslandschaften mobil zu machen und ohne Änderungen an der Netzwerkkonfiguration beliebig in andere Rechenzentren zu verlegen. Hat ein Unternehmen beispielsweise einen Outsourcing-Vertrag mit einem externen Dienstleister abgeschlossen, muss man nur ein paar Mausklicks vornehmen, um ganze Produktionsumgebungen zu diesem zu verschieben. SDN wird ein völlig neues Cloud-Betriebsmodell ermöglichen, das zu enormer Flexibilität, Agilität und Kostenersparnis führt. Während der SDN-Einsatz derzeit noch in den Anfängen steckt, ist damit zu rechnen, dass IaaS-Anbieter in rund zwei Jahren die ersten SDN-Projekte im IT-Großbetrieb umsetzen können. Derzeit führen große Netzwerkausrüster wie Cisco und VMware erste SDN-Produkte ein. Treibende Kraft dahinter ist die Open Networking Foundation (ONF), eine Non-Profit-Organisation, die 2011 von sechs führenden Netzbetreibern, Softwarefirmen und Internetunternehmen gegründet wurde und heute bereits mehr als 80 Mitglieder zählt. Trend 3: Big Data as a Service Big Data bedeutet für die meisten Unternehmen derzeit eine große Chance, neue Geschäftsmodelle zu erschließen und zusätzliche Wertschöpfung zu erzielen. Da es aber nur wenige Spezialisten gibt, die sich mit Big-Data-Technik auskennen, sind die entsprechenden Mitarbeiter teuer und nur schwierig zu bekommen. Daher sehen sich die Betriebe nach Möglichkeiten um, Big Data aus der Cloud zu beziehen. Viele von ihnen haben die Anforderung, ein paar Analysen im Monat zu fahren und auch nur dafür zu bezahlen. Hier bietet die Möglichkeit, Virtualisierung für Hadoop-Cluster zu nutzen, Vorteile für Lasten, die sehr viel Agilität benötigen - etwa Proof-of-Concept-Umgebungen, Test und Entwicklung sowie Lastspitzen. Damit sind solche Lasten auch auf IaaS-Umgebungen produzierbar. Die große Herausforderung für die Produzenten von Big Data as a Service ist die Fähigkeit, unter Einhaltung aller Sicherheits- und Isolationsanforderungen mehrere Kunden auf einer Umgebung zu betreiben (Multi-Tenancy, Mandantenfähigkeit). Gleichzeitig muss die Flexibilität von Virtualisierung gewährleistet sein. Daran arbeiten große Hadoop-Anbieter wie Hortonworks und Cloudera momentan gemeinsam mit Service-Providern. Bis dieses Konzept ausgereift ist, gewährleistet man die Sicherheit in der Hadoop- oder Big-Data-Welt durch separate Kundenumgebungen. Mit dem Yarn-Projekt wurde in der Open-Source-/Hadoop-Szene ein Vorhaben angestoßen, das sich von einem Resource-Management- zu einem Multi-Tenancy-Framework im Bereich Big Data entwickeln könnte. Trend 4: Multi-Cloud-Service-Provider Während sich die herkömmlichen IaaS-Angebote auf meist nur eine von mehreren marktrelevanten Cloud-APIs beschränken, produzieren erste Service-Provider die unterschiedlichsten Cloud-Ökosysteme effizient auf einer geteilten, automatisierten Infrastruktur-Landschaft - von den Cloud-Managern von VMware, Openstack oder Microsoft über Collaboration-Lösungen bis hin zu Video- und Telko-Applikationen aus der Cloud. Dies setzt voraus, dass ein Service-Anbieter hohe Isolationsanforderungen umsetzen und gleichzeitig die darunter liegende Infrastruktur sehr flexibel, dynamisch und automatisiert managen kann, um die Ressourcen zwischen den Cloud-Welten zu verschieben. Erfahrene Service-Anbieter lösen dies, indem sie zwischen der Infrastruktur und den Hypervisoren eine weitere Abstraktionsschicht einführen, die wie eine physische Trennung zwischen den Cloud-Ökosystemen wirkt. Multi-Cloud-Service-Providing ermöglicht Anbietern eine sehr starke Agilität und Kostenkontrolle sowie einen kurzen Go-to-Market. Neue Cloud-Services lassen sich schnell ausrollen, ohne dass ein Unternehmen dafür eine neue Infrastruktur planen, architektonisch ausarbeiten oder kaufen muss. Trend 5: IPv6-Fähigkeit Mit der Internet Protocol Version 6 (IPv6) bieten fortschrittliche IaaS-Service-Provider ihren Kunden ein Verfahren zur Datenübertragung an, das das Problem der Adressenknappheit im Internet löst. Damit der Datenaustausch mit anderen Geräten gelingt, braucht jedes Gerät eine eindeutige IP-Adresse. Doch ist das alte, bereits 1981 definierte Protokoll IPv4 an seine Grenzen gelangt, denn es erlaubt maximal 4,3 Milliarden IP-Adressen. Da diese Zahl bereits vor einiger Zeit überschritten wurde, benutzen viele Unternehmen hinter dem NAT-Router intern die gleichen privaten IP-Adressen - Überlappungen inklusive. Bei Outsourcing-Projekten, in denen die Netze von Unternehmen und Service-Providern zusammengeschaltet werden müssen, kann dies hohen zusätzlichen Aufwand verursachen, da die betreffenden Adressen zu ändern sind. Mit IPv6 setzen Service-Provider hingegen ein Internet-Protokoll ein, das die Anzahl der IP-Adressen fast ins Unendliche erweitert und Adresskonflikte bei Outsourcing-Projekten vermeidet.