Rechenzentren stellen hohe Anforderungen an den störungsarmen und unterbrechungsfreien Betrieb der technischen Infrastruktur. Das Beispiel des Kapazitäts-Managements zeigt: Nur wenn die Prozesse der IT-Abteilung mit denen des Facility-Managements eng verzahnt sind, lassen die Aufgaben zufriedenstellend meistern.
Viele IT-Verantwortliche mussten in den letzten Jahren feststellen, dass die technische Infrastruktur ihrer IT-Flächen und Rechenzentren mit der Entwicklung von IT-Hardware nicht standhalten konnte. Die Anforderungen an die Versorgungssicherheit und Verfügbarkeit sind drastisch gestiegen, während der Platzbedarf von Hardware bei höherer Leistungsfähigkeit enorm gesunken ist. Gleichzeitig nehmen die Kühllasten je Quadratmeter IT-Fläche weiter zu.
Erschwerend kommen äußere Einflüsse hinzu, wie beispielsweise die sinkende Zuverlässigkeit im Bereich der Energieversorgungsnetze der Verteilnetzbetreiber - unter anderem aufgrund der Nutzung regenerativer Energien oder örtlich und zeitlich begrenzter Extremwetterlagen. Diese Einflussfaktoren machen eine professionelle Bewirtschaftung von Rechenzentren notwendig. Dabei geht es um Aufgaben wie Sicherung der Energieversorgung, Raumluft- und Klimatechnik, Kältetechnik, technischer Brandschutz sowie Sicherheitstechnik. Es muss eine ausreichende Redundanz und Modularität im Aufbau der technischen Infrastruktur sichergestellt sein, ein Standortkonzept sowie kurze Reaktions- und Antrittszeiten im Störungs-Management vorhanden sein. Des Weiteren bedarf es eines hohen Qualitätsniveaus und -bewusstseins beim Facility-Management (FM), definierter Betriebs- und Installationsprozesse sowie eines ausgereiften Betriebskonzepts und des dazugehörigen Fachpersonals. IT- und FM-Abteilung müssen eng zusammenarbeiten.
Beim Störungs-Management beispielsweise zählen nicht nur eine kurze Reaktions- und Antrittszeit sondern allgemein die organisatorischen Vorkehrungen. Dazu gehören die Anzahl der Signalwege, die Rufbereitschaft/Herbeiruf sowie die Leistungsfähigkeit des First-Level-Supports, also des ersten Ansprechpartners im Störungsfall. Darüber hinaus ist dieser über vertragliche Vereinbarungen mit einem Second-Level-Support, also dem Hersteller und Lieferanten wichtiger versorgungstechnischer Komponenten, verknüpft. Im Rahmen des Störungs-Managements muss zu jeder Zeit und kontinuierlich die Kommunikation zwischen den FM-Mitarbeitern der IT-Abteilung funktionieren, damit die IT- und FM-Verantwortlichen weitere, der Situation angepasste Schritte veranlassen und umsetzen können. Entscheidend ist auch die Qualifikation und betriebliche Erfahrung des eingesetzten Personals. Nur Mitarbeiter mit ausgeprägtem Sicherheits- und Qualitätsbewusstsein sind für den Einsatz in Rechenzentren geeignet.
Die Erfolgsfaktoren für einen modernen IT-Betrieb zeigen, dass das FM für Rechenzentren nicht mit der Leistungserbringung und den dazugehörigen Prozessen in einer Büroimmobilie zu vergleichen ist. IT-technische Probleme verursachen neben hohen Kosten oft einen deutlichen Imageverlust für das betroffene Unternehmen. Ein Totalausfall eines IT-Standorts kann die Existenz des Unternehmens gefährden.
Die Verfügbarkeit einer IT-Fläche oder eines Rechenzentrums definiert sich über die Wichtigkeit der dort ablaufenden Geschäftsprozesse. Die jeweiligen Anforderungen sollten durch ein Standortkonzept abgebildet und gesichert sein. Dabei lassen sich zwei Ansätze unterscheiden: die Generierung eines RZ-Standorts mit maximaler Verfügbarkeit oder zwei voneinander unabhängige Rechenzentren. Im Fall des ersten Ansatzes könnte die technische Infrastruktur beispielsweise gemäß Tier IV des Uptime Institutes gestaltet sein: Das heißt, zwei voneinander unabhängige Versorgungspfade von der Mittelspannungseinspeisung bis hin zur Hardwarekomponente auf der IT-Fläche. Dies bedeutet auch eine Redundanz von n+1 in allen versorgungstechnischen Anlagenteilen, die Möglichkeit der Instandhaltung sämtlicher Anlagen und Einrichtungen im laufenden Betrieb ohne Beeinträchtigung des Betriebs des Rechenzentrums. Nachteilig sind die hohen Investitionskosten im Bereich Infrastruktur und ein großer Flächenbedarf für infrastrukturelle Einrichtungen.
Alternativ wäre ein Standortkonzept ausgehend von zwei Rechenzentren zu überlegen. Die Anforderungen an die Verfügbarkeit der technischen Infrastruktur für den Fall eines Hauptstandorts und eines Backup-Rechenzentrums können geringer ausfallen, da eine Redundanz über die beiden unterschiedlichen RZ-Standorte gegeben ist. Für diesen Ansatz ist die Möglichkeit zur unmittelbaren Umschaltung zwischen beiden Produktionsstandorten entscheidend. Die Entfernung zwischen den zwei Standorten ergibt sich aus einer Reihe von Überlegungen. Zum einen gilt es, die IT-Anwendungen und Funktionalität technisch zu gewährleisten. Zum anderen müsen Mindest- und Maximalentfernungen innerhalb von Zertifizierungen und Audits geregelt sein. Die zu Grunde liegende technische Infrastruktur lässt sich hierbei gemäß Uptime Institut von Tier II bis Tier III klassifizieren.
Einen wesentlichen Erfolgsfaktor beim Zusammenspiel zwischen IT und FM stellt das Kapazitäts-Management dar. Dazu gehören folgende Ressourcen: die freie nutzbare IT-Fläche, die raumkonkrete thermische Last aufgrund eingebrachter IT-Komponenten, die maximal zulässige thermische Last je IT-Fläche sowie die Auslastung dezentraler und zentraler versorgungstechnischer Komponenten.
Während die IT-Abteilung mehr auf die freie, noch nutzbare Aufstellungsfläche fokussiert ist, bedarf die technische Infrastruktur einer deutlich umfangreicheren Betrachtungsweise. Die FM-Abteilung muss konkret überlegen, ob die installierten Leistungen der Raumluft- und klimatechnischen Anlagen ausreichen, und auch wie die Auslastung der USVs für diesen Versorgungsbereich aussieht. Zu guter Letzt, wenn alle IT-Flächen konkret betrachtet wurden, stellt sich noch die Frage, ob die installierten Mechanismen der zentralen Versorgungseinrichtungen bis hin zur Einspeisung des Energieversorgungsunternehmens passen.
Da diese Betrachtungen aufgrund von Zu- und Abgang von IT-technischen Komponenten sehr stark schwanken können, empfiehlt sich eine monatliche Analyse. Das Erkennen und Anzeigen, wenn versorgungstechnische Komponenten ihre Auslastungsgrenzen erreichen, genügt nicht, ein Planungsprozess für eine mögliche Erweiterung der technischen Infrastruktur oder die Verlagerung von IT-Komponenten auf andere Standorte ist dabei ebenfalls erforderlich.
Zudem stellt das Kapazitäts-Management eine wichtige Grundlage für die Energieeffizienz dar. Auch hier gibt es zwischen der IT- und der FM-Abteilung unterschiedliche Schwerpunkte: Während sich die IT Themen wie etwa Virtualisierung, Konsolidierung und energiesparende Betriebsmodi von IT-Komponenten widmet, betrachtet das Facility-Management die technische Infrastruktur und deren energetisch effizienten Betrieb. Als geeignetes Hilfsmittel zur Quantifizierung des aktuellen Energiebedarfs und sich daraus ergebender Einsparmöglichkeiten hat sich die so genannte PUE (Power Usage Effectiveness) etabliert. PUE wird aus dem Verhältnis zwischen Gesamtenergiebedarf des Rechenzentrums (Total Facility Power) und Energiebedarf der installierten IT-Komponenten (Total IT-Equipment Power) gebildet. Typische Werte liegen im Mittel bei etwa 2,0. Zielsetzung für bestehende Rechenzentren ist eine PUE in Höhe von 1,6. Aus Sicht des Facility-Managements sind Optimierungsmöglichkeiten vornehmlich in den Bereichen Raumluft- und Klimatechnik sowie Kältetechnik zu finden. Als weiteren Ansatzpunkt bietet sich die USV-Technik an.
IT und FM müssen viel stärker miteinander verzahnt sein als bisher. Das gemeinsame Ziel - ein erfolgreicher und störungsfreier IT-Betrieb - steht dabei im Vordergrund.