Kürzlich habe ich den " Virtualisierungs- und Cloud-Computing-Kongress 2010? für die LANline und das Startup-Unternehmen AppSphere moderiert - schöne Veranstaltung, nettes Ambiente (IHK Karlsruhe), interessante Vorträge, gute Stimmung. So weit, so gut.
Zwischendurch habe ich mir dabei Gedanken über das "Cloud Computing? gemacht – nicht nur, weil
dies gerade Tagesthema war, und nicht nur, weil "Cloud? derzeit als Marketing-Begriff allüberall
aufpoppt, sondern auch, weil der Begriff – auf Deutsch ja immerhin "Wolken-Rechnen? – zu allerlei
wilden Assoziationen und Wortspielen einlädt. Wie zum Beispiel, ob es bei einem "Cloud Data Center?
nicht automatisch um das IT-Pendant zu einem Luftschloss gehen muss?
Das Grundproblem des Wortes "Cloud? ist natürlich, dass es sich derzeit auf der Spitze eines
Hype-Cycles tummelt, also im siebten Himmel kurzlebiger Marketing-Beliebtheit schwebt. Heerscharen
von IT-Marketiers biegen sich den Begriff zur Zeit so zurecht, wie sie ihn gerade brauchen, wodurch
die Cloud von Tag zu Tag "wolkiger? wird.
Dabei gibt es durchaus eine klare Definition von "Cloud Computing? – die sich der IT-Journalist
von Welt natürlich aus der Cloud klaubt (genauer:
von Wikipedia): "Cloud Computing?, wissen
die anonymen, aber weisen Wikipedia-Massen, "bezeichnet primär den Ansatz, abstrahierte
IT-Infrastrukturen (z. B. Rechenkapazität, Datenspeicher – siehe IaaS), fertige Programmpakete
(siehe SaaS) und Programmierumgebungen (siehe PaaS) dynamisch an den Bedarf angepasst über (ein)
Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Die Abrechnung erfolgt dabei nutzungsabhängig, da nur
tatsächlich genutzte Dienste bezahlt werden müssen.? Ebenfalls von zentraler Bedeutung für das
Konzept sei die vollautomatische Bereitstellung in virtualisierten Rechenzentren mittels
Web-Technologie wie Web-Services.
Was hier so einfach klingt, ist technisch gesehen äußerst anspruchsvoll, komplex und
facettenreich. Und so schmücken immer mehr Unternehmen ihre Produkte mit dem Aufdruck "Cloud?, bei
denen bislang "Rechenzentrum?, "Virtualisierung?, "IT-Management?, "Application Service Provider?, "
Internet?, "World Wide Web? und zahlreiche andere Labels – zwischenzeitlich auch mal "Green IT? –
auf der Verpackung stand. Die weiteren Aussichten: zunehmend bewölkt.
Dennoch bin ich ein großer Fan des Wortes "Cloud?. Denn irgendeinen Namen muss man dem jüngsten
Spross aus der Familie des mit IT Machbaren schließlich geben. Und dann nimmt man doch am besten
ein Wort, das kurz und knackig ist, zudem leicht zu merken und auch für den Deutschen problemlos
auszusprechen (anders als, sagen wir mal, "Service-Oriented Architecture?).
Noch dazu ist "Cloud? ein sehr bildhafter Ausdruck – schließlich ist er von den kleinen
Cartoon-Wolken abgeleitet, die in Netzwerkgrafiken das Weitverkehrsnetz oder das Internet
symbolisieren. Bildhafte Ausdrücke sind nützlich, laden sie doch das Gehirn zum Arbeiten ein. Wie
schrieb schon Kurt Tucholsky in seinem Kurztext "
http://www.zeno.org/Literatur/M/Tucholsky,+Kurt/Werke/1931/Zur+soziologischen+Psychologie+der+L%C3%B6cher" target="_blank" title="Tucholsky: Zur soziologischen Psychologie der Löcher">Zur soziologischen
Psychologie der Löcher": "Wenn der Mensch ?Loch? hört, bekommt er Assoziationen: manche denken
an Zündloch, manche an Knopfloch und manche an Goebbels.? Und wenn sie "Cloud? hören, denken eben
manche an Schäfchenwolken, manche an Luftschlösser und manche an Software as a Service.
Deshalb finde ich den Begriff "Cloud? einfach gut. Oder, wie der Berliner sagen würde: "Cloud
Compjuhting is? echt ?ne Wolke.?
LANline/
Dr. Wilhelm Greiner