Glosse: Social Media Guidelines freundlich vermitteln

6. April 2010, 9:14 Uhr |

Ein Schreckgespenst geht um in deutschen Firmen: das Mitmach-Web, also Plattformen wie Blogs, Social Networks, Youtube oder Twitter - mithin alles, was man diese Saison gerne unter dem Begriff " Social Media? zusammenfasst. User-Generated Content allerorten - da sorgen sich viele Unternehmenslenker um ihre Firmengeheimnisse, den guten Ruf des Unternehmens oder auch um die Konzentration der Mitarbeiter auf das Kerngeschäft. Social Media Guidelines sollen?s nun richten.

Immer mehr Menschen nutzen Social Media privat ebenso wie beruflich, und eine klare Grenzziehung
ist schon längst nicht mehr möglich. Somit gibt es im Wesentlichen vier Bereiche, in denen Social
Media für Unternehmen relevant sind:

* Berufliche Nutzung in der Arbeitszeit. Einerseits gibt es immer mehr hausinterne
Social-Software-Plattformen mit der Zielsetzung "Enterprise 2.0? (also elegantere und schnellere
Zusammenarbeit auf der Basis von Web-2.0-Technik), andererseits gehört das Bloggen und Twittern zum
Berufsalltag zum Beispiel von PR- und Marketing-Mitarbeitern.

* Berufliche Nutzung in der Freizeit. Für viele Mitarbeiter endet die Arbeitszeit schon längst
nicht mehr mit dem Verlassen des Unternehmensgeländes, nicht mal mehr mit dem Zuklappen des
Notebooks im Home Office: Dank Iphone, Blackberry und Co. ist man auch unterwegs und letztlich
sogar rund um die Uhr erreichbar. (Und wieso kapiert der Kollege in Kalifornien eigentlich nicht,
dass es nicht nur die vier US-Zeitzonen gibt? Seufz!)

* Private Nutzung in der Arbeitszeit. Da gibt es vor allem das Chatten, Twittern und
Youtube-Gucken im Büro, das so viele Vorgesetzte fürchten – und bei dessen Bekämpfung sie dank
zunehmender Verbreitung von Smartphones auf verlorenem Posten stehen, auch wenn sie?s oft noch
nicht zugeben wollen. (Kleiner Trost: Jene Mitarbeiter, die Arbeitszeit mit Social Media
verdaddeln, bekämen dies auch ohne Youtube, Twitter und Co. genausogut hin – das ist kein
Technikproblem, sondern eines der Arbeitseinstellung!) Außerdem gibt es aber im Enterprise 2.0 auch
durchaus Ansätze, dass Mitarbeiter auf unternehmenseigenen Collaboration-Plattformen durchaus
Privates einbringen können und sollen – denn auch dies dient der Unternehmenskultur und kann den
intellektuellen Austausch über Team- und Abteilungsgrenzen hinweg fördern.

* Last but not least: die private Nutzung in der Freizeit. Da könnte man erst mal denken: Das
geht doch den Arbeitgeber nichts an – würde die "Consumerization? (also die Grenzverwischung
zwischen beruflicher und privater IT-Nutzung) nicht in beide Richtungen wirken. Wenn jemand privat
unter seinem richtigen Namen postet und twittert (statt unter einem Alias oder Pseudonym), woher
soll das Gegenüber dann wissen, dass dieses Posting nun eben nicht vom Unternehmenshandy abgesetzt
wurde sondern vom privat erworbenen Gadget? Wie privat kann ein Blog-Post sein, wenn ich weiß, er
stammt von einem hochrangigen Mitarbeiter der Firma XYZ? Hinzu kommt, dass zum Beispiel auch
private Tweets öffentlich sind – was schon manchen über den Chef schimpfenden Tweeter seinen Job
gekostet hat.

Die Sorge um unangebrachte, unbedachte oder auch exzessive Nutzung von Social Media ist häufig
berechtigt, und darum geben immer mehr Unternehmen Social-Media-Guidelines heraus (was auch hier
schon Thema war, siehe "
http://metaphorous.com/2010/02/03/social-networking-richtlinien-notwendig-ubel-oder-notwendiges-ubel/">Social-Networking-Richtlinien:
Notwendig, übel oder notwendiges Übel?"). Um dies zu fördern, hat zum Beispiel die Fachgruppe
Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft BVDW e.V. kürzlich einen eigenen Gratisleitfaden
namens "Social Media Richtlinien: 10 Tipps für Unternehmen und ihre Mitarbeiter?
vorgestellt,
der als Grundlage für unternehmenseigene Handlungsvorgaben dienen soll.

Anders als bei den vielen Vorschriften, Richtlinien und Verhaltenskodizes der Business-Welt
verkompliziert sich die Lage in Fall der Social-Web-Techniken dadurch, dass es sich – wie oben
beschrieben – eben nicht um eine rein firmeninterne Angelegenheit handelt. Deshalb müssen
Unternehmen – wie etwa auch im Fall der
Security-Awareness
– besonders darauf achten, ihre Mitarbeiter zum verantwortungsvollen Umgang mit den sozialen Medien
zu motivieren, statt sie mit Verboten, Vorschriften und dem Androhen von Konzequenzen zu
verprellen.

Im Prinzip wissen dies die Unternehmen – daher die Vorliebe für Richtlinien, Guidelines und
Handlungsanleitungen statt für pauschale Verbote. Dennoch sind die Guidelines häufig im Stil eines "
Hauptsache, wir haben?s mal schwarz auf weiß mitgeteilt? gehalten, wie zum Beispiel die
http://www.bbc.co.uk/guidelines/editorialguidelines/advice/personalweb/index.shtml">Richtlinen
des britischen Fernsehsenders BBC.
http://www.bbc.co.uk/guidelines/editorialguidelines/advice/personalweb/index.shtml">

Manchmal stößt man zum Glcük auf Beweise, dass es auch anders geht. Ein zurecht gern zitiertes
Beispiel dafür ist die
http://www.kodak.com/US/images/en/corp/aboutKodak/onlineToday/Kodak_SocialMediaTips_Aug14.pdf">Social-Media-Broschüre
von Kodak: Sie ist nicht nur kompetent zusammengestellt, sondern auch sehr ansprechend
aufbereitet – nicht nur nützlich, sondern auch motivierend.
http://www.kodak.com/US/images/en/corp/aboutKodak/onlineToday/Kodak_SocialMediaTips_Aug14.pdf">

Um den Unternehmen nicht nur eine Basis für die inhaltliche Diskussion zu geben (dafür findet
man im Web bereits
zahlreiche Beispiele), sondern zudem eine
Anregung, wie man Social-Media-Guidelines freundlich und mit einem kleinen Augenzwinkern darstellen
kann, haben der LANline-Cartoonist
http://www.wolfgangtraub.de/">Wolfgang
Traub und ich unter Verwendung diverser LANline-Titelgrafiken einen kleinen
Social-Media-Leitfaden erstellt, der
http://www.slideshare.net/WilhelmGreiner/12-social-media-tipps">auf Slideshare kostenlos
abrufbar ist. Mit solchem "
Communitainment?
können Unternehmen ihre Mitarbeiter hoffentlich eher dazu anregen, sich aus intrinsischer
Motivation heraus verantwortungsvoll zu verhalten.


Da Fachleute wie zum Beispiel
Prof. Michael Koch von der
Universität der Bundeswehr in München/Neubiberg dazu raten, solche Guidelines kurz und knapp zu
halten (siehe
http://llschnuerer.cmpdm.de//articles/best_practices_beim_social-software-einsatz:/2010004/02m.html?thes=">mein Interview
mit Prof. Koch), haben wir uns auf zwölf Tipps beschränkt. Dennoch oder gerade deshalb
hier die Frage: Fehlt etwas? Muss ein Punkt noch unbedingt mit rein? Ich freue mich auf
Feedback!

LANline/
http://www.mitteilerei.de">Dr. Wilhelm
Greiner


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