Während auf dem am letzten Donnerstag zu Ende gegangenen Broadband World Forum in Brüssel die meisten einschlägigen Player, darunter beispielsweise Alcatel-Lucent und Huawei, ihr GPON-Engagement klar bekräftigten, verkündete Nokia Siemens Networks (NSN) seinen Ausstieg aus der in einigen Ländern bereits vermehrt implementierten Access-Technologie. Als "erheblich ökonomischere Alternative" präsentierte das Unternehmen neue Lösungen auf Basis von VDSL2, sowie die Vision eines "besseren Glasfasernetzes", das GPON deutlich überlegen sei.
Der Weg zum User wird früher oder später aus Glas sein – daran gibt es auch bei Nokia Siemens
Networks (NSN) keinen Zweifel. Doch während zahlreiche Hersteller mittels Gigabit Passive Optical
Network (GPON) die Carrier und Service-Provider bereits heute zur sukzessiven Ablösung ihrer
DSL-Technik ermutigen, zeichnet NSN einen anderen Evolutionspfad für den Breitband-Access: DSL
mittels VDSL2 über die nächsten zwei bis drei Jahre ausreizen, um dann allmählich auf Next
Generation Optical Access" (NGOA) umzusteigen. Im Gegensatz zu GPON ist NGOA noch kein Standard.
Vielmehr befindet es sich noch im Stadium der Forschung, in der NSN eine führende Rolle einnimmt.
Standardisierungsorganisationen wie FSAN, ITU, IEEE, IETF und das Broadband Forum sind jedoch
bereits von Anfang an eng mit in die Technologieentwicklung eingebunden. Erste Prototypen sind
vielversprechend: Übertragungsraten von 10/2,5 GBit/s (Down-/Upstream), Distanzen bis 100 Kilometer
und eine Bitfehlerrate von 10-10 (gängiger Standardwert heute: 10-7). Für marktreife Produkte ist
eine symmetrische Bandbreite von 1 GBit/s angepeilt, die mit NGOA jedem Nutzer ungeteilt zur
Verfügung stehen würde (Lambda-per-User-Konzept). Für die Provider verspricht NGOA erhebliche
Einsparungen. So soll die Notwendigkeit einer separaten Aggregationsschicht im Metro-Bereich
komplett wegfallen. Das bereits existierende Metro-Glasfasernetz könne weitgehend für NGOA
weitergenutzt werden.
Vor diesem Hintergrund stellte NSN auf dem Breitband World Forum eine Reihe neuer
VDSL2-Technologien und -Produkte vor. So soll sich ein neuer, relativ kleiner und leicht zu
implementierender DSLAM (DSL Access Multiplexer) ein Verfahren zu Nutze machen, das in Form von
MIMO (Multiple Input Multiple Output) ansonsten bisher nur in der drahtlosen Welt bekannt war: Der
Crosstalk zwischen den Adern der Telefonleitung (in der Luft: Funkwellen-Streams) – normalerweise
ein gefürchteter Bandbreiten-Killer – wird hier zur Signalverstärkung genutzt. Bis zu 100 MBit/s in
Richtung Anwender sollen so sicher und stabil transportierbar sein – genug, um neben mehreren
High-Definition-Fernsehkanälen auch noch symmetrische Breitband-Internet-Services anbieten zu
können. Für seine aktuelle und vielerorts im Einsatz befindliche DSLAM-Familie hat NSN zwei neue
FTTC/FTTB-Lösungen (Fiber-to-the-Curb/Building) vorgestellt. Alle neuen DSL-Lösungen kommen mit
einem neuen Software-Paket für "Quality-TV", mit dem IPTV dank stabiler Übertragungsqualität und
minimiertem Verlust von Datenpaketen wirklich Spass bringen soll.
Stefan Mutschler/dp
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Richtung Glasfaser