Die digitale Kultur von heute für zukünftige Generationen zu be- wahren, ist für Wissenschaftler kein leichtes Unterfangen. Schließlich sind moderne Daten nicht nur schnell, sondern vor allem flüchtig.
Dass Archäologie keine sinnlose Buddelei in der Wüste ist, machen Sensationsfunde wie die Entdeckung Trojas durch Heinrich Schliemann oder der Fund des »Steins von Rosette« deutlich. Erst das 762 Kilogramm schwere Säulenfragment ermöglichte durch seinen in Hieroglyphen, Demotisch und Altgriechisch eingemeißelten Text die Übersetzung des altägyptischen Schriftsystems und trug so entscheidend zum Verständnis der Pharaonenkultur bei.Von der heutigen digitalen Kultur werden nachfolgende Generationen ohne Zutun keine solchen Überbleibsel vorfinden. Während Steintafeln, Speerspitzen aus Metall und sogar Mumien Jahrhunderte überdauern können, sind moderne Daten aus Elektrizität und magnetischen Ladungen flüchtig. Nicht umsonst floriert das Geschäft von Datenrettungsspezialisten oder verschlüsseln Cyberkriminelle Daten, um die Betroffenen nachher um große Summen zu erpressen.
Neben Wissenschaftlern versuchen Institutionen wie das Computerspielemuseum in Berlin oder die Deutsche Nationalbibliothek, Techniken zur Aufbewahrung unseres digitalen Kultur-gutes zu entwickeln. Vor allem die Betreiber des Computerspielemuseums möchten ihre Arbeit nicht als eigennütziges Nerd-Projekt, sondern als kulturhistorischen Beitrag verstanden wissen. Schließlich nehmen Computerspiele eine Sonderstellung ein, da sie Nicht-Experten als erstes den Zugang zur komplizierten digitalen Technik ermöglichten und ihnen beibrachten, mit ihr umzugehen. Sie sind genau an der Schnittstelle zwischen digitaler Technik und der breiten Masse angesiedelt, in der Kultur entsteht. Dabei konzentrieren sich die Berliner vor allem auf die Trägersysteme. Das eigentliche Kulturgut Software wird auf immer neue Hardware überspielt, um sie weiter mit aktueller Technik nutzen zu können. 25.000 originale Datenträger mit Computerspielen und Anwendungen hat das Team um Andreas Lange seit der Eröffnung 1997 bereits zusammengetragen. Dazu kommen 120 verschiedene Konsolen und Computersysteme sowie über 12.000 Zeitschriften.
Doch nicht nur für originär digitale Kulturgüter ist die nachhaltige Aufbewahrung unverzichtbar. Auch eigentlich analoge Kommunikationsmedien wie Bücher werden digitalisiert, um sie auch im Falle von Katastrophen wie dem Brand in der Weimarer »Herzogin Anna Amalia Bibliothek« 2004 zugänglich zu bewahren. Damals sorgte eine defekte Elektrokabelverbindung dafür, dass 50.000 historische Bücher unwiederbringlich vernichtet wurden. Für den Channel bedeutet Datensicherung und -digitalisierung in erster Linie vor allem Eines: Geschäft. Doch dabei sollte nicht vergessen werden, dass Daten in der heutigen Zeit mehr sind als eine reine Ansammlung von Algorithmen. Im Falle von Computerspielen und vor allem der Weimarer Republik sorgt sie dafür, dass vergangene Geschichte und aktuelles Kulturgut auch für nachfolgende Generationen erhalten bleibt. Umso wichtiger ist es, dass praktische Lösungen entwickelt werden, die eine schnelle und leichte Datenerfassung ermöglichen und dafür sorgen, dass die Daten auch in Zukunft zur Verfügung stehen.