Dicke Speicher mit vielen Platten liefern Kapazität satt. Der Anwender kann nahezu beliebige Datenmengen einspeichern – und vielleicht auch wiederfinden.
Schon die alten Dinosaurier kannten den Spruch »There is safety in Numbers« – zumindest im übertragenen Sinne. Eine Herde tonnenschwerer, Farn-mümmelnder Saurier musste sich nicht vor T-Rexen verstecken. Die schiere Größe und Zahl der Tiere schützte den Bestand vor dem Aussterben – zumindest bis zum Einschlag eines Asteroiden. Verblüffend ähnlich sieht es aktuell bei den Speichersystemen der Anwender aus: Dutzende fetter Platten in Arrays sollen den Datenbestand schützen. Das geht hier auch so lange gut, wie kein Asteroid einschlägt oder der Serverraum von anderweitigen Katastrophen heimgesucht wird. Dank verfallender Preise und explodierender Kapazitäten suchen die Speicheradministratoren ihr Heil also in der Masse.
Was aber passierte damals bei den Echsen, wenn sich ein kleiner Brontosaurus-Junior im Dickicht der Großtierfüße verlief und Mama-Langhals ihn nicht mehr finden konnte? Na ja, das war dann wohl einfach Pech und nicht weiter tragisch, der Kleine hatte ja noch ein paar Dutzend Geschwister. Das aber geht im Datencenter natürlich nicht. Im Dschungel der Terabytes ist jedes noch so kleine File wichtig und kann eben nicht durch irgendetwas ersetzt werden. Wie aber will der IT-Verwalter bei immer noch mehr LUNs, Arrays, Disks und Shares einzelne wichtige Files und Blöcke wiederfinden? Noch dazu gibt es im LAN Dutzende wenn nicht gar Hunderte sogenannter Endanwender, die Dateien an Orte kopieren, wo sie einfach nicht hin gehören. Von den meisten Files behalten diese Benutzer-Vandalen zudem viele Kopien mit unterschiedlichen Revisionsständen und verstreuen diese an unmögliche Orte im LAN oder SAN. Immer größere Heuhaufen machen es immer komplizierter, einzelne Nadeln darin zu finden.
Hier zeigt sich das größte Problem und damit auch die größte Herausforderung bei aktuellen Speichersystemen. Es ist leicht und vergleichsweise günstig, riesige Kapazitäten bereitzustellen. Sie zu verwalten und den Datenbestand zu organisieren fällt von Gigabyte zu Gigabyte schwerer. Verwaltungstools für Speichersysteme stehen daher ganz oben auf der Wunschliste großer Unternehmen. Der Administrator muss sehen, was er alles an Daten hat, wie viele überflüssige Redundanzen in den Speichersystemen stecken und wo löschfähige Altlasten herum liegen. Leider fehlt der Industrie hier ein ganzheitlicher Ansatz, der ein lückenloses Speichermanagement von der LUN im Speichersystem bis hin zu den Dateien auf den diversen Server-Plattformen zulässt. Jeder Hersteller kocht hier ein eigenes Süppchen. Die SAN-Macher kümmern sich nur um LUNs und Blöcke, die darauf gesicherten Dateisysteme und Dateien gehen sie nichts an. Im Gegenzug arbeiten die File-orientierten Hilfsmittel nur mit Dateien und kümmern sich weniger um die SAN/NAS-Architektur dahinter.
Hier wird es in absehbarer Zeit zum Glück Änderungen geben. Nachdem Anwender bereits Server und SANs virtualisieren, taucht am Horizont ein viel versprechender Storage-Trend auf: NAS-Virtualisierung. Passende Appliances verwalten alle physischen File-Ressourcen und stellen sich den Anwendern als alleiniges File-Portal dar. Der Verwalter hingegen sieht, was hinter der Appliance tatsächlich auf den Datenträgern liegt und kann mit passenden Hilfsmitteln das Daten-Chaos entrümpeln. Der Virtualisierungs-Layer enkoppelt tatsächlich vorhandene NAS-Ressourcen von den für den Anwender sichtbaren virtuellen Freigaben. Der Administrator kann somit die komplette NAS-Landschaft im laufenden Betrieb umkonfigurieren, ohne dass Anwender etwas davon merken. Weitere Hilfsmittel wie Deduplikationstools haben sich bereits etabliert und werden über virtualisierte NAS-Umgebungen weiter Einzug in die Unternehmens-LANs halten. Dienste wie der Tiered-Storage verlagern alte, wenig gebrauchte Dateien auf langsame und günstige NAS-Ressourcen. Die NAS-Virtualisierung zählt zu einem der wichtigsten Trends, auch wenn um dieses Thema noch kein Hype entstanden ist. Was auf den ersten Blick nur wie eine Konsolidierung von Ressourcen aussieht, entpuppt sich als sehr leistungsfähiges Managementwerkzeug für den Verwalter.
Die sonstigen Neuerungen in aller Kürze: SCSI tritt jetzt endgültig in den verdienten Ruhestand. Neue Server und DAS/SAN-Komponenten arbeiten ausschließlich mit SAS. Dank dualer Ports lassen sich so DAS-Systeme an zwei Server anbinden, ohne ein SAN zu benötigen. Auch iSCSI etabliert sich zunehmend bei kleinen und mittelgroßen Unternehmen oder in Außenstellen großer Betriebe. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe solider und ausreichend schneller Lösungen. Bei den Tapes ist es ruhig, obwohl diese Technologie für die Langzeitarchivierung enorm wichtig bleibt. Hier sind die Software-Hersteller endlich gefordert, passende integrierte Lösungen zu schmieden, die Backup-to-Disk mit Archive-to-Tape in einem Enterprise-Tool integrieren.