Novell Groupwise Mobile Server im Test

Groupwise auf dem Handy

22. November 2006, 23:00 Uhr | Werner Degenhardt/pf

In einer Kooperation mit Nokia hat Novell ihre Messaging-Plattform Groupwise um Dienste für die Livesynchronisation mobiler Clients erweitert. Der "Groupwise Mobile Server" ist Teil der aktuellen Groupwise-Version 7.0.1. PDAs und mobile Endgeräte sind damit beispielsweise über Mobilfunk oder WLAN jederzeit auf E-Mail-Empfang.

Mit dem Support-Pack 1 vom Sommer dieses Jahres hat Novell ihre Messaging-Plattform Groupwise
zur Version 7.0.1 weiter entwickelt. Das Support-Pack korrigiert eine ganze Reihe von Fehlern der
Version 7 – wie das von einem Support-Pack zu erwarten ist. Neben Detailverbesserungen bietet es
aber auch eine echte Sensation, den so genannten Groupwise Mobile Server, der für Käufer der
Version 7.0.1 oder Abonnenten von Groupwise (Kunden mit der so genannten Upgrade Protection)
kostenloser Bestandteil des Support-Packs ist.

Groupwise Mobile Server ist das Produkt einer intensiven Kooperation zwischen Novell und Nokia.
Nokia hat Ende 2005 den amerikanischen Hersteller Intellisync gekauft, um ihre Position im
Geschäftskundensegment zu stärken. Hinter der Investition steht sicher auch die Absicht von Nokia,
Symbian als Betriebssystem für Smartphones weiter zu verbreiten. Symbian ist das Betriebssystem der
Nokia-Mobiltelefone sowie von Geräten von Herstellern wie Sony Ericsson, Motorola, Mitsubishi und
anderen. Novell wiederum hat die Intention, Groupwise im Segment der mobilen Benutzer weitere
Marktvorteile vor der Konkurrenz zu verschaffen. Und beide Hersteller beabsichtigen, mit Linux und
Symbian Betriebssysteme abseits von Windows Server und Windows Mobile zu stärken.

Groupwise Mobile Server enthält aus der "Intellisync Mobile Suite" von Nokia die Module "E-Mail
Accelerator", "Groupwise Connector" sowie "Mobile Device Synchronization". Andere
Intellisync-Module wie "Dateisynchronisierung" lassen sich durch den Erwerb zusätzlicher Lizenzen
bei Nokia freischalten. Groupwise Mobile Server kann – mit Ausnahme von Dokumenten – alle
Informationen in Groupwise auf mobile Endgeräte synchronisieren, solange sie mit einem der
folgenden Betriebssysteme ausgestattet sind: Windows CE, Windows Mobile 5.0, Symbian 60, 80, UIQ,
SyncML, Palm OS und Brew.

Bei so genannten Smartphones und modernen Mobiltelefonen ist Symbian am weitesten verbreitet.
Symbian entstand aus dem Betriebssystem EPOC von Psion und wird vom gleichnamigen Hersteller
produziert. Nokia hält fast die Hälfte aller Anteile an Symbian, die andere Hälfte ist in den
Händen von Ericsson, Panasonic, Samsung, Sony Ericsson und Benq.

Für den Benutzer ist der Umgang mit Groupwise Mobile Server einfach. Er meldet sich mit seinem
Benutzernamen bei der Groupwise-Mobile-Website seines Unternehmens an und fordert den
entsprechenden Konnektor für sein Endgerät an (Bild 1). Der Groupwise Mobile Server antwortet mit
einer SMS, die den Link zum Download des Konnektors enthält. Nach der Installation des Konnektors
ist das Endgerät empfangsbereit (Bild 2).

Die Konnektoren nutzen dabei die Fähigkeiten des Endgeräts aus, das heißt, die im jeweiligen
Betriebssystem des Endgeräts vorhandenen Möglichkeiten von Kalender, Adressbuch, E-Mail, Ordnern
etc. Es wird keine spezielle Benutzeroberfläche installiert. Diese "minimalinvasive" Behandlung des
Mobiltelefons ist in jeder Hinsicht positiv. Der Benutzer muss sich nicht umstellen. Er hat nach
der Installation des Konnektors einfach mehr vom Handy (Bild 3).

Welche Daten wann auf das Mobiltelefon synchronisiert werden sollen, legt der Benutzer in der
Website des Groupwise Mobile Servers fest. Dem Anwender bieten sich dabei geradezu ausufernde
Möglichkeiten, zu konfigurieren, welche Informationen unter welchen Umständen auf seinem
Mobiltelefon landen.

Das Ausmaß der Kommunikation zwischen Groupwise Mobile Server und dem Mobiltelefon kann sich
darauf beschränken, dass der Anwender durch eine SMS darauf aufmerksam gemacht wird, dass eine ganz
bestimmte E-Mail bei Groupwise eingegangen ist. Im anderen Extrem kann der Benutzer alles in
Echtzeit synchronisieren, was in Groupwise ankommt, und verfügt so über ein Handy mit "
Blackberry-Feeling".

Die Basiskonfiguration von Groupwise Mobile Server lässt sich in einer knappen Stunde
durchführen. Voraussetzung ist, dass der Administrator keine Berührungsängste mit Windows hat: Der
Groupwise Mobile Server läuft auf Windows 2000 (SP4) und Windows Server 2003. Nokia arbeitet mit
Hochdruck an der Portierung auf Linux, die im Frühsommer 2007 abgeschlossen sein soll. Das
Installationsprogramm von Groupwise Mobile Server, der sich an dieser Stelle mit seinem
Originalnamen "Intellisync Mobile Suite" meldet, ist angenehm: Dies liegt vor allem daran, dass das
Programm alle wichtigen Daten abfragt und testet, bevor die Installation durchläuft. Der Groupwise
Mobile Server sollte übrigens ein dedizierter Windows-Server sein, auf den das
Installationsprogramm ohne Rücksicht auf andere laufende Dienste seine Module installieren und
konfigurieren kann.

Der Groupwise Mobile Server kommuniziert mit dem Groupwise POA (Post Office Agent) über SOAP
(Simple Object Access Protocol), das auf dem POA aktiviert sein muss. Für Groupwise auf Linux
empfiehlt Novell die Installation des "Hotpatch 2 für Groupwise 7.0.1", der Verbesserungen an der
SOAP-Schnittstelle bringt.

Mit dem mobilen Endgerät kommuniziert der Groupwise Mobile Server über TCP/IP und SMS (Bild 4).
Die IP-Verbindung kann das Gerät über alle Methoden hergestellten, über die es verfügt (GPRS, WLAN,
Bluetooth, Docking-Station und anderes mehr). Die SMS-Signale braucht Groupwise Mobile Server für
das Aufwecken des Geräts und die so genannte Kill-Pill zum Rücksetzen, falls dies aus
Sicherheitsgründen einmal nötig sein sollte. Als SMS-Gateway kann das Unternehmen dasjenige des
Telefonie-Providers benutzen oder selbst ein entsprechendes Gateway einrichten. Die Administration
von Groupwise Mobile Server erfolgt über ein Snap-in in der Microsoft Management Console (MMC).
Groupwise Mobile Server muss die Benutzer und Geräte kennen, die er bedienen soll. Jede Person die
Informationen empfängt und sendet benötigt eine eindeutige ID und ein Profil, in dem niedergelegt
ist, auf welche Informationen sie zugreifen kann.

Standardmäßig ist "Auto Discovery" aktiviert, und Intellisync holt sich die Benutzer aus der
Groupwise-Datenbank. Es ist empfehlenswert, die Benutzer dann in Gruppen zusammenzufassen und
diesen Profile zuzuordnen. Der Administrator muss die Benutzer von Groupwise Mobile auf jeden Fall
noch einmal den entsprechenden Profilen oder Gruppen des Groupwise Mobile Servers zuordnen, was dem
an das Novell-Identity-Management gewöhnten Administrator verbesserungswürdig vorkommt.

Die möglichen Einstellungen in den Nutzungsprofilen sind zahlreich und lassen sich vom
Administrator für den Benutzer voreinstellen. Worum sich der Administrator auf jeden Fall kümmern
sollte, sind die Konfigurationsangaben bei den Optionen "Readysync" und "Push". Mit den geeigneten
Einstellungen kann der Anwender für das mobile Gerät vereinbaren, dass es sich wie ein Blackberry
verhält und live mit der Groupwise-Inbox verbunden ist. Letzteres kann teuer werden, wenn der
gesamte Synchronisierungsverkehr zwischen Groupwise Mobile Server und Endgerät zu den normalen
Tarifen des Telefonie-Providers abläuft. Hier empfiehlt sich eine Flatrate.

In den Profilen lassen sich auch die Kommunikationswege priorisieren, die das Endgerät für den
Abgleich mit dem Groupwise Mobile Server benutzt. Wenn das Endgerät in der Docking-Station steckt
oder per USB am Rechner angeschlossen ist, dann ist es sicher nicht sinnvoll, über SMS- oder die
IP-Verbindung des Telefonie-Providers zu synchronisieren.

Wegen der Vielzahl von Einstellungsmöglichkeiten empfiehlt es sich, die voreingestellten
Default-Profile nicht zu löschen und nach und nach neue Profile für Nutzer beziehungsweise Gruppen
anzulegen. Wie sich die Profile bewähren, kann der Administrator dann mit den hervorragenden
Reporting-Funktionen feststellen.

Um die Sicherheit kümmert sich die Intellisync Mobile Suite in fünf Bereichen: Authentisierung,
Autorisierung, Netzwerkkonfiguration, Verschlüsselung und Gerätesicherheit. Normalerweise wird der
Administrator Groupwise Mobile Server so konfigurieren, dass sich nur bekannte Benutzer mit
bekannten Geräten und dies über eine verschlüsselte Kommunikationssitzung mit dem Server verbinden
können. Passwörter werden niemals auf dem Endgerät gespeichert. Für den Fall, dass ein mobiles
Gerät verloren gegangen ist, lässt es sich vom Intellisync Server aus deaktivieren und löschen (mit
der erwähnten "Kill-Pill").

Zusammenfassung

Groupwise Mobile Server erhöht den praktischen Wert von Groupwise beträchtlich. Für den Benutzer
bietet er die wohl einfachste Art, kommunikationswichtige Daten mit dem Kollaborationssystem des
Unternehmens auszutauschen. Wer sich als Benutzer einmal darauf eingelassen hat, möchte nicht mehr
damit aufhören. Auch PDA-Muffel kommen so in den Genuss der Möglichkeiten mobiler Kommunikation.
Insgesamt ist das Support-Pack 1 von Groupwise ein Muss für alle Groupwise-Betreiber und solche,
die es werden wollen.


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