Immer mehr IT-Anbieter surfen auf der "grünen Welle"

Grüne IT-Portale sprießen aus dem Boden

10. Oktober 2007, 22:57 Uhr |

Das Streben nach einem energieeffizienten, nachhaltigen RZ-Betrieb - in den USA gerne als "Green Data Center" oder "Green IT" gehandelt - trägt verstärkt Früchte: Vermehrt rücken IT-Unternehmen auf eigens eingerichteten Webportalen ihre grüne Seite ins rechte Licht. Dabei liefern sie den Informationssuchenden aber auch wichtige Hinweise auf Möglichkeiten der Stromersparnis.

Das Stromsparen ist für die Anwender heute der mit Abstand wichtigste, weil Kosten sparendste Aspekt der Debatte. So erklärten laut einer Umfrage des Speicheranbieters Onstor unter europäischen CEOs und CIOs 66 Prozent der Befragten, die hohen Energiekosten seien für sie ein Grund, den Energieverbrauch senken zu wollen, 76 Prozent führten hohe Kühlkosten ins Feld. Andere zentrale Nachhaltigkeitsaspekte wie die umweltgerechte Produktion und Entsorgung von IT-Geräten ist in Europa, anders als in den USA, sowieso schon hochgradig gesetzlich geregelt. Manager und IT-Fachleute, die sich für den "grünen" RZ-Betrieb interessieren, erhalten nun auf folgenden neuen Websites Anregungen und Informationen:

www.gruene-it.org: Cisco hat kürzlich ein Öko-Themenportal eingerichtet. Es zielt auf die Bündelung von Informationen dazu, wie sich IT effizienter einsetzen und wie sich mittels IT der CO2-Ausstoß senken lässt. Der Netzwerkriese hatte schon auf der letzten Cisco Expo in Berlin den Bundesumweltminister a.D. und ehemaligen UN-Umweltdirektor Prof. Klaus Töpfer als Keynote-Speaker an Bord, der nachdrücklich für umweltgerechten IT-Einsatz plädierte (siehe
LANline 6/2007, Seite 12). Auf dem Cisco-Portal ist neben diversen Studien auch ein LANline-Beitrag zur Debatte zu finden:
www.gruene-it.org/pdf/gruene-it-lan-line.pdf.
www.openeco.org: Serveranbieter Sun Microsystems, der sich schon seit geraumer Zeit der Energieeffizienz von Serversystemen widmet, hat Ende September mit dem Portal des Onlinenetzwerks Openeco.org eine Site mit ähnlicher Zielsetzung aufgesetzt. Anders als das Cisco-Portal ist openeco.org jedoch in Englisch gehalten. Eine Besonderheit: Sun will auf der Site ein standardisiertes CO2-Ermittlungs-Tool bereitstellen, das teure, beratungsintensive CO2-Analysen erübrigen soll. Unternehmen können laut Sun mit dem Werkzeug ihren CO2-Verbrauch untersuchen sowie Ziele und Verfahren zur Reduktion der Treibhausgase ermitteln können.

www.greendataproject.org: Das Data Management Institute (DMI) und Archive Management.org (AMO) haben eine gemeinsame Website gelauncht, die sich den strategischen Aspekten umweltverträglicher RZs widmen soll. "Heute gibt es in der Branche zahlreiche grüne Initiativen," so Jon William Toigo, der Gründer von DMI und AMO, "aber praktisch alle treiben taktische Maßnahmen voran, die den Einsatz von Hardwaretechniken erfordern, statt strategische Ansätze mit Fokus auf das Archiv- und Datenmanagement zu liefern."

"Die Hardwareanbieter reagieren in absehbarer Weise, um aus dem populären Trend Green IT Kapital zu schlagen", so Toigos Vorwurf an die Branche. "Sie nutzen Bedenken bezüglich Verfügbarkeit und Kosten von Strom sowie das wachsende Ökobewusstsein vieler Unternehmen aus, um mehr Geräte zu verkaufen. Ihnen stellen sich viele Softwareanbieter ur Seite, die ihre Ware in eine grüne Flagge einwickeln wollen, während sie aber tatsächlich angesichts des 300-Prozent-Wachstums bei Plattenspeicher, den Analysten für die nächsten drei Jahre voraussagen, kaum mehr als taktische und kurzlebige Aufschübe beitragen." Heute beliebte "grüne" Maßnahmen wie Datenkompression und Deduplikation sind laut Toigo zwar nicht falsch, aber begrenzt nützlich und rein taktisch. Toigo – auch er nicht uneigennützig, leitet er doch ein Beratungsunternehmen – will mit dem Green Data Project eine Zusammenarbeit zwischen Anbietern und Anwendern etablieren, die das lobenswerte Ziel verfolgt, Best Practices zu entwickeln, um dem grünen RZ langfristig den Weg zu ebnen.

Begleitend zu solchen Informationsquellen ergänzen immer mehr Anbieter ihr Serviceportfolio um Evaluierungen des Energieverbrauchs und des CO2-Ausstoßes. Zu diesen Anbietern gehören die üblichen Verdächtigen wie IBM und HP, aber seit Kurzem auch BT Global Services. Deren "Carbon Impact Assessment" ist bislang allerdings nur in Großbritannien und den USA verfügbar.

LANline/Dr. Wilhelm Greiner


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