Der für seine Controller-lose WLAN-Architektur bekannte US-Hersteller Aerohive Networks hat seine Palette an WLAN-Access-Points (APs) am oberen Ende um drei neue Modelle erweitert. Hive-AP 330, 350 und 170. Gemeinsames Schlüsselmerkmal: eine auf den maximal zulässigen Wert ausgereizte Sendeleistung soll dem Umstand Rechnung tragen, dass immer mehr private Geräte wie etwa Smarthones und Tablet-PCs mit vergleichsweise geringer Empfangsstärke im Unternehmensnetz eingebunden sind.
Nach wie vor befindet sich Aerohive (www.aerohive.com) mit seinem „Hive“-Konzept, bei dem sich AP-Cluster bedarfsgesteuert automatisch zu lokalen Controller-Einheiten verbinden und traditionelle WLAN-Controller somit überflüssig werden, allein auf weiter Flur. „Das muss nicht verwundern“, so Stephen Philip, VP Marketing bei Aerohive: „Grob über den Daumen gerechnet generieren unsere Mitbewerber etwa 40 Prozent ihres WLAN-Umsatzes mit Controllern. Sie wären ja dumm, wenn sie bei dieser Sachlage plötzlich auf ein Controller-loses Organisationsmodell für WLANs umschwenken würden.“ Derzeit einziger Player, der ebenfalls komplett auf den Controller als Appliance oder Einschub für den Blade-Server (wie im Falle von Cisco) verzichtet, ist Meraki, ein noch junges Unternehmen, das von vorneherein Controller-Funktionen ausschließlich in die Cloud gelegt hat. Der Anwender bezieht hier den Controller als Service und ist damit nahezu vollständig vom Management dieser Instanz entlastet. Einziges Risiko: Bei Ausfall der WAN-Verbindung in die Cloud bleibt das betroffene WLAN zwar grundsätzlich funktionsfähig, wichtige Aufgaben, die ein Controller laufend durchführt wie Authentifizierung, Secure Fast Roaming, Rogue Detection und viele weitere, bleiben für die Dauer des Ausfalls verloren.
Das nächste Schräubchen, an dem Aerohive dreht, ist die „Reinheit des Signals“. Dazu schraubt das Unternehmen die Sendeleistung auf den maximal zulässigen Wert hoch (je nach Land unterschiedlich) – auf der anderen Seite wird auch die Empfangsempfindlichkeit um etwa 5 dB erhöht. So sollen die Mitarbeiter, die sich mit Smartphones und Tablets im Firmennetz anmelden, in gleicher Weise das WLAN nutzen können, wie die Mitarbeiter mit Laptop oder fest installiertem WLAN-Anschluss für PCs. Die Sende- und Empfangsleistung der meist dem Consumer-Bereich entstammenden Geräte liegt oft deutlich unter deren Werten – die Verbindungen sind damit entsprechend langsamer und fragiler. „Man kann sich unseren Ansatz sehr schön veranschaulichen, wenn man an die Verstärker einer Hi-Fi-Anlage denkt“, erläutert Philip. „Wenn die Anlage nur zwei Watt hat, muss ich den Verstärker voll aufdrehen, um zwei Zimmer weiter noch etwas von der Musik zu hören. Jeder weiß, wie ätzend das scheppert. Hat meine Anlage jedoch 100 Watt, muss ich nur ein wenig hochdrehen, um den gleichen Lautstärkepegel zu haben – hier aber in Form reinster Musik. So bringen auch unsere APs reinste, starke Signale in jeden Winkel des Gebäudes oder Geländes.“
Alle drei neuen APs sind mit Dual-Radio-802.11n-Funk- und TPM Security-Modul (Trusted Plattform Module) ausgestattet. Hive-AP 330 und 350 sind Indoor-Geräte mit 3×3-MIMO- (450 MBit/s), Hive-AP 170 ist ein Outdoor-Chassis (Schutzklasse IP68) mit 2×2-MIMO-Funkmodul (300 MBit/s). Die Indoor-Geräte verfügen über je ein USB- und zwei GbE-Ports und lassen sich sowohl über PoE 802.af als auch 802.at mit Strom versorgen. Der AP 350 ist für den industriellen Einsatz ausgelegt: Er ist gegen Staub und Dunst geschützt sowie bei Temperaturen von -20°C bis +55°C betreibbar. Technischer Leckerbissen in allen drei Geräten ist neben den diskreten High-Power-Funkkomponenten von Atheros ein Freescale-Dual-Core-Prozessor der aktuellen Generation.
In Zukunft sollen die neuen Indoor-APs mit ihren zwei LAN- und einem WAN-Port auch als primäre Router einsetzbar sein. Die Basis dafür hat Aerohive mit dem Kauf von Pareto Anfang dieses Jahres gelegt. Deren Technologie für dynamisches Routing und Layer-3-VPN soll Bestandteil der nächsten Generation von Hive-OS werden, dem Betriebssystem der Aerohive-APs. Sie ist noch für das dritte Quartal dieses Jahres geplant. „Der Schritt war naheliegend, denn die APs erledigen bereits jetzt Aufgaben wie Firewall, L2-VPN, WIPS, RADIUS, QoS und Gastportal“, so Philip. Gegen Jahresende will der Hersteller zusätzlich spezielle Routing-APs mit mehreren GbE-Ports herausbringen.