Die Spezialisten des Beratungshauses Altran (www.altran.de) sehen eine Aufteilung des Handy-Markts in zwei Bereiche: Telefone mit vollem Service und integrierten Applikationen wie Social Media, Navigation, Musik oder Business-Anwendungen auf der einen Seite und Ultra-Low-Cost-Handys (ULCH, um zehn Euro) und Low-Cost-Handys (LCH, um 25 Euro), die nur einfachste Telefonie und Textnachrichten-Dienste unterstützen, auf der anderen.
Diese Entwicklung provoziere eine deutliche Veränderung im Verhalten der Kunden und
der "Zugehörigkeit" zur vernetzten Welt. Der eine Kunde wird sowohl für Mitbürger als auch für
Firmen immer transparenter, indem er mit einer virtuellen, immer aktuellen Identität eine neue Form
der sozialen Interaktion aufbaut. Währenddessen verharren Nutzer der Telefone aus dem günstigen
Segment "im Frühstadium der Kommunikation".
Zugleich wird die "Mittelschicht" mit einfachen Geräten mit Bild und
Musikfunktionen, aber ohne Verknüpfung an soziale Netzwerke und Datendienste zunehmend kleiner,
Services aus dem Mittelsegment werden in das untere Preissegment verschoben. Aufgrund des
technischen Fortschritts lassen sich heute Handys mit den grundlegendsten Funktionen herstellen,
die ab zehn Euro verkauft werden können.
Die geänderten Verkaufsmethoden für Handys der Hersteller katalysieren den Trend
hin zum mobilen Low-Cost- und zum Ultra-Low-Cost-Handy. Durch die starke Subventionierung von
Mobilfunkgeräten wurde diese Entwicklung in Deutschland bisher kaum wahrgenommen. Mit dem Ende
dieser Subventionierung ändert sich dies derzeit rasant. Auf diese Entwicklung reagieren nun die
Hersteller und bieten zunehmend Ultra-Low-Cost-Handys zu Preisen ab zehn Euro an, die zudem auch
bei den unteren Einkommensgruppen in den Entwicklungsländern oder in strukturschwachen Ländern
nachgefragt werden.
Wodurch wird diese divergierende Entwicklung begünstigt? Zum einen sind die
finanziellen Möglichkeiten vieler Nutzer begrenzt, zum anderen wissen nach beinahe 20 Jahren
Mobilfunkentwicklung viele Nutzer wesentlich besser, welche Funktionen eines Handys sie wirklich
brauchen – und ihnen genügen oft die Grundfunktionen.
Die wichtigsten Funktionen für Besitzer von Low-Cost-Handys sind die Sprach- und
SMS-Funktion sowie Unterhaltungsdienste wie Musik und Spiele. Das Segment ist aber auch aus einem
anderen Grund attraktiv für die Mobilfunkbetreiber: Besitzer von ULCHs sind in der Regel
Erstkäufer, die später häufig ihre Mobiltelefone durch Geräte mit mehr Funktionen ersetzen und
somit höhere Umsätze generieren.
Bei ULCHs, die nur die Basisfunktionalitäten Sprache und SMS enthalten, liegt der
Fokus bei der Entwicklung klar auf einem möglichst minimalen Preis. LCHs hingegen erlauben die
Erweiterung um mehr Funktionen wie z. B. Radio, Taschenlampe, Speicherplatz für Musik, Browser und
Bilder – ohne jedoch die Balance zu einem Niedrigpreissegment zu verlieren. Die Preislevels für
ULCHs und LCHs sind in Bewegung: 25 Euro, ein Preis, den man im Jahr 2007 noch für ein ULCH
ausgeben musste, gehört heute schon dem Low-Cost-Segment an. Für das einfachste ULCH-Modell reichen
zehn Euro als Investition heute schon aus.
"Der Markt für Ultra-Low-Cost-Handys hat sich in den letzten Jahren zu einer
durchaus relevanten Größe entwickelt", erläutert Oliver Peters, Associate Manager bei Altran. "Von
2010 bis 2013 wird sich die Anzahl der verkauften Billighandys verdreifachen und bis zu 21 Prozent
aller Mobilfunkgerätverkäufe betragen." Als wesentliche Player im "Ultrabillig-Segment" sieht
Peters Nokia, Alcatel, Sagem und chinesische Anbieter wie ZTE und Huawei. Motorola liegt nach
ersten Erfolgen (basierend auf GSMA-Spezifikationen) im Billigsegment hinter den Konkurrenten
zurück.
Die günstigen ULCHs bringen nach Schätzungen lediglich Margen von drei bis fünf
Prozent. Der wirtschaftliche Erfolg einzelner Modelle hängt daher von ihrem Verkaufsvolumen ab.
Erschwerend kommt hinzu: Die Markentreue ist in diesem Segment sehr gering, weil dem Kunden
Unterschiede zwischen Funktionen, Kosten und der Qualität einzelner Gerätetypen und Marken kaum
bewusst sind. Als Maßnahmen zur Steigerung der Markentreue reichern Hersteller ihre Telefone mit
Funktionen wie Internet-Browsing an und fokussieren ihre Produktentwicklung auf eine hohe
Qualität.
Auch wenn die meisten Nutzer nur die grundsätzlichsten Funktionen von Billighandys
erwarten, hält auch hier nach und nach der technische Fortschritt Einzug. Ähnlich der
Automobilindustrie, wo einst dem Luxussegment vorbehaltene Features stetig "nach unten" wachsen,
verhält es sich auch in der Mobilfunkbranche. So boten 2G ULCHs der ersten Generation (2007)
lediglich Sprach- und SMS-Funktion, "Single-Chip Designs? mit stark abgespeckter Software,
Schwarz-Weiß-Displays und waren zu Preisen um 25 Euro zu haben. Seit kurzem können bei 2.5G/3G LCHs
aufgrund der technischen Weiterentwicklungen u.a. auch farbige LCD-Displays, Browser und FM-Radio
eingebaut werden, ohne signifikante Mehrkosten zu verursachen.
LANline/jos