Handyhersteller und -Provider wollen mithilfe von Analyse-Tools die Handys zu einer neuartigen zielgruppengenauen Werbeplattform ausbauen. Schon lange experimentierten viele Werbetreibende mit der Lokalisierung beim Mobiltelefon. Dienste wie Qiro und Mobiloco bieten bereits für den GPRS- oder UMTS-User kostenlose ortsbasierte Informationen an, die sich über eine entsprechend lokale Werbung finanziert.
Jetzt planen die weltweiten Provider eine weitere Zielgruppenverfeinerung bei der Handywerbung.
So sollen demnächst Texte und Telefongespräche nach bestimmten Stichworten ausgewertet und
kategorisiert werden. Diese Informationen lassen sich dann mit zur Zielgruppenbestimmung
heranziehen. "Die Technik erlaubt es uns, ganz genaue Informationen darüber zu generieren, was ein
User den ganzen Tag lang macht und was seine Interessen sind", schwärmt Motorolas Marketing-Chef
Kenneth Keller.
In Verbindung mit einer Ortsbestimmung lässt sich beispielsweise festellen, ob und wo jemand
gerade ein Restaurant, ein Kino oder einen Taxistand sucht. Laut dem Marktforschungs-Unternehmen
Informa-Telecoms and Media können mit solchen Werbemaßnahmen auch ganz junge Kunden erreicht
werden, die keine Zielgruppe der traditionellen Medien sind.
Basis für die dafür erforderliche Datenanalyse ist eine Voice-to-Text (VtT) Konvertierung der
Telefongespräche und eine anschließende Textanalyse von den Gesprächsinhalten und den
Textnachrichten. Mögliche Stichworte dafür sind Essen, Einkaufen, Haus, Auto, Restaurant, Kino oder
Kaufen. Laut Keller steht Motorola derzeit schon in Verhandlungen mit verschiedenen Providern, um
diese Technologie so bald wie möglich zu implementieren.
Den ersten Test dafür startetevor drei Wochen der britische Mobilfunkbetreiber Blyk. Blyk bietet
seinen 16 bis 24 Jahre alten Kunden 43 kostenlose Minuten und 217 Textnachrichten pro Monat an,
wenn sie Details über ihre geplanten Ausgaben und den privaten Konsumgewohnheiten auf einer
Webseite hinterlegen. Dafür erhalten sie dann täglich bis zu sechs Werbenachrichten, die auf ihre
Vorlieben abgestimmt sind. Derzeit gibt es den Service nur in Großbritannien, doch im Laufe des
kommenden Jahres soll er in ganz Europa eingeführt werden.
Den Bedenken von Datenschützern halten die Befürworter entgegen, dass sdie Technik nur bei
denjenigen Handykunden zum Einsatz kommen soll, die sich im Voraus damit einverstanden
erklären.
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Katharina Guderian/CZ/pk