Huawei verstärkt Europa-Engagement

High-Speed-Mobilfunk

19. Februar 2008, 23:00 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Huawei nutzt ihre guten Beziehungen mit Italien, um über den "Stiefel" die Tür nach Europa weiter aufzustoßen. Der chinesische TK-Ausrüster hat bereits das sizilianische UMTS-Netz für schnelle Datentransfers fit gemacht. Dessen Inbetriebnahme nahmen Telecom Italia und Huawei kürzlich in Palermo zum Anlass, eine Entwicklungskooperation für noch schnelleren UMTS-Funk einzugehen. Huaweis Aktivitäten tragen inzwischen auch in Deutschland Früchte.

Das kürzlich in einigen Touristenregionen Kalabriens und Siziliens in den kommerziellen Betrieb
gegangene mobile High-Speed-Netz hat es in sich. Mithilfe der chinesischen Technik kann Telecom
Italia nicht nur stattliche Downlink-Geschwindigkeit von 7,2 MBit/s anbieten, sondern vor allem
auch einen phänomenal schnellen Rückkanal. Mit Übertragungsraten von 1,92 MBit/s bietet der mobile
Uplink deutlich mehr Power als in weiten Teilen Europas bei den gängigen DSL-Tarifen üblich.

Damit liefert Huawei Brisanz für die nächste Generation des Mobilfunks. Dort bereitet gerade
Wimax in der mobilen Variante (IEEE 802.16e-2005) seinen großen Auftritt vor – für viele Beobachter
der aussichtsreichere Kandidat im Vergleich zu UMTS mit HSPA (High-Speed Packet Access). Huawei
sieht es eher gelassen. Für die Chinesen haben beide Techniken ihren Platz und ihre Berechtigung –
dementsprechend ist Huawei auch auf beiden Feldern aktiv. Das geht sogar so weit, dass in den
Basisstationen die Funktechnik komplett vom Rest entkoppelt werden soll. Ein gemeinsames Layer ("
Common Radio Platform") soll in der Lage sein, je nach Anforderung des Providers wahlweise die
Verfahren GSM/EDGE, UMTS/HSPA, LTE, Wimax, UMB oder CDMA zu bedienen.

Die in Palermo angekündigte Entwicklungskooperation sieht die Gründung eines "Mobile Innovation
Center" (MIC) in Turin vor. Dabei geht es im Wesentlichen um die Förderung innovativer
Mobilfunktechniken, speziell im Bereich mobiler Netzwerkanwendungen. Das erste Projekt betrifft die
Weiterentwicklung von HSPA, denn hier sieht Huawei noch lange nicht das Ende der Fahnenstange. Als
nächste Stufe sind zum Beispiel bei den Downlink-Geschwindigkeiten 14 MBit/s avisiert.

Technische Ausgangsbasis der gemeinsamen Anstrengungen ist die aktuelle Generation der Huawei
Basisstationen. Die "Green-HSPA-Node-Bs"-Plattform, die in Süditalien für das derzeit schnellste
kommerzielle UMTS-Netz der Welt verantwortlich ist, kommt mit einigen besonderen Features für den
Umweltschutz – Huawei hat schnell gelernt, was den Europäern wichtig ist. So ist hier eine
besonders effiziente Verstärkertechnik verbaut, die laut Hersteller den Energiebedarf signifikant
herunterschraubt und zudem die Strahlenbelastung deutlich senkt.

Im Rahmen der engen Zusammenarbeit will Huawei Techniken und Anwendungen exakt auf die
Anforderungen von Telecom Italia zuschneiden. Ähnliche Kooperationsmodelle strebt Huawei auch in
anderen Ländern an. Über die prominent nach außen getragene Erfolgsstory in Italien will das
Unternehmen speziell in Europa weitere Provider locken.

In Deutschland hat das Vorgehen offenbar schon Wirkung gezeigt. Huawei unterhält zwar schon seit
anderthalb Jahren Beziehungen zu T-Mobile – bislang allerdings nur indirekt über Magyar Telekom,
die ungarische Tochter der Deutschen Telekom. Im Rahmen eines groß angelegten
Fixed-Mobile-Konvergenzprojekts hat Huawei dort eine IMS-Netzwerkinfrastruktur (IP Multimedia
Subsystem) aufgebaut. Jetzt gelang es den Chinesen, die Kooperation massiv auszuweiten: Kurz vor
Weihnachten schlossen die beiden Unternehmen einen Vertrag, der Huawei als Techniklieferant für den
Ausbau der T-Mobile-Kernnetze in fünf europäischen Ländern vorsieht. So sollen Huaweis neue
PSCN-Lösungen (Packet Switched Core Networks) für die paketorientierte Signalübertragung in den
T-Mobile-Netzen von Deutschland, Großbritannien, Österreich, Tschechien und den Niederlanden zum
Einsatz kommen.

Im eigenen Lande hat Huawei kürzlich im Auftrag von China Mobile eines der weltweit ersten
IP-basierten Basisstationssysteme (IP-BSS) errichtet. Damit will China Mobile Investitionen und
Betriebskosten ihres Netzwerks reduzieren.


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