Nach 3Com-Integration mit breitem Portfolio

HP Networking zielt auf Pole Position

29. Oktober 2010, 6:00 Uhr | Frank-Michael Schlede

Nach der Übernahme von 3Com hat Hewlett-Packard das hauseigene HP-Procurve-Portfolio mit den Angeboten des akquirierten Netzwerkausrüsters zusammengeführt. Marktführer Cisco hat damit erstmals einen Konkurrenten, der ihm auf breiter Front Paroli bieten kann.

Es gab auch kritische Kommentare, als HP im November 2009 verkündete, man wolle sich in einem
2,7 Milliarden Dollar schwerem Kraftakt den Netzwerkausrüster 3Com einverleiben. Aber am 12. April
dieses Jahres konnte die Firma den Abschluss der Übernahme melden. Bereits Anfang 2010 hatte HP
angekündigt, alle 3Com-Netzwerklösungen – Router, Switches, Sicherheitslösungen – möglichst schnell
und nahtlos in das Portfolio einzugliedern. "HP Networking" heißt nun HPs wesentlich breiter
aufgestellte Netzwerksparte.

"Wir verändern die Spielregeln in diesem Markt", so Martin Böker, Country Manager Deutschland
bei HP Networking, selbstbewusst und mit Blick auf Cisco, die etablierte Nummer 1 im Netzwerk.
Tatsächlich: In Gartners aktuellem "Magic Quadrant for Enterprise LAN (Global)" vom Juni 2010 hat
sich zwar an Ciscos Spitzenposition nichts geändert, doch erstmals sitzt dem Spitzenreiter mit dem
ebenfalls zum "Leader" aufgerückten Konkurrenten HP ein Verfolger im Nacken. Laut dem Analystenhaus
Canalys hatten die HP-Procurve- und 3Com-Systeme nach verkauften Managed Ports (also nicht nach
Umsatz) gerechnet im ersten Quartal 2010 zusammen 23 Prozent Marktanteil in Deutschland, ein
stolzer zweiter Platz hinter Cisco mit 45 Prozent.

Die Security-Lösungen der 3Com-Tochter Tippingpoint werden zwar ebenfalls in HPs Produktfamilie
eingegliedert, behalten aber ihren Namen und damit eine gewisse Eigenständigkeit. Denn
Tippingpoints Intrusion-Prevention-Systeme (IPS) halten laut Gartner die Spitzenstellung im ihrem
Bereich, sodass HP, wie zuvor schon 3Com, diese Marke offenbar nicht durch eine Umbenennung
gefährden will.

Bei HP Networking sieht man sich nun endlich in der Lage, den kompletten Bereich vom KMU- bis
zum Enterprise-Segment abzudecken – bislang klafften hier Lücken bei den Komponenten für das
Highend-LAN, WAN und WLAN, die über 3Coms Geräte nun gefüllt wurden. HP unterscheidet nun folgende
Geräteklassen: die A-Serie (Advanced) für den Enterprise-Bereich, die E-Serie (Essential) für den
Mittelstand, die V-Serie (Value) – für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie die S-Serie
(Security) für die Sicherheitsprodukte. Dort sind auch die Lösungen von Tippingpoint zu finden.
Lücken im Vergleich zu Ciscos Netzwerkportfolio bestehen allerdings weiterhin, zum Beispiel bei der
WAN- und der Applikationsbeschleunigung. Laut HP greift man hier auf Partner wie F5 oder Riverbed
zurück, mit denen man bereits seit Jahren erfolgreich zusammenarbeite.

Konvergente Infrastruktur

Die neue HP Networking fügt sich in die Gesamtstrategie des Konzerns ein, die unter dem Namen "
Converged Infrastructure" schon häufig propagiert wurde. Netzwerkweit, dynamisch und
geschäftsbezogen sollen alle Komponenten über ein einheitliches Management-System gesteuert und
automatisiert werden. Dabei soll im Idealfall das Prinzip "Wire Once" gelten: Eine einheitliche
Infrastruktur verbindet Server, Storage und Clients über jedes Netzwerk, unabhängig davon, ob es
sich um Fibre Channel, Ethernet oder iSCSI handelt. Dies soll den Aufwand für die manuelle
Konfiguration des Netzwerks ebenso senken wie die Zahl der benötigten physischen
Netzwerkverbindungen. Als Beispiel für diese Technik hat HP ein neues FCoE-Modul (Fibre Channel
over Ethernet) für HP-A5820-Switches vorgestellt, um Fibre-Channel- und Ethernet-Connectivity in
einem einzigen Top-of-Rack-Switch zu vereinen.

Auch das Partnerprogramm wird neu aufgelegt. Es wird drei Netzwerkspezialisierungen geben: Der
Unified Networking Specialist soll nahezu sämtliche HP-Netzwerkgeräte anbieten und damit einen
Großteil der Kundenbedürfnisse abdecken, der Network Security Specialist vertreibt die
Tippingpoint-Lösungen. Die Stufe Enterprise Networking Specialist richtet sich an Partner, die über
besonders hohe Qualifikationen sowie Umsatzvolumen verfügen. Hier ist das komplette
Netzwerkportfolio inklusive der High-End-Lösungen zu finden.

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