Lotus Symphony und Google Apps vorerst nur bedingt Business-tauglich

IBM und Google wollen Office-Vormacht brechen

20. September 2007, 22:52 Uhr |

Gleich von zwei Seiten bekommt Microsofts Office-Paket verschärfte Konkurrenz. Google hat seine Onlinelösung Google Apps um eine Powerpoint-ähnliche Präsentationssoftware erweitert, und IBM will Lotus Symphony zum kostenlosen Download bereitstellen, um damit den Open-Document-Standard weiter zu verbreiten. Doch noch sind beide Lösungen kein vollwertiger Ersatz für eine professionelle Office-Anwendung.

Mit unterschiedlichen Motiven, aber gleicher Zielrichtung wollen Google wie IBM die Übermacht von Microsofts Office-Paket eindämmen. Googles neue Präsentationssoftware kommt fünf Monate nach der Einführung der Google Apps und ist eine logische Erweiterung, um mit Office gleichzuziehen. Damit bietet Google jetzt nach Textverarbeitung und Tabellenkalkulation alle wesentlichen Komponenten von Office als Onlineversion an.

IBM stellte die Betaversion von Lotus Symphony zum kostenlosen Download bereit. Auch diese Version bietet Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und eine Präsentationssoftware, die IBM bereits als Teil von Lotus 8 vermarktet. Im Unterschied zu Googles Onlineversion handelt es sich bei IBM um eine Desktop-Lösung – also direkte Konkurrenz zu MS Office. Den Namen Lotus Symphony hat IBM recycelt: Big Blue hatte ihn bereits Anfang der 90er-Jahre für die damalige Tabellenkalkulation benutzt.

Das neue Lotus Symphony basiert auf dem Eclipse Open Source Framework und ähnelt Suns Star Office. Symphony verwendet als Standard das Open-Document-Format – und genau das ist die Motivation von IBM. Denn nachdem Microsoft mit der Standardisierung seines neuen XML-Formats eine Schleppe erlitten hat, will IBM die Gunst der Stunde nutzen und das Open-Document-Format weiter verbreiten. Der Open-Source-Ansatz von IBM zeigt sich auch daran, dass es Lotus Symphony nicht nur für Windows, sondern auch für Linux gibt – eine Version für Mac OS X sei bereits in Vorbereitung.

Googles Ansatz eines "Office as a Service" zielt voll gegen Microsofts Vormachtstellung. Google will seine Lösung auf Dauer auch nicht verschenken. Schon jetzt kostet die Prime-Version 50 Dollar im Jahr, und mit einer zunehmender Verbreitung sowie weiteren Funktionen ist mit höheren Gebühren zu rechnen.

Bislang sind die Google Apps für Business-Anwendungen jedoch nur bedingt geeignet. So fehlt vor allem ein professionelles Zugangs- und Workflow-Management, und auch die Funktionen der einzelnen Programme hinken teilweise noch sehr hinter denen der MS-Office-Versionen her.

Folglich gibt sich Microsoft offiziell noch sehr gelassen über die neue Konkurrenz: "Wir haben keine Probleme mit dem, was der Wettbewerb hier versucht", so Jacob Jaffe, Microsofts Office-Produktdirektor. "Die Zufriedenheit der Office-Kunden ist auf einem Allzeithoch, und wir haben im vorigen Jahr 71 Millionen Lizenzen verkauft." Jaffes Ansicht nach ist einer der großen Office-Vorteile die hundertprozentige Rückwärtskompatibilität: "Die Anwender bestehen bei jeder neuen Office-Version auf eine vollständige Kompatibilität ihrer vorhandenen Templates und Dokumente." Dies könenn derzeit weder IBM noch Google bieten, und ein neues Design aller Templates ist schon bei einem kleinen Unternehmen ein erheblicher Aufwand.

Vor allem aber meint man in Redmond, dass das neue Office 2007 die Vorzüge der Google Apps mit IBMs Standalone-Version bereits vereint: "Wir bieten Software plus Service statt Software as a Service", so Jaffe und meint damit, dass der Anwender alles lokal bearbeiten kann und sich darüber hinaus bei Office Online viele zusätzliche Templates und Lösungen herunterladen kann. Doch das alles hat seinen Preis, an dem Mircosoft erheblich verdient, denn die Office-Produkte sind eindeutig die Cash-Cow des Softwareriesen.

Harald Weiss/wg


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