Portable Datei-Management-Tools - Teil 2

Installationsfreier Explorer-Ersatz

21. September 2015, 9:23 Uhr | Dr. Johannes Wiele/jos

Ein weiteres Mal geht es in den LANline-Tests um installationsfrei nutzbare Tools für große externe Datenspeicher wie USB-Platten oder LAN- und Cloud-Fileshares. Nach der bequemen Management-Plattform "Portableapps.com" stehen nun wieder die Werkzeuge selbst im Mittelpunkt. In dieser Folge kommen die Datei-Manager auf den Prüfstand.

LANline untersucht in dieser Serie kostenlose Softwareprodukte, die sich mitsamt den Nutzdaten auf externen Datenspeichern oder Netzwerklaufwerken ablegen lassen und dort allen Anwendern installationsfrei zur Verfügung stehen. Unsere ersten Tests galten Suchprogrammen, die den beschriebenen Anforderungen genügen und unter Windows, Linux und Mac OS verwendbar sind. Anschließend kam "Portableapps.com" an die Reihe - eine Art zweites Startmenü für Windows, das - selbst ebenfalls portabel - direkt aufrufbare Versionen bewährter Programme aus der Windows-Freeware-Szene unter einer gemeinsamen Oberfläche bereithält. Das System sorgt für die permanente Aktualisierung der Tools im Werkzeugkasten, der sich außerdem jederzeit erweitern und verkleinern lässt. Sicherheitsrisiken beim Einsatz portabler Programme kamen übrigens ebenfalls in der "Portableapps"-Folge zur Sprache.
 
Varianten bekannter Top-Programme
Von diesem Beitrag an geht es um die Auswahl der Tools. Als nützliche Datenbegleiter haben wir auf dem Radar: Datei-Manager, Datei- und Speicherplatz-Analyse-Programme, Datei-Viewer, Synchronisierungs- und Backup-Tools sowie Sicherheits-Werkzeuge. Zunächst bleiben wir in der Windows-Welt und beginnen mit den Datei-Management-Werkzeugen im engeren Sinn. Da alle beschriebenen Programme bekannte und geschätzte Softwareprodukte aus der Freeware-Szene darstellen, befasst sich der Test vor allem damit, wie gut die Systeme in portablen Umgebungen funktionieren.
Der Umgang mit einem portablen Datei-Manager stellt eine gewisse logische Herausforderung dar, wenn er Dateitypen mit ebenfalls portablen Programmen in einer gemeinsamen Umgebung verknüpfen soll. Nehmen wir an, der Nutzer hat auf einem USB-Stick oder der auf für uns besonders interessanten externen Speicherplatte die installationsfreie Version des Produkts "Open Office" oder "Libre Office" abgelegt und vielleicht sogar in ein Startmenü wie "Portableapps" eingebunden. Wenn er die portablen Programme auf seinem mobilen Speicher nutzen will, möchte er wahrscheinlich auch seine Office-Dateien in genau jenem Programm öffnen, das er für den entsprechenden Einsatzzweck auf dem externen Speicher oder im Netzwerklaufwerk untergebracht hat. Auf dem PC allerdings, an den er den externen Datenpeicher anschließt oder der aufs Netz-Laufwerk zugreift, ist vielleicht Microsoft Office fest installiert und als Standard-Applikation für alle Textformate angemeldet - inklusive *.odt als dem nativen Libre- und Open-Office-Format für Texte.
 
Dateizuweisung in der portablen Umgebung
Was geschieht nun, wenn der Anwender anstelle des Windows-Explorers oder -Arbeitsplatzes aus dem Menü der portablen Programme einen Datei-Manager öffnet und darin in einem Ordner des externen Datenspeichers doppelt auf eine *.doc- *.docx- oder *.odt-Datei klickt? Normalerweise hat der Installationskontext auf dem Host-PC samt Dateitypen-Verknüpfung die Oberhand. Somit landet ihre Datendatei automatisch in Word, obwohl der Anwender sich komplett in seiner portablen Umgebung bewegt.
Wenn er dies vermeiden will, muss er einen Datei-Manager einsetzen, der eine eigene und vom Host-System unabhängige Zuordnung von Dateitypen zu Anwendungen erlaubt und diesen Verknüpfungen beim Dateiaufruf den Vorrang vor den Windows-Einstellungen einräumt. In der Testumgebung erledigt der frei verfügbare "Xenon File Manager Portable" aus dem Portableapps.com-Repertoire diesen Job. Dazu muss der Anwender dem Programm allerdings erst einmal mitteilen, in welcher Applikation er Dateien welchen Typs gewöhnlich sehen will. Unter "Settings/File Association Editor" wählt er dazu zu jedem Dateityp das passende Executable aus, das in diesem Fall im File-System des portablen Datenspeichers zu finden ist (bei der Verwendung von Portableapps in einem Unterorden des gleichnamigen Festplattenverzeichnisses). Xenon selbst hält eine vorkonfigurierte Liste gängiger Dateitypen bereit. Dort nicht enthaltene Typen kann der Nutzer individuell hinzufügen und ebenfalls seinen portablen Programmpaketen zuordnen.
Dies klappt hervorrragend - mit einer durchaus ärgerlichen Einschränkung: Im Test gelang es nicht, auch vierstellige Suffixe wie *.docx zuverlässig zu verknüpfen, entsprechende Dateien musste man also immer aus den Zielanwendungen selbst heraus aufrufen. Xenon (getestet: Version 1.5) kann offenbar nur mit dreistelligen Suffixen nach dem obligatorischen "." richtig umgehen.
 
Individuell Ordnung schaffen
Nach unserer Recherche gibt es in der Welt der portablen Datei-Management-Programme derzeit jedoch leider keine Alternativen mit eigener Zuordnung Dateityp-Anwendung - über Hinweise auf entsprechende Software unter johannes@wiele.com würde sich der Autor nicht zuletzt aus puren Eigennutz sehr freuen!
Wem es mehr um das bequeme Hin- und Herschieben von Ordnen von Dateien auf dem Ziellaufwerk geht als um die Verknüpfung mit Applikationen, der sollte einen Blick auf "Free Commander XE" werfen, der auf Portableapps.com ebenfalls installationsfrei zur Verfügung steht. Das in der Freeware-Szene weithin bekannte Programm zeigt den schon aus seligen Dos-Zeiten von diversen Dateimanagern vertrauten zweigeteilten Bildschirm mit je einem frei wählbaren Ordner links und rechts. Es vereinfacht das Verteilen von Files und Ordnern auf einem großen Massenspeicher mittels flottem Mausverschub oder Selektion plus Kommando ungemein. Die portable Version läuft genau so gut wie die Standardvariante und hat den gleichen großen Funktionsumfang.
Eine gute Ergänzung zu allen Datei-Managern stellt "Treesize Free Portable" dar. Das kleine Tool ermittelt beispielsweise, welche Ordner auf einem Laufwerk den meisten Platz für sich beanspruchen - nützlich, wenn der Speicherplatz knapp wird und der Anwender wissen will, wo eine Aufräumaktion den größten Erfolg verspricht. Sollten er auf dem "Host", an den die Platte angeschlossen ist, über Administratorenrechte verfügen, kann Treesize auch Systemordner untersuchen. Das Programm bereitet seine Analyse nach den unterschiedlichsten Vorgaben auf und schwächelt nur dann, wenn man die Unterordner-Verzweigungen allzu tief analysieren will - in diesem Fall kam es auf den verschiedenen Test-PCs (zur Testumgebung siehe frühere Folgen) erst zu diversen Fehlermeldungen und dann zum einen oder anderen Programmabsturz. Dies allerdings ist durchaus zu verschmerzen, da die Standardanalysetiefe auf typischen Datenlaufwerken meist schon die gewünschten Hinweise auf Speicherplatz-Fresser zutage fördert.
Nicht minder nützlich ist "Duplicate File Finder Portable". Dieses Programm scannt Datenspeicher nach doppelt abgelegten identischen Dateien. Während es auf aktiven Laufwerken häufig genutzter PCs meist durchaus seinen Sinn haben kann, dieselbe Datei in verschienden Unterverzeichnissen des Dateisystems abzulegen, ist die doppelte Datenhaltung auf Archiv-Laufwerken generell eher unerwünscht.
Der Einsatz des Tools kostet allerdings Zeit. Wer nicht nur einzelne Ordner, sondern gleich eine ganze USB-Platte wie unser Testexemplar mit 384 GByte Datenbestand untersucht, sollte den Scan nach Dopplern abends starten und dann schlafen gehen. Im Testfall begann die Suche gegen 22 Uhr abends und war um 7 Uhr morgens noch nicht abgeschlossen, hatte sich aber bereits gelohnt, denn das Tool fand eine ganze Reihe mehrfach abgelegter großer MP4-Videodateien. Für technisch interessierte Benutzer, die dem "Woher" und "Warum" einzelner Dateien genauer auf die Spur kommen wollen, lohnt sich zusätzlich das Werkzeug "Filealyzer", ebenfalls aus dem "Portableapps"-Portfolio. Abhängig vom Typ der aufgerufenen Datei infomiert das Analyse-Tool über Herkunft, Sicherheitsaspekte und Anomalien innerhalb der aufgerufenen Datei und liefert darüber hinaus Hex-Dumps, Assembler-Listings, den exakten Pfad, MD5- und SHA1-Hashes, viele spezielle eingebundene Inhalte und so weiter. Versierte Anwender können auf diese Weise mögliche Manipulationen an Files aufdecken oder die Vollständigkeit einer Software prüfen.
 
Zusatztools für Techies
Auffällig am Verhalten von "Fileanlyzer" ist, dass das Tool während seiner Arbeit "nach Haue telefoniert" oder Informationen aus dem Web beschaffen will. Dies ist für einige Untersuchungsergebnisse sicher sinnvoll, der Umfang des Zugriffs lässt sich jedoch schwer einschätzen, und das Tool lässt damit die Sicherheitssoftware mancher Host ansprechen.
Und noch ein Spezialisten-Wekzeug sei am Ende dieser Folge erwähnt: "UltraDefrag" zur Defragmentierung von Festplatten steht ebenfalls als portables Programm zur Verfügung und ist bei Portableapps gelistet. Einsetzen kann es allerdings nur, wer auf dem jeweils angeschlossenen Host Administratorenrechte besitzt.

Programmierern, System- und Sicherheitsspezialisten liefert "Filealyzer" detaillierte technische Daten zu beliebigen Executables und Datendateien.

Der "Duplicates File Finder" kommt doppelt gespeicherten Dateien auf die Spur.

Der Datei-Manager "Xenon" ordnet Dateitypen in der portablen Umgebung portablen Programmen zu, damit das Öffnen per Doppelklick in der richtigen Applikation klappt.

Der Datei-Manager "Xenon" ordnet Dateitypen in der portablen Umgebung portablen Programmen zu, damit das Öffnen per Doppelklick in der richtigen Applikation klappt.

Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+