Praxistest Frontrange Discovery 9

Inventarisierung ob physisch oder virtuell

17. Dezember 2010, 6:00 Uhr | Thomas Bär/wg

Die Virtualisierung hat den Alltag in vielen RZs bereits verändert. Unabhängig vom Ort oder Gestalt der Systeme ist und bleibt die Inventarisierung ein Muss. Frontrange Discovery 9 zielt darauf ab, die virtuelle und physische Welt sauber und detailgetreu abzubilden.

Die Virtualisierung hat den Alltag in vielen RZs bereits verändert. Unabhängig vom Ort oder Gestalt der Systeme ist und bleibt die Inventarisierung ein Muss. Frontrange Discovery 9 zielt darauf ab, die virtuelle und physische Welt sauber und detailgetreu abzubilden.

Bewaffnet mit einer Microsoft-SQL-2005/2008-Datenbank und Softwareagenten für Betriebssysteme von Windows über Solaris, AIX, Mac OS X, Windows CE/Mobile bis hin zu HP-UX ist Discovery 9 von Frontrage in der Lage, genaue Inventarisierungswerte aus unterschiedlichsten Systemen zu gewinnen und darzustellen. Frontrange vertreibt Discovery typischerweise im Zusammenspiel mit den ITSM-Modulen (IT-Service-Management) und der CLM-Lösung (Client-Lifecycle-Management) Enteo als Suite. Aber die Software aus dem vor zwei Jahren von Frontrange übernommenen Softwarehaus Centennial ist auch eigenständig nutzbar.

Für viele Inventarisierungslösungen sind virtualisiert betriebene Computer und virtuelle Hosts lediglich reguläre Knoten im Netzwerk. Die jüngste Version von Discovery identifiziert virtuelle Maschinen (VMs) und ordnet diese in die Kategorie Host- oder Gastsystem ein. Durch eine Verknüpfung von Lokalisationsinformationen von Switches, ausgelesen per SNMP, gibt die Lösung mit wenigen Mausklicks Antworten auf Fragen wie: „Wo befindet sich welcher virtuelle Gast auf welcher physischen Maschine an welchem Ort?“ Dieses Novum, gepaart mit einer soliden und ausgereiften Auswertung der Daten, machen Discovery 9 zu einem nützlichen Werkzeug, besonders in großen, unübersichtlichen heterogenen Umgebungen.

Die primäre Arbeitsoberfläche von Discovery 9 ist ein modern gehaltenes Web-Interface. Dank der Benutzerverwaltung sind Konfigurationen möglich, in denen auch Nicht-Administratoren, beispielsweise das IT-Controlling, sich die gewünschten Informationen zusammenstellen, ohne dabei stets auf alle Daten zugreifen zu können. Die Auflistungen sind Drill-down-fähig. So ist ein „ Durchklicken“ von der abstrakten Zusammenfassung bis zu den Komponenten von Soft- und Hardware möglich.

Neu ist die Unterscheidung zwischen CPUs und Cores bei der Auswertung. Dies ist besonders dann praktisch, wenn es im Unternehmen unterschiedliche Lizenzmodelle gibt, bei denen ebenfalls zwischen der Anzahl physischer CPU-Sockel und der auf dem Die angebrachten Rechenwerken unterschieden wird. Die Anzahl freier und besetzter RAM-Steckplätze wird für die gängigsten Motherboard-Modelle ermittelt. Der Speicherausbau ist möglicherweise im Zusammenhang mit einem Umstieg auf das neuere Client-Betriebssystem Windows 7 von Interesse. Viele PCs lassen sich durchaus auch unter Windows 7 betreiben, sofern man den Arbeitsspeicher auf 2 oder 4 GByte erweitert.

War bis vor einigen Jahren das Auslesen von Monitoring-Informationen noch eine Besonderheit, so lässt sich heute selbst das Herstellungsdatum auslesen. Weiter bietet Discovery 9 bis zu 20 frei definierbare Zusatzfelder, die sich zur Speicherung von Informationen wie Kostenstelle, Nummer eines Inventaraufklebers, Kaufdatum oder Garantiezeitraum eignen. Über Windows-Registry-Abfragen lassen sich auch beliebige andere Daten als Zusatzinformation ermitteln und in der Datenbank ablegen. Im Register „Verlauf“ werden Änderungen an Hard- und Software dokumentiert. Ein plötzliches Verschwinden von Arbeitsspeicher etwa ließe sich damit zeitlich eingrenzen.

Auch der Wechsel eines Betriebssystems, beispielsweise bei einer Migration, sorgt nicht für eine Unterbrechung der Historie einer Maschine. Discovery 9 verwendet als Hauptschlüssel die UUID des BIOS – Datenfelder, die über den Betriebssystemwechsel hinweg erhalten bleiben. Sollte einmal ein Mainboard-Tausch erforderlich sein, so kann der Administrator die resultierenden unterschiedlichen Datenstränge über das Kontrollcenter der Software zusammenführen.

Softwareauswertungen

Softwareseitig liest Discovery 9 alle üblichen Werte wie installierte Software, Datum der Installation oder Treiberausstattung aus. Hinter der Begrifflichkeit „Usage“ verbirgt sich ein Hinweis darauf, wie häufig ein Programm auf dem Rechner genutzt wird. Hier handelt es sich nicht um exaktes „Metering”, sondern um die Einstufungen „nie“, „täglich“, „einmal die Woche“ oder „einmal im Monat“. Bei der Suche nach ungenutzten Lizenzen ist diese Funktion sicher hilfreich. Dank der recht groben Einstufungen sind Kollisionen mit den in Deutschland sehr strengen Datenschutzrichtlinien kaum zu erwarten.

Ebenfalls praktisch ist die Erkennung, ob Programme remote – also in Terminal-Sitzungen – oder als lokale Installation zum Einsatz kommen. Mit diesen Informationen lässt sich auch der Nutzungsgrad von Thin Clients ableiten und die Fragestellung beantworten, von welchem Client aus der Zugriff auf welche Applikationen erfolgt. Eine Auflistung aller Dateitypen auf der Maschine mit der prozentualen Verteilung kann die Suche nach erwünschten Platzfressern wie MP3-Dateien deutlich beschleunigen. Eine Schwachstellenanalyse, die fehlende Microsoft-Patches auflistet, sowie eine Trendberechnung, die die lokalen Festplatten analysiert, runden die Funktionalität ab.

Neben den Softwareagenten identifiziert Discovery 9 über das SNMP-Protokoll auch die Netzwerkausstattung und entdeckt Switches, Router oder Netzwerkdrucker. Das Auslesen der SNMP-Informationen verhilft der Software dazu, Lokationen mit den auf den Geräten hinterlegten Ortsnamen zu versehen. Jeder Discovery-9-Agent, mit Ausnahme der Laptops-Agents, unterstützt über die so genannte LANProbe-Technik die Zuordnung der Einsatzorte. LANProbe liest den Datenverkehr wie beispielsweise Broadcasts mit und findet so über die MAC-, NetBIOS- oder IP-Adressen heraus, welches Gerät an welchem Port und an welchem Ort Verwendung findet. Identifiziert LANProbe wider Erwarten die Umgebung nicht, so sind typischerweise falsche oder fehlende Community-Strings verantwortlich.

Rund ums Virtuelle

Während die Methoden bei der Ermittlung von Inventardaten von virtuellen Maschinen sich kaum von der von physischen Geräten unterscheiden, so möchten Administratoren dennoch in den Auflistungen eine Unterscheidung der beiden Gattungen sehen. Discovery 9 identifiziert deshalb virtualisierte Applikationen: Anstelle der Eingruppierung als lokale Installation, wird in der entsprechenden Spalte „virtuell“ vermerkt. Die Unterscheidung ist der eingesetzten Agent-Komponente von Frontrange geschuldet, die die Gestalt von VMs erkennen.

Ähnlich verhält es sich bei den physischen Hosts, auf denen die VMs laufen. Discovery 9 identifiziert diese Server und listet die auf ihnen betriebenen VMs aus. Da virtuelle Maschinen in vielen Unternehmen quasi wie „Pilze aus dem Boden schießen“, ohne dass alle IT-Mitarbeiter einen Überblick haben, wo welche Maschine eigentlich gehostet wird, ist Frontrange hier auf dem richtigen Weg.

Während bei Hyper-V eine lokale Installation der Agentensoftware die Daten rund um die VMs sammelt, so bedingt VMware ESX eine Installation auf einem Windows-PC, der die ESX-Informationen erfasst und weiterleitet. Ein Windows-PC wird als so genannter VHMA-Client definiert, der über einen definierten HTTPS-Transfer die ESX-Informationen an die Discovery-9-Datenbank weiterleitet. Auch ohne dass in einer VM ein spezieller Agent aktiv ist, gewinnt die Software zumindest die rudimentären Eckdaten wie Rechnername oder IP-Adresse. Erst durch die Einrichtung der Client-Software in der VM steigt der Informationsgehalt auf alle Inventardaten.

Das Zusammenspiel der Host- und Gastdaten erlaubt Discovery 9 die Darstellung einer „ Relationship“ (Beziehung) zwischen den Systemen. Für die virtuelle Gastmaschine wird als übergeordnete Struktur das Host-System dargestellt und vice versa. Für VDI-Umsetzungen, bei denen VMs als virtuelle Desktops vorliegen, ist die Software indes noch nicht ausreichend vorbereitet. Eine Historie über die Erstellung, Nutzung oder das Verwerfen virtueller Desktops bietet Discovery 9 derzeit also noch nicht.

Unter den VMs erfasst Frontrange Discovery 9 virtuelle Gäste, die auf VMware ESX 3.5, VMware Virtual Server 2.0, Microsoft Hyper-V und VMware Workstation 6.5 basieren. Programme, die mit Microsoft App-V 4.5, VMware Thinapp 4.0 oder Xenapp 4.5 betrieben werden, erkennt Frontrange Discovery als virtuelle Applikationen. Bei den virtuellen Host-Systemen arbeitet die Software derzeit mit VMware ESX und Microsoft Hyper-V zusammen.

Frontrange auf dem richtigen Weg

Das Auswerten von VMs und ihren Hosts ist der richtige Weg, um die IT-Ausstattung besser darzustellen. Ohne Vorarbeiten liefert das neue Discovery aber zuweilen seltsame Ergebnisse: Ein HP-Server, der als VMware Server 2.0 unter Windows fungiert, wird kurzerhand zu einem Thin Client degradiert. Dass die Softwareerfassung gleichzeitig die Internet Explorer 6, 7 und 8 vorfindet, ist nicht etwa dem Einsatz einer Applikationsvirtualisierung zu verdanken, sondern schlicht einer Fehlmessung. Nach Angabe der kompletten Kontaktdaten ist eine 30-tägige Testversion von Discovery 9 als Download mit rund 450 MByte verfügbar, die auch für diesen Praxistest herangezogen wurde. Frontrange Discovery kostet für 1.000 Clients 21,14 Euro pro Client.

Info: Frontrange
Tel.: 089/31883-0
Web: www.frontrange.de

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