Vom 9. bis 12. Oktober fand das jährliche weltweite Citrix Iforum erstmals in der amerikanischen Kasino- und Show-Metropole Las Vegas und nicht in Florida statt. In den imposanten Räumlichkeiten des Mandalay Bay Resorts trafen sich über 3500 Teilnehmer, Partner und Citrix-Mitarbeiter aus 51 Ländern. Citrix nutzte die Veranstaltung zu einer Reihe von Produktankündigungen. Der Server-based-Computing-(SBC-)Pionier vergrößert sein Portfolio gezielt über das traditionelle Geschäft der Terminalserver-Erweiterung hinaus.
Nur noch in einer von drei Produktgruppen befindet sich das Flaggschiff Citrix Presentation
Server 4 (CPS), eingebettet in den Oberbegriff "Client-/Server-Anwendungen". Eine Basis von
weltweit 160.000 CPS-Kunden verschaffte Citrix in den letzten Jahren einen kumulierten Umsatz von
über drei Milliarden Dollar. Dieser gigantische Bestandsmarkt motivierte Citrix natürlich zu einer
Reihe von Produktverbesserungen und Neuankündigungen. So stellt der Gastgeber in Las Vegas die
64-Bit-Version des Citrix Presentation Servers vor, die in Kombination mit der 64-Bit-Variante von
Windows Server 2003 und einer angemessenen Hauptspeichererweiterung bis zu dreimal mehr Benutzer
auf bestehenden 64-Bit-kompatiblen Hardwareplattformen erlaubt. Weiterhin zeigte Citrix im Rahmen
des Projekts "Constellation", mit welchen zukünftigen Eigenschaften des Presentation Servers zu
rechnen ist: verbesserte Lastenverteilung, Überwachung der Leistungseckdaten einzelner
Benutzersitzungen, erweiterte Überwachung kritischer Systemdienste, Aufnahme und Speicherung von
kompletten Abläufen ausgewählter Benutzersitzungen und die Beschleunigung von stark grafiklastigen
Anwendungen auf der Basis von DirectX und OpenGL. Letzteres wurde in einer frühen Designstudie
gemeinsam mit dem Kunden Boeing und der OpenGL-Anwendung Catia demonstriert.
Eine zweite Produktgruppe befasst sich mit der optimierten Bereitstellung von Webanwendungen.
Sie beinhaltet neben den bekannten Webkomponenten der Access-Suite primär jene Appliance-Technik,
die Citrix im letzten Mai mit dem Unternehmen Netscaler erwerben konnte. Damit richtet der
SBC-Primus seine Strategie an einer Vorhersage aus, die besagt, dass innerhalb der nächsten drei
Jahre die Hälfte aller Anwendungen auf Webtechniken basieren werden. Citrix erweitert mit diesem
Web-Engagement seinen angestammten Markt in einem Segment, das sich außerhalb des klassischen
SBC-Geschäfts befindet. Netscaler beschleunigt dabei die HTTP-Kommunikation durch intelligente
Caching- und Kompressionsmethoden, für Sicherheit sorgt eine integrierte SSL-Verschlüsselung. Die
Latenzzeiten von Webanwendungen lassen sich dadurch beträchtlich reduzieren. Dies soll die
Benutzerakzeptanz deutlich erhöhen. Auf dem Iforum hat Citrix nun angekündigt, dass neben der
bestehenden Enterprise-Version von Netscaler auch eine Standardversion für kleine und mittlere
Unternehmen auf den Markt kommen soll.
Mit seiner dritten Produktgruppe betritt Citrix Neuland, da hierbei Anwendungen auf dem lokalen
Desktop im Vordergrund stehen. Mit dem Projekt "Tarpon" erweitert Citrix seine Technik der
Anwendungsisolation um eine Übertragungskomponente. Damit lassen sich Anwendungen in die zugehörige
"Sandbox"-Umgebung einer Windows-Workstations übertragen und dort ausführen, ohne eine lokale
Installation zu erfordern. Durch eine nahtlose Integ-ration in das Konzept der veröffentlichten
Anwendungen verschwimmen so die Grenzen zwischen der lokalen und der entfernten Ausführung von
Windows-Applikationen. Außerdem standen auf dem Iforum die Neuerungen bei inzwischen etablierten
Produkten wie dem Access Gateway oder Gotoassist und natürlich auch alle sonstigen Citrix-Produkte
im Rampenlicht. So viel Information machten es den Teilnehmern des Iforums nicht immer leicht, den
Überblick zu behalten. Zudem besteht im Citrix-Umfeld ein umfangreicher Sekundärmarkt. Dies
dokumentierte eine Ausstellung mit Herstellern von Erweiterungsprodukten, darunter deutsche
Unternehmen wie Enteo, Igel, Thinprint und Visionapp. Doch eines verdeutlichte das Iforum: Citrix
konzentriert sich schon lange nicht mehr nur auf ein einziges Produkt.