Bandbreite im Carrier Core dynamisch zuweisbar

Juniper präsentiert Multi-Terabit-Core-Router T1600

13. Juni 2007, 22:55 Uhr |

Juniper, Ciscos einziger ernsthafter Konkurrent im Core-Router-Geschäft, hat das neueste Mitglied seiner T-Series vorgestellt, den T1600. Der Router bewältigt laut Hersteller stolze 1,6 TBit/s half-duplex, also 800 GBit/s full-duplex, und das in einem halbhohen 19-Zoll-Chassis. Damit hat Juniper im andauernden Core-Router-Wettlauf mit Cisco derzeit mal wieder die Nase vorn: Ciscos Flaggschiff, der CRS-1, stemmt 640 GBit/s, benötigt aber ein vollständiges 23-Zoll-Rack dafür. Der Kreis von Carriern, für die dieser Wettlauf um den "größten, fettesten Router" tatsächlich praktische Bedeutung hat, ist allerdings sehr überschaubar.

Jenseits des reinen Wettlaufs um den Platz 1 in Sachen GBit/s bringt der T1600 eine interessante softwareseitige Neuerung mit, die Junipers Marketiers "Liquid LSPs" ("flüssige Label-Switches Paths") nennen: Junos 8.5 ist mit Schnittstellen ausgerüstet, die es externen Anwendungen wie zum Beispiel einem Videoserver erlauben, über den Umweg eines Ressoucen-Controllers Core-Router-Bandbreiten dynamisch für eine Applikation zu reservieren. Ein Beispiel (und das einzige, das in der Praxis heute tatsächlich Sinn ergibt): Ist ein Video-on-Demand-Server überlastet, ließen sich VoD-Requests dynamisch zu anderen Standorten umleiten. Dabei ließe sich die benötigte Bandbreite nicht nur mit Junipers Edge-Routern wie dem MX960 im Aggregationsnetz dynamisch anpassen, sondern eben auch im Core. Das heißt: Der T1600 ermöglicht GSLB (Global Server Load Balancing) für ressourcenintensive Echtzeitanwendungen wie Video on Demand, indem er über offene APIs eine durchgängige dynamische Bandbreitenprovisionierung – einschließlich des Cores – ermöglicht. Diese Ende-zu-Ende-Servicekontrolle ebnet laut Juniper den Weg für Betriebskosteneinsparungen: So sei das Troubleshooting für einen dynamisch erweiterbaren LSP wesentlich einfacher als für mehrere jeweils statisch manuell einzurichtende. Zudem erlaubten Liquid LSPs den Carriern, mit den teuren Core-Bandbreiten noch knapper zu kalkulieren. Auf der Backendseite wiederum könnten die Content-Provider durch die globale Lastverteilung effektiver mit den teuren Videoserverplattformen wirtschaften. Die Liquid-LSP-Methode klingt technisch sehr anspruchs- und reizvoll, die Praxis wird aber zeigen müssen, inwieweit sie im Core-Betrieb Akzeptanz findet.

Zur Hardware des Geräts betont Juniper zudem, der T1600 nutze das gleiche Chassis wie der bislang größte Juniper-Router, der T640; Migrationen seien deshalb mit dem gleichen Chassis und einem Upgrade auf Junos 8.5 zu bewältigen. Die verwendeten Chips seien zudem bereits auf 100-GBit/s-Ethernet ausgelegt, dessen Standardisierung aber frühestens 2009 zu erwarten sein dürfte. Das Vermaschen von Systemen – beim T640 ist die Kopplung von bis zu vier Routern zum TX4 möglich – beherrscht der T1600 noch nicht, laut Juniper wird dies aber rechtzeitg ebenfalls möglich sein. Der T1600 ist laut Juniper bereits in einigen Trials und wird schon im Sommer auf Messen zu sehen sein. Die Listenpreise für realistische Konfigurationen beginnen laut Hersteller bei zirka einer Million Dollar.

LANline/wg


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