Netzwerkausrüster Juniper Networks hat mit dem VMX 3D Universal Edge Router einen laut eigenen Angaben vollständig virtualisierten Carrier-Grade-Router vorgestellt. Der Microkernel-Code von Junipers Router-ASICs sei dabei komplett auf x86-Servern lauffähig, was Rollouts, Betrieb und Skalierung erleichtern soll.
Die VMX-Software läuft auf Junos OS, Junipers Carrier-Grade-Routing-Betriebssystem. Sie unterstützt laut Juniper-Angaben die gleichen Junos-Funktionen, die MX-Anwender von den programmierbaren Trio-Chipsätzen der MX-Routerfamilie her kennen.
Laut Tom Ruban, Vice President System Engineering EMEA bei Juniper Networks, zielt die Virtualisierung des MX-Routers vor allem auf einen vereinfachten Betrieb von Carrier-Netzwerken ab. So könne ein Netzbetreiber zum Beispiel für ein Unternehmen mit zahlreichen Filialen eine neue Niederlassung schneller und bequemer anbinden, da für das Routing nur noch Software auf einen Standard-Server aufzuspielen sei.
„Mit dem VMX kann Carrier-Grade Routing in der Zeit eingesetzt werden, die es braucht, eine virtuelle Maschine einzurichten“, so Tom Ruban. Bei Bedarf könne der VMX elastisch skalieren sowie später auf eine physische MX-Plattform migriert werden. Dies biete einen größeren Freiraum, um klein anzufangen, mit neuen Diensten zu experimentieren, schnell zu wachsen und über den gesamten Service-Lebenszyklus hinweg profitabel zu bleiben.
Ein großer Vorteil des VMX gegenüber anderen Virtual-Routing-Lösungen wie Brocades Vyatta oder Ciscos Virtual ISR liegt laut Tom Ruban in der 1:1-Abbildung des Junos-ASIC-Codes auf x86: Juniper habe den gesamten Trio-Chipset-Code in eine Virtual Machine gepackt. Dies sei ein Alleinstellungsmerkmal.
Zudem punkte der VMX aus Carrier-Sicht gegenüber Lösungen wie Vyatta durch Verwaltbarkeit mittels vertrauter Interfaces: Ein VMX lasse sich genauso konfigurieren und managen wie ein MX-Router, sodass keinerlei Umstellung oder zusätzliches Training erforderlich sei. So sei zum Beispiel die Einrichtung von Access Control Lists (ACLs), QoS-Einstellungen oder Traffic Shaping beim VMX identisch mit der MX-Administration.
Der Unterschied zu den physischen Routern besteht laut Tom Ruban im Wesentlichen darin, dass der VMX keine Terabit-Karten unterstützt. Dies sei aber in den Szenarien, für die die Software konzipiert wurde (also die Standortanbindung), auch nicht nötig: Das Core Routing werde auf absehbare Zeit die Domäne dedizierter Router-Hardware bleiben. Auch die Unterstützung von Routing-Protokollen jenseits von Ethernet/IP sei damit für VMX nicht erforderlich.
Laut Juniper-Verlautbarung wurde VMX von Grund auf für die Verwendung auf x86-Servern und damit für den Einsatz in der Cloud entwickelt: Der Administrator könne ihn mittels Junipers hauseigener SDN-Plattform (Software-Defined Networking) Contrail sowie per Openstack orchestrieren und mit der Management-Software Junos Space verwalten. Als Verfügbarkeitsdatum für den VMX nennt Juniper das erste Quartal 2015.
Außerdem erweitert Juniper sein Contrail-Portfolio um Contrail Cloud, eine Openstack-basierte Softwareplattform für die Orchestrierung und das Lifecycle-Management von Cloud-Ressourcen. Zusammen mit Contrail Networking (vormals Contrail SDN Controller, noch früher Junos Contrail genannt) biete Contrail Cloud die Basis für die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen (Network Function Virtualization, NFV). Auf NFV setzen die Netzbetreiber derzeit große Hoffnungen, weil sie die Entwicklung und Einführung neuer Services deutlich beschleunigen wollen.
Contrail Cloud liefere hier zum Beispiel virtuelle Netzwerkfunktionen (VNFs) wie Junipers Firefly Perimeter, eine komplett virtualisierte Sicherheitslösung, die Firewall, Antivirus, Anti-Spam und ein IPS (Intrusion Prevention System) umfasst. Contrail Cloud ist ab sofort verfügbar und wird laut Juniper von einer Reihe von Partnern unterstützt, darunter Amdocs, Akamai und Canonical.
Des Weiteren hat Juniper die Einführung neuer Junos-Devops-Funktionen angekündigt. Damit soll die Netzwerkinfrastruktur leichter programmierbar werden, indem sich Junipers Routing-Plattformen einfach erweitern lassen. Junos eigne sich dabei für das Zusammenspiel mit Cloud-Management-Lösungen wie Puppet, Chef und Ansible sowie mit den Programmiersprachen Ruby und Python.
Junos Continuity schließlich ist eine Funktionserweiterung, mit der sich laut Juniper Upgrades durchführen lassen, ohne dass die Version des Betriebssystems aktualisiert werden muss. Dies soll kostspielige Qualitätssicherung wie auch die heute Carrier-üblichen Testläufe über Monate oder gar Jahre vermeiden.
Damit entkoppelt Juniper die Hardware- und Software-Release-Zyklen, da ein Netzbetreiber für den Einsatz neuer Hardware nicht mehr auf ein aktualisiertes OS warten muss. Die Markteinführung von Junos Continuity stellt her Netzwerkausrüster ebenfalls für das erste Quartal 2015 in Aussicht.
Weitere Informationen finden sich unter www.juniper.net/de.
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