Tech at Work 2010, Frankfurt

Konvergierte Blade-Architekturen

30. Juni 2010, 5:00 Uhr | Stefan Mutschler/wg

Auf seiner jährlichen Haus- und Partnerkonferenz "Tech at Work" Ende April zettelte HP eine wahre Blade-Revolution an: Eine neue Blade-Architektur soll nicht nur x86-, Itanium- und Superdome-2-Technik zusammenführen, sondern zudem sollen dabei neue Mechanismen die Ausfallsicherheit und Hochverfügbarkeit auf Mainframe-Niveau heben. So zielt die "Blade-Scale-Architektur" auf ein umfassendes Anwendungsspektrum - eben bis hin zu den absolut geschäftskritischen Applikationen, die bis heute in den Unternehmen gerne noch auf Großrechnern laufen.

"Realize the Future" – also etwa "Die Zukunft anpacken" – schrieb HP dieses Jahr als Motto über
seine Hauskonferenz Tech at Work. Der IT-Ausrüster selbst hat vor allem seine Vorstellungen zur
Gestaltung eines Rechenzentrums angepackt und dazu seine Blade-Architektur komplett neu aufgesetzt.
Der Trend war mit "Converged Infrastructure" bereits vorgegeben, jetzt machte HP mit der neuen "
Blade-Scale-Architektur" sowie einer neuen Generation von Integrity-Systemen Nägel mit Köpfen. Auf
der neuen Blade-Architektur basierende Systeme, die in Frankfurt live zu sehen waren, sollen die HP
Converged Infrastructure erstmals auch für geschäftskritische Prozesse qualifizieren. Unternehmen
können damit alle Anwendungen zusammen in einer Server, Speicher und Netzwerke umfassenden
Infrastrukturumgebung betreiben, von einer gemeinsamen Management-Konsole aus steuern und dabei
dieselben Komponenten, Werkzeuge und Prozesse nutzen. HP sieht sich damit jetzt als einziger
Anbieter mit einer einheitlichen Blade-Infrastruktur vom x86-System bis zum Superdome 2 und den
Integrity-Nonstop-Systemen.

Zu den wichtigsten Merkmalen der Converged Infrastructure zählt HP neben der einheitlichen
Blade-Architektur von x86 bis Superdome vor allem die Flexibilisierung der internen Verbindungen in
den Systemen, externe Netzwerk- und SAN-Anbindung, Hochverfügbarkeit und Ausfallsicherheit über
alle Ebenen der IT-Ressourcen sowie dynamische und zentralisierte Verwaltung. Die Zielrichtung
dieses Ansatzes ist eine möglichst hohe Skalierbarkeit, eine konsequente Ausrichtung an den
Technologien der Virtualisierung bis auf die Netzwerkebene, Ausfallsicherheit in den Baugruppen bis
zu den Softwaresystemen und eine einfache und effiziente Verwaltung durch automatisierte
Bereitstellung von IT-Services durch das "Matrix"-Operating-Environment.

Vorteile von Blades ausweiten

Blade-Systeme haben Konjunktur. Vor allem ihre Vorzüge in Sachen Energieverbrauch (bei HPs
Itanium-Server-Blades sollen es 30 Prozent Einsparung sein) und Virtualisierung spielen den dicht
gepackten Einschub-Servern, -Speichern und -Switches in die Hände. Bis 2012 sollen Blade-Server
einer IDC-Studie zufolge einen Anteil von 20 Prozent am Gesamt-Server-Markt gewinnen – das wäre das
Doppelte wie noch 2008.

Die Vorzüge der Blade-Technik nutzt HP nun auch für die geschäftskritischen Systeme der
Integrity-Reihe. Die neuen Server-Boards mit Itanium-Prozessoren der 9300-Baureihe (Codename
Tukwila) werden fast ausnahmslos in das Blade-Format gepackt. Sie erben damit Dinge wie etwa das
universelle Design und das standardisierte Format. Die Nutzung des Blade-Formats für die
Itanium-Boards erfordert dabei kein verändertes Chassis. Integrity-Blades können vielmehr in den
bestehenden Enclosures c3000 und c7000 betrieben werden. Dies ermögliche auch einen Parallelbetrieb
von x86-Blades mit Integrity- und Superdome-Blades in einem Gehäuse. "Das kann durchaus sinnvoll
sein", so Martin Fink, HPs Senior Vice President und General Manager Business Critical Systems. "
Beispielsweise können SAP-Datenbanken auf Superdome-Servern laufen, während die dazugehörige
Visualisierung für die Desktops auf x86-Systeme ausgelagert wird."

Im Zuge des neuen Blade-Scale-Designs vereinheitlicht HP seine Hardware zu vier
unterschiedlichen Chassis: zwei Blade-Gehäuse, ein 19-Zoll-System und den Superdome 2. Gleichzeitig
werden auch die Blades selbst auf weniger Modelle zusammengeführt. In Zukunft will HP nur noch zwei
unterschiedliche Blade-Varianten ausliefern. Ausgehend von einem Blade mit zwei CPU-Sockeln und bis
zu 192 GByte Arbeitsspeicher bis hin zu 256 Core-Maschinen mit bis zu 16 TByte RAM sollen alle
Rechnersysteme auf diesen zwei Modellen basieren.

Durchgängige Hardware

Wichtigster Aspekt für die Ökonomie der Blade-Scale-Architektur ist die durchgängige
Verwendung standardisierter Lüfter-, Netzteil- und USV-Module, die sich nun auch
Enclosure-übergreifend im laufenden Betrieb austauschen lassen. Beim Redesign der Lüftung änderte
HP den Durchzug des Luftstroms auf die in Rechenzentren heute übliche Richtung: von vorne nach
hinten. Die "Crossbar Fabric"- und "Blade Link"-Techniken, die schon bisher Bestandteil der
Converged Infrastructure sind, haben für den Einsatz in einer Blade-Scale-Architektur einige
Verbesserungen erfahren. So soll die Crossbar Fabric die Ausfallsicherheit weit über die "fünf
Neunen" (99,999 Prozent) katapultieren, da der Datenaustausch zwischen Blades, CPUs, Speicher und
I/O-Ports vollständig redundant geschieht.

Die aufgepeppte Blade-Link-Technik kommt zuerst in den neuen Integrity-Server-Blades zum
Einsatz. Hier lassen sich die CPU-Sockel damit von zwei auf vier und von vier auf acht
zusammenschließen. Auf der Grundlage der Blade-Architektur sind somit sehr gut skalierbare Systeme
mit einer Rechenleistung von 256 Prozessorkernen und 16 TByte RAM zu erzielen. Diese Systeme
verfügen außerdem über 128 10-GbE-Anschlüsse und bis zu 96 externe PCI-E-Ports. Im Vergleich zu
bisherigen Zwei-Sockel-Systemen sollen die neuen Integrity-Blades die bis zu neunfache Leistung
liefern – dabei aber nur die Hälfte des Platzes benötigen.

Parallel zum neuen Skalierungsansatz verfolgt HP auch eine Änderung des Lizenzmodells. Die
bisherige Lizenzierung nach CPU-Cores soll in eine sockelbasierte Lizenzierung geändert werden. Als
Preisbasis für den Sockel will der Hersteller dabei die frühere 2-Core-Lizenz heranziehen. Bei der
Verdopplung der Kerne in den neuen Prozessoren sollen somit die Lizenzkosten um bis zu 50 Prozent
sinken. Für Kunden mit einer bestehenden Pro-Core-Lizenz mit Support-Vertrag ist dieses Upgrade
laut HP kostenlos.

Angriff an zwei Fronten

Mit der neuen Blade-Architektur startet HP einen Angriff einerseits auf IBM als Hüter der
Mainframe-Technik und damit Pächter der geschäftskritischen Anwendungen (bis heute laufen nach
diversen Studien rund 80 Prozent der geschäftskritischen Anwendungen auf Mainframes), andererseits
natürlich erneut auch auf Cisco. Das Unternehmen ist als Netzwerk-Company im vergangenen Jahr in
den Server-Markt eingestiegen und konkurriert seither noch stärker als zuvor mit HP um den zweiten
Platz im Rechenzentrum (hinter IBM). Wirklich vergleichbar seien die Ansätze von HP und Cisco
allerdings nicht, "denn wir bieten ja eine plattformübergreifende und offene Architektur", so
Martin Fink gegenüber LANline. "Das sind zwei völlig verschiedene Welten – bei unserem Mitbewerber
gibt es kein Unix, ausschließlich x86-Prozessoren und nur die eigenen Storage-Lösungen, um nur die
markantesten Unterschiede zu nennen."

Insgesamt erweitert HP seine Converged Infrastructure mit den in Frankfurt vorgestellten
Integrity-Systemen aktuell um den Superdome 2, die neuen HP-Integrity-Server-Blades, den
Rack-basierten HP-Integrity-rx2800-i2-Server, die neue Version 11i v3 des Betriebssystems HP-UX
(Unix), das jetzt auch mit HP-UX verfügbaren Blade-System-Matrix sowie Dienstleistungen für den
Aufbau konvergenter Infrastrukturen und geschäftskritischer Systeme.

Partnerprogramm

zur offenen Architektur

Ähnlich wie vor etwa 16 Monaten mit dem Procurve Open Network Ecosystem, kurz Procurve ONE,
für den Netzwerkbereich hat HP auch für seine Converged Infrastructure wieder ein entsprechendes
Partnerprogramm ins Leben gerufen. "Alliance ONE" erstreckt sich dabei über die Bereiche Server,
Speicher und Netzwerke. Software- und Hardwareanbieter sowie Systemintegratoren sollen so von einem
breiten Angebot an branchenspezifischen Lösungen profitieren, die sich nahtlos in die konvergente
Infrastruktur für geschäftskritische Prozesse von HP einfügen, einfach zu handhaben sind und sich
schnell amortisieren. "2010 ist für uns ein Jahr, in dem wir unseren Auftritt im Rechenzentrum in
fast allen Bereichen auf ein höheres Level heben", so Dave Donatelli, Executive Vice President und
General Manager bei HP. "Das betrifft x86-Server, unsere Unix-Plattform, unsere Speichersysteme,
unsere Virtual-Connect-Fabric-Technologie, Networking mit 3Com, die Blade-System-Matrix, ebenso
unsere Business-Technology-Optimization-Software sowie neue Services." Die Chancen für HP auf eine
verstärkte Präsenz im Rechenzentrum dürften mit den neuen Strategien, Architekturen, Produkten,
Partnerschaften und Dienstleistungen um ein gutes Stück nach oben klettern.

Links zum Thema

– Integrity-Server: www.hp.com/go/integrity

– HPs Converged-Infrastructure-Konzept: www.hp.com/go/covergedinfrastructure


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