Interview mit Mike Finckh von Concept International

»Künstliche Intelligenz ist im Digital-Signage-Bereich stark im Kommen«

17. September 2019, 11:28 Uhr | Stephanie Jarnig

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Thema Datenschutz

CRN: Setzt der Datenschutz – Stichwort DSGVO – dem Einsatz der KI in Zusammenhang mit Digital Signage nicht enge Grenzen?

Finckh: Das Thema Datenschutz wird momentan sehr heiß gekocht – auch im Digital-Signage-Bereich. Dabei wird vieles vermischt. Aus meiner Sicht müssen wir klar unterscheiden zwischen persönlichen Daten, die selbstverständlich geschützt werden müssen, und anonymen Daten. Künstliche Intelligenz im Signage-Sektor erfasst keine persönlichen Daten. Es ist völlig irrelevant, wer die erfassten Personen sind. Von Interesse für die KI sind nur erkannte Bewegungsmuster, Kleidungsstile, Alter oder Geschlecht. Die Grafik-Chips mit ihrer Programmierung geben nur erkannte Bildmuster im Sinne einer anonymen Umfrage in Tabellenform weiter. Eine Person vor einer KI-Kamera ist damit nur eine Tabelle von Eigenschaften. Videos oder Bilder werden nicht gespeichert.
Wenn ich also rein quantitativ Personenmerkmale erfasse und diese unabhängig von der eigentlichen individuellen Videosequenz speichere, sind das anonyme, unpersönliche Daten. Man kann das eher mit einer Verkehrszählung von roten, blauen und schwarzen Autos vergleichen.

CRN: Was lässt sich also auf Basis der KI konkret umsetzen?

Finckh: Ich denke, wichtig sind die Punkte Relevanz und Individualität. Leistungsfähige, intelligente Software in Kombination mit performanter und verlässlicher Hardware gibt Marketingstrategen nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten an die Hand. Werbe- und Informationsbotschaften können passgenauer denn je ausgespielt werden.

Nehmen wir noch einmal das Beispiel Bank. Ich erinnere mich an meine Jugend. Da versuchte unsere Hausbank mit einem »Jeanskonto« die nächste Generation zu binden. Jeans waren damals meist nur etwas für junge Leute. Daher der Name. Jedenfalls war die komplette Bank mit Werbung zu diesem Jeanskonto gespickt. Das passt aber nicht zu einem 55-Jährigen, der nun diese Bank betritt. Unter Umständen nervt diesen Bankkunden die Werbung vielleicht. Oder er fühlt sich einfach nicht richtig abgeholt, in welcher Form auch immer. Hier kommt intelligentes Digital Signage ins Spiel. Heutzutage bekommt dieser 55-jährige Bankkunde vielleicht eine Information zu einem »Altersruhesitz für nur 2.000 Euro im Monat auf Mallorca« ausgespielt, während der Jugendliche sein erstes kostenloses Gehaltskonto und die junge Mutter einen Sparplan für die »Ausbildung an einer Spitzenuni in den USA« beworben bekommt. Diese Beispiele zeigen, wie KI-Lösungen im Digital-Signage-Bereich helfen, Kunden individuell anzusprechen, und damit sympathisch abzuholen. Ich bekomme meinem Alter und meiner Lebenssituation angepasste Werbung. Die Hausbank kann sich so wieder als echte Hausbank für ein sehr breites Publikum positionieren. Das ist doch nützlich und gut für alle Beteiligten.


  1. »Künstliche Intelligenz ist im Digital-Signage-Bereich stark im Kommen«
  2. Thema Datenschutz
  3. Vom ersten »Touchpoint« an individualisiert und zugeschnitten

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