Lösungen für das Client-Lifecycle-Management

Lebensgeschichten

5. Oktober 2008, 22:56 Uhr | Thomas Bär/wg

Für die Verwaltung von Client-Systemen benötigt eine IT-Organisation eine ausgereifte und möglichst umfassende Managementlösung. Dies hilft, Fehler zu vermeiden, Anfragen zügig und effizient abzuarbeiten und neue Software gezielt ausbringen zu können. In den kommenden Ausgaben stellt LANline deshalb eine Reihe von CLM-Suiten (Client-Lifecycle-Management) vor.

Dass eine zügige Client-Administration mit einigen abgehefteten Zetteln oder Übersichten in
Tabellenkalkulationsdateien nicht möglich ist, dürfte bereits bei kleineren Unternehmen erkennbar
sein. Spätestens wenn die IT-Mannschaft über verschiedene Standortgrenzen des Unternehmens hinweg
arbeitet, ist eine einheitlich einsetzbare Konsole erforderlich, die alle für die Einsatzdauer
eines PCs relevanten Arbeitsschritte abdeckt. Denn es gilt, eine Vielzahl von Vorgängen wie
Erweiterungen, Installationen und Umbauten an Client-Computersystemen zu erfassen, zentral zu
steuern und möglichst effizient zu bewerkstelligen. Dies ist das Ziel des CLMs, von Herstellerseite
auch "PC-Lifecycle-Management", "Client-System-Management" oder schlicht "Client-Management"
genannt. Im Idealfall bildet eine CLM-Software alle administrativen Schritte von der Entscheidung
zur Anschaffung bis zur Dekommissionierung der Clients ab.

Im Mittelpunkt unserer künftigen Betrachtung steht dabei ein gedachtes mittelständiges
Unternehmen mit verschiedenen kleineren Standorten und einer zentral geführten IT-Abteilung. Es
gilt herauszufinden, welche Funktionen die Lösungen von Anbietern wie Frontrange, Matrix42,
Landesk, Novell oder Symantec bieten – auch direkt nach der Installation, also ohne dass erst
Stunden mit der Anpassung von Skripten zu verbringen sind. Typischerweise werden Programme dieser
Art durch Consultants installiert und konfiguriert. Sofern der Hersteller dies ermöglicht, werden
wir diese Leistung im Rahmen der Testreihe in Anspruch nehmen.

Der Dehnbarkeit des Begriffs "Client-Computer" trägt unsere Testserie Rechnung: Neben den
typischen Windows-XP-Workstations schweift der Blick auch in Richtung Thin Clients, Apple Mac-OS-
und Windows-Vista- Computer sowie Laptops, die nur selten mit dem Unternehmensnetzwerk verbunden
sind. Da aber die Mehrzahl der Unternehmens-Clients heute auf XP-Basis arbeitet, liegt unser
Augenmerk auf diesen "Standardsystemen". Die Verwaltbarkeit von PDAs und Smartphones bleibt deshalb
außen vor, dafür sind Speziallösungen auf dem Markt.

Betriebssystemverteilung

Auf die Erfassung der Eckdaten nach der Anschaffung eines Systems folgt traditionell die
Bereitstellung des Betriebssystems ("OS Deployment") mit der Vergabe von Netzwerkeinstellungen wie
Computernamen oder die zu verwendenden Netzwerk-Transportprotokolle. Ab diesem Schritt
unterscheiden sich die Ansätze der Hersteller von CLM-Lösungen bereits deutlich. Grundsätzlich
stehen verschiedene Methoden bei der Einrichtung des Betriebssystems zur Verfügung: die typische
manuelle oder die automatisierte ("Unattended") Installation. Neben der Installation bietet sich
die Verteilung von Betriebssystem-Images an. Nach dem Einspielen der Kopie sorgt ein Programm
dafür, dass ein PC mit eindeutigen Merkmalen versehen wird. Im Windows-Umfeld ist dies die
Neuberechnung der Computer-SID. Grundsätzlich hält Microsoft diese Variante für nicht ganz
unproblematisch, da eine Dublette in Arbeitsgruppenumgebungen zu Problemen führen kann. Diese
Problematik tritt jedoch in domänenbasierten Umgebungen nicht auf, da zusätzlich eine
Domänenkonten-SID zum Einsatz kommt.

Neben der grundlegenden Methodik sind weitere Aspekte von Bedeutung: Welche Betriebssysteme
lassen sich generell verteilen? Ist eine flexible Partitionierung durch Eingabe von prozentuellen
Werten möglich? Ist das System auf einen Verteilungsserver begrenzt oder lassen sich
unterschiedliche Standorte mit Netzwerken generieren? Ebenfalls wichtig ist die Fähigkeit der
Software, die Einstellungen eines Benutzers vom vorherigen Rechner auf den neuen PC zu übernehmen
(Profilmigration), sofern ein Unternehmen nicht mit serverbasierenden Profilen arbeitet.

Von Bedeutung ist zudem, in welchem Maße die Software unterschiedliche Treiber für die
verschiedenen Computersysteme bereitstellen kann. Denn während sich bei den großen Herstellern
zumindest über eine gewisse Zeit hinweg eine möglichst hohe Ähnlichkeit der verwendeten Komponenten
findet, so sind die Computer kleinerer Hardwareassemblierer häufig sehr unterschiedlich. Wie
flexibel sind spezielle Treiber in die CLM-Lösung einzubinden? Finden sich Strukturen, die eine
Verschachtelung mit einer Vererbung von Einstellungen ermöglichen?

Nicht zuletzt interessiert die Frage "Wann hat wer wie eine Installation des Betriebssystems
initiiert?" nicht nur die Systemadministration, sondern möglicherweise auch das interne Controlling
(etwa zur Zuweisung der Kosten zur korrekten Kostenstelle) sowie externe Auditoren – Stichwort "
Compliance".

Softwareverteilung

Die Softwareverteilung dürfte in vielen Unternehmen eines der wichtigsten Arbeitsmittel einer
CLM-Lösung sein. Aktualisierungen sind auszubringen, komplette Softwarepakete über die Distanz
einzuspielen – viele Wege und manuelle Einsätze lassen sich so einsparen.

Typischerweise handelt es sich bei den über die Softwareverteilung bereitgestellten
Applikationen um die "Klassiker" wie Microsoft Office, Open Office oder Adobe Acrobat Reader. Bei
diesen Mainstream-Programmen erwartet der Anwender einer CLM-Lösung eine unkomplizierte
Bereitstellung der Verteilungspakete ohne viel manuelles Zutun. Wie steht es aber mit
Branchensoftware oder Java-Applikationen? Lassen sich diese mit den Bordmitteln einer CLM-Lösung
auch in ein MSI-Paket verwandeln? Verwendet die Software eigene Paketierungsprogramme oder bietet
der Hersteller einen – möglichst kostenfreien – Service der Paketerstellung?

In einigen Umgebungen ist es wünschenswert, den Benutzern einen Softwarekiosk anzubieten, also
ein Webportal, in dem er sich bei Bedarf selbstständig aktuelle Programme auswählen darf. Die
gewünschlte Software wird danach auf dem jeweiligen Zielsystem installiert. Wichtiger als ein
Softwarekiosk ist jedoch die Fähigkeit der CLM-Lösung, eine Softwareinstallation zeitlich geplant
zu automatisieren und fehlerhaft abgebrochene Installationsversuche wieder zu entfernen.

Die Lizenzüberwachung wird in vielen Programmen als Aspekt der Softwareverteilung oder der
Inventarüberwachung betrachtet. Ob eine solche Betrachtungsweise für das eigene Unternehmen
ausreicht, ist eine individuelle Entscheidung: Während es in Unternehmen A ausreicht, Lizenzen der
Programme in einem Karton aufzubewahren und mit einem Blatt Papier darüber zu wachen, ob die Anzahl
noch den tatsächlichen Bedürfnissen entspricht, führt Unternehmen B eine Datenbank für die
Anlagebuchhaltung von Software. Welche Möglichkeiten die CLM-Programme bieten und welche
Automatismen sich finden, die eine automatische und vor allem korrekte Zählung eingesetzter
Lizenzen ermöglichen, ist bei der Auswahl einer solchen Lösung möglicherweise eine entscheidende
Funktion.

Systemüberwachung

Während die laufende Überwachung bei Servern und Netzwerkgeräten eine normale Tätigkeit der
IT-Abteilung darstellt, so ist eine Überwachung von Client-Systemen eher untypisch.
Agentengestützte CLM-Lösungen sind für eine laufende Überwachung von Parametern gut gerüstet. Aber
auch ohne speziellen Agenten bieten die Techniken wie WMI (Windows Management Instrumentation)
ausreichend Informationen, um für den Betrieb wichtige Werte im Auge zu behalten. Neben der
Auslastung der lokalen Festplattenlaufwerke können dies auch Einträge aus der Ereignisanzeige sein,
die zum Beispiel über unsauber beendete Programme Auskunft geben. Kommt keine separate
Fernwartungslösung zum Einsatz, ist eine eingebaute Fernwartung via CLM-Lösung eine für den Support
notwendige Komponente. In gemischten Umgebungen, in denen Thin Clients und PCs gleichermaßen
Verwendung finden, entlasten die Integration verschiedener Fernwartungsmöglichkeiten oder der
Aufruf zum Aufschalten in eine Remote-Desktop-Verbindung das Support-Personal.

Erfassung von Störfällen

Die Erfassung von Fehlermeldungen ist gemäß ITIL (IT Infrastructure Library) die Aufgabe des
Incident-Managements, während die Durchführung von Änderungen an Systemen in den Aufgabenbereich
des Change-Managements fällt. So stellen sich die Fragen: Ist die CLM-Software in ein
ITIL-konformes Programmpaket integriert oder zumindest integrierbar? Lassen sich Fehlermeldungen
zumindest mit der Software selbst protokollieren? Für den IT-Support sind solche Details
entscheidend für die tatsächliche Nutzbarkeit einer Lösung. Wünschenswert aus Sicht der IT ist bei
diesen Programmen die Einbindung des E-Mail-Clients oder die Fähigkeit für den Endanwender, via
Webseiten Störungen selbstständig einzutragen und nach Lösungsvorschlägen zu suchen. Die Verzahnung
dieses Services mit den Informationen aus der Inventardatenbank ist für den praktischen Nutzen
ebenfalls von Bedeutung.

Inventardaten

Genaue Informationen über die Ausstattung von Hard- und Software zu besitzen klingt
selbstverständlich – in der Praxis ist das aber leider bei Weitem nicht immer gegeben. Da nehmen
Benutzer ihre PC-Ausstattung mit in ein neues Büro, tauschen die Drucker oder Monitore mit
Kollegen, oder ein Drucker fehlt nach dem Wochenende komplett. Bewaffnet mit der Serien- oder
Inventarnummer ist das Auffinden von Assets deutlich einfacher.

Zudem gibt die Inventardatenbank wichtige Informationen für Planungs- und Kaufentscheidungen:
Welche PCs sind für ein Upgrade auf Windows Vista geeignet, welche sollten in den kommenden Monaten
durch leistungsfähigere Maschinen ersetzt werden? Oft stellt sich auch die Frage, welche PCs im
Unternehmen mit demjenigen baugleich sind, der gerade für große Probleme sorgt. Bei Erinnerung an
fehlerhafte Akkus, die zu Brandsätzen werden konnten, oder eine Serie von Dell-Computern, die mit
aufgeblähten Kondensatoren reihenweise ausfielen, wird aus einer solchen Prophylaxe schnell ein
Qualitätsmerkmal für gute IT-Verwaltung.

Wichtig bei der Auswahl einer CLM-Lösung in Bezug auf die Inventardaten ist die Funktionalität "
out of the box". Denn über WMI-Skripte lässt sich auch ohne CLM-Software beinahe jedes Hard- oder
Softwaredetail zumindest von Windows-Rechnern ermitteln, aber eben nur mit entsprechendem
zeitlichem Aufwand. Von einer ausgereiften Verwaltungssoftware erwarten Administratoren, dass sie
sich die Arbeit der Skripterstellung für die wichtigsten Abfragen sparen können.

Entsorgung und Wiedervermarktung

Am Ende des Weges einer Unternehmensrechners stehen das korrekte Löschen der
Festplattenlaufwerke und die Entfernung der betriebsspezifischen Merkmale. Die CLM-Software muss
den IT-Mitarbeitern beim Auschecken des Geräts behilflich sein – das heißt insbesondere: die
Nicht-OEM-Lizenzen dem Lizenzpool ohne manuelle Mehrarbeit zurückgeben. Ein automatisches
Einstellen der Altsysteme bei E-Bay wäre aber dann doch wohl ein wenig zu viel verlangt…


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