Früher als geplant hat Microsoft die Betaversion seines Hypervisors Hyper-V frei gegeben - und sich damit nach Oracle und Sun in Reihe der Konkurrenten von Vmware und Citrix/Xensource eingereiht. Analysten sagen den beiden bislang führenden Anbietern schwere Zeiten voraus.
Eigentlich war die Betaversion von Microsofts Hyper-V erst für den Jahresanfang 2008 geplant, doch Ende vergangener Woche schaltete Microsoft die Seite frei und machte damit den Entwicklern und Kunden noch eine unerhoffte Vorweihnachtsfreude. "Das frühzeitige Release verschafft uns etwas mehr Zeit für die Evaluierung, denn der Gesamtzeitplan ist durch diese Maßnahme nicht vorgezogen", sagt Microsofts Release-Verantwortlicher Mike Neil. Demnach soll die endgültige Fassung spätestens 180 Tage nach der offiziellen Freigabe von Server 2008 am 27. Februar erfolgen. Genauso wie Oracle behauptet auch Microsoft von seinem Hypervisor, dass er eine rund dreimal "bessere Performance" aufweise. Und genau wie Oracle bleibt auch Microsoft die Erklärung schuldig, worauf sich diese Aussage genau bezieht.
Trotzdem gilt die Freischaltung der Betaversion von Hyper-V als der Eröffnungsgong für eine neue Runde im Konkurrenzkampf um die Servervirtualisierung, an der jetzt schon
Vmware,
Citrix/Xensource,
Sun,
Oracle und
Swsoft/Parallels beteiligt sind.
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"Microsofts Ankündigung ist eine frohe Weihnachtsbotschaft für deren Kunden, aber eine bittere Pille für Vmware", sagt Trip Chowdhry, Analyst bei Global Equities Research. Vmwares Problem besteht jetzt vor allem darin, dem Markt klar zu machen, dass ein Hypervisor noch keine Virtualisierungsinfrastruktur darstellt. "Microsofts Hyper-V bietet bei weitem nicht die Managementfunktionen, die erforderlich sind, um eine leistungsfähige Virtualisierungsinfrastruktur zu betreiben", beschwört Vmwares Produkt-Marketing-Chef Reza Malekzadeh die potenziellen Kunden.
Das hat Microsoft auch schon längst zugegeben. Ursprünglich sollte der Leistungsumfang von Hyper-V wesentlich dichter an dem liegen, was Vmware und Xensource bieten. Doch im Mai wurden eine Reihe bedeutender Funktionen auf spätere Releases verschoben. Der wichtigste Punkt, der jetzt fehlt, ist die so genannte Live-Migration. Damit ist es möglich, ein laufendes virtuelles System von einem physischen Server auf einen anderen zu verschieben.
Auch der Support am laufenden System, bei dem Speicher, Platten oder Netzwerkkarten unterbrechungsfrei hinzugefügt werden können, wurde auf Eis gelegt. Der gegenwärtige Hyper-V wird auch nur 16 Prozessoren unterstützen, beispielsweise acht Dual-Core-Prozessoren oder vier Quad-Core-Prozessoren. "Microsoft liegt gegenüber der Konkurrenz weit zurück", meint beispielsweise Gordon Haff, Analyst bei Illuminata.
Harald Weiss/wg