Add-ons für Novell Groupwise

Mehr aus Groupwise machen

31. August 2005, 23:06 Uhr | Werner Degenhardt/pf

Bei aller Zufriedenheit mit Groupwise standen auf der Wunschliste der Anwender schon immer zwei Punkte ganz oben: eine einfachere Erweiterbarkeit der Messaging-Plattform sowie bessere Möglichkeiten zur Synchronisierung mit PDAs (Personal Digital Assistants). Zusatzprodukte von Fremdherstellern bieten hier interessante Lösungen an.

Groupwise ist – ähnlich wie Lotus Notes – grundsätzlich erweiterbar. Realisieren lässt sich dies
über die so genannte C3PO-Programmierung (Custom 3rd-Party Object). C3PO ist ein
OLE-COM-Serverobjekt (Object Linking and Embedding, Component Object Model), das sich über C++,
Delphi oder Visual Basic (VB) ansprechen lässt. Eine C3PO-Anwendung greift auf das Groupwise
Repository über das Groupwise Object API zu. C3PO-Programmierung ist zwar mächtig, für
Gelegenheitsentwickler aber zu anstrengend.

Entwickeln mit Formativ

Deutlich erleichtern lässt sich dieses Unterfangen allerdings mit dem Produkt Formativ des
Herstellers Advansys. Formativ, inzwischen in der Version 2.0, bietet eine Entwicklungsumgebung für
Groupwise unter Windows. Das Programm stellt im Wesentlichen einen C3PO-Server dar, der im
Groupwise-Prozess abläuft und so genannte Applets ausführt. Diese Runtime-Umgebung muss auf jedem
Arbeitsplatzrechner installiert sein, auf dem Formativ-Applets ausgeführt werden sollen.

Die Applet-Entwicklung erfolgt über das Tool "Studio" im Rahmen von Formativ IDE (Integrated
Development Environment), das vollständig in den Groupwise-Client integriert ist. Die
Formativ-Applet-Sprache ist kompatibel mit VBScript. Sie hat Zugang zu allen Funktionen des
Groupwise Object APIs und des Administrative Objects APIs sowie zum Groupwise Event System.

Formativ Studio (Bild 1) zeigt auf der linken Seite des Bildschirms die Applet-Bibliotheken an,
die dem Benutzer zur Verfügung stehen. Eine Applet-Bibliothek ist eine Sammlung von Applets, die
entweder auf der lokalen Festplatte oder in Edirectory abgelegt sind. Auf der rechten Seite der
Entwicklungsumgebung findet der Anwender den Applet-Editor, den Integrationseditor und den
Properties-Editor.

Der Applet-Editor ist ein Programmier-Editor mit visuellem Formulareditor und integriertem
Debugger. Mit dem Integrationseditor definiert der Anwender, wo das Applet im Groupwise-Client
erscheinen soll und welche Groupwise-Events das Applet auslösen sollen. Mit dem Properties-Editor
lassen sich Icons mit dem Applet verbinden sowie Beschreibungen und Hilfetexte ablegen.

Formativ-Applets laufen – ebenso wie die Formativ-Runtime-Umgebung – innerhalb des
Groupwise-Windows-Clients ab und müssen daher auf den lokalen Arbeitsplatz gebracht werden. Für die
Formativ-Run- time-Umgebung existieren vorkonfigurierte AXT-Dateien, die sich mit Novell Zenworks
verteilen lassen. Die Applets selbst speichert die Administration am besten im Edirectory (siehe
Kasten), damit sie von dort auf den lokalen Arbeitsplatzrechner gecacht werden können. Benutzern
lassen sich Rechte auf die Applets in den Corporate Libraries zuweisen.

Hilfreiche Applets

Für den Anwender ist letztlich entscheidend, welche Applets er zur Verfügung hat und nutzt. Das
Angebot ist reichhaltig: Die Funktionalität der Applets geht von einfachen Verbesserungen von
Groupwise-Funktionen bis hin zu Geschäftsanwendungen, die im Groupwise-Client Informationen aus
vielen Datenbanken verknüpfen und Unternehmens-Workflows abbilden.

Advansys verkauft eine ganze Reihe von Applets in Form von Solution-Packs, die vieles von dem
erledigen, was sich der Groupwise-Anwender schon immer gewünscht hat. Darüber hinaus ist mit
Formativ Applet Central (www.novell.com/coolsolutions/feature/9485.html) ein regelrechter
Tauschplatz für frei verfügbare Applets entstanden, die viele nützliche Funktionen bieten. Ein
Beispiel ist das Microsoft Outlook Migration Applet, das eine Outlook-Installation auf einem
Arbeitsplatz in Groupwise importiert. Das Applet bietet eine gute Benutzerführung und Beschreibung.
Es läuft – als so genanntes Express-Applet – zudem mit der kostenlosen Runtime-Umgebung Formativ
Express. Alle Nicht-Express-Applets benötigen Formativ Runtime, das lizenziert werden muss. Ganz
kostenfrei ist der Einsatz von Formativ-Applets in der Regel also nicht.

Ein zentraler Nachteil von Formativ ist die Tatsache, dass das Programm auf der
Win-dows-Client-Software aufsetzt und daher nur auf Windows-Arbeitsplatzrechnern funktioniert.
Workflows, die Linux-Desktops oder Macintosh-Rechner mit einschließen, lassen sich damit bislang
nicht realisieren. Advansys Formativ kommt allerdings die Microsoft-Dotnet-Strategie zur Hilfe und
vor allem das "Mono"-Projekt, das mit dem Kauf von Ximian zu Novell gekommen ist: "Formativ.Net"
ist in Arbeit und verspricht Windows-/Linux-/Mac-Cross-Plattform-Applets. Damit lassen sich dann
auch unternehmensweite Lösungen in heterogenen Netzen unterstützen.

Mit dem Trend zu Browser-basierenden Unternehmensanwendungen wird allerdings ein bauartbedingtes
Problem von Formativ spürbar. Als Client-zentrierte Anwendung eignet es sich nicht für
Portallösungen. Dort sind andere Technologien nötig. Novell kommt diesem Bedarf mit einer
SOAP-Schnittstelle (Simple Object Access Protocol) im künftigen Groupwise 7 entgegen. Webentwickler
können damit über SOAP auf Groupwise-Objekte zugreifen und diese in ihre Webanwendungen
integrieren. Für den alltäglichen Gebrauch von Groupwise unter Windows spielen diese
Zukunftsaspekte allerdings keine Rolle: Hier ist Advansys Formativ ein ungemein nützliches Werkzeug
und macht in jeder Beziehung mehr aus Groupwise.

PDA-Synchronisierung

PDAs wären weit gehend nutzlos, wenn man sie nicht an das eigene Messaging-System anschließen
könnte. Outlook-/Exchange-Benutzer hatten in dieser Hinsicht von Anfang an kaum Probleme, da Palm
und Pocket PC mit der entsprechenden Synchronisierungssoftware ausgeliefert werden. Für Groupwise
standen bislang allerdings nur Lösungen von Fremdanbietern zur Verfügung. Novell selbst kümmerte
sich jahrelang nicht um diesen Bedarf. Das hat sich jetzt geändert: Anfang dieses Jahres kam
Groupwise PDA Connect in den Download-Bereich von Novell (http://
www.novell.com/coolsolutions/feature/10 111.html). Das Tool baut auf Xtndconnect PC von Extended
Systems auf und ähnelt IBM Lotus Easysync Pro. Dies ist keineswegs ein Nachteil, da Easysync gut
funktioniert – und bei Groupwise PDA Connect ist das ebenso. Die Voreinstellungen sind gut gewählt,
und nach der problemlosen Installation werden die Daten zwischen Groupwise und PDA abgeglichen.

Die Konfigurationsmöglichkeiten sind vielfältig, und es existiert auch eine zeitgesteuerte
Synchronisierung, die der Anwender einmal täglich oder in Intervallen durchführen lassen kann. PDA
Connect synchronisiert Geräte über die Ladestation, Wireless-Betrieb ist bislang nicht vorgesehen.
Die Lösung bedient Geräte vom Typ Palm-OS 4.x/5.x sowie Pocket PC 2000/2002/2003. Auf der Seite von
Groupwise ist die Version 6.5 SP2 und höher Voraussetzung. PDA Connect reicht für die grundlegenden
Bedürfnisse der Synchronisierung zwischen PDA und Groupwise völlig aus.

Wenn der Hersteller selbst einen PDA-Konnektor kostenfrei zum Download anbietet, übt das einen
gewissen Druck auf Fremdhersteller aus. Deren Produkte kosten Geld und müssen dies durch
verbesserte Funktionalität rechtfertigen. Einen guten Weg hat in dieser Hinsicht Nexic mit ihrem
Produkt Synchronis beschritten. Die Lösung besteht aus mehreren Komponenten (drei Komponenten im
Fall des Palm, zwei Komponenten bei der Pocket-PC-Plattform), von denen jede einzelne in der
Funktionalität dem Pendant von Novell überlegen ist.

Die auffälligste Komponente von Nexic Synchronis ist der PDA-Groupwise-Client, der auf dem Palm
oder Pocket PC installiert wird. Der PDA-Client baut – so weit wie möglich – die Funktionalität
eines Groupwise-Clients für den PC auf dem PDA nach. Dies ist recht gut gelungen, und der Benutzer
findet sich rasch im PDA-Interface zurecht. Die Icons sind dem Original liebevoll nachgebaut, aus
jedem View (Mail, Kalender, Notizen, Aufgaben) kann der Anwender alle Message-Typen versenden.
Nexic Synchronis verhält sich dabei wie der Groupwise-Client für Windows im so genannten
Remote-Modus. In diesem Modus arbeitet der Groupwise-Benutzer auf einer (gefilterten) lokalen Kopie
der Groupwise-Daten, die bei der nächsten Verbindung zum Server abgeglichen werden.

Der Nexic-PDA-Client kennt einen beachtlichen Teil der Metainformation, die Groupwise mit
E-Mails, Kalendereinträgen, Notizen und Aufgaben verknüpft. Der Anwender kann versendete
Nachrichten auch wieder zurückziehen, wie er dies vom Windows-Client kennt. Besonders nützlich ist,
dass das Programm die Ordnerstruktur des Benutzers auf den PDA repliziert, was die Arbeit mit dem
PDA-Client deutlich erleichtert. Auch werden die Attribute von Messages an den Groupwise-Server
übertragen: Öffnet der Anwender eine Mail auf dem PDA, so erscheint sie nach der
PDA-PC-Synchronisierung auch im PC-Client als gelesen.

Die Benutzerschnittstelle der PC-Komponenten von Nexic Synchronis sieht für den Palm und den
Pocket PC recht unterschiedlich aus, bietet jedoch die gleiche Funktionalität. Die Vorteile zur
kostenlosen Konkurrenz liegen hier vor allem in den sehr gut ausgebauten Konfigurations- und
Filtermöglichkeiten. Insgesamt ist Nexic Synchronis ein durchdachter und gut programmierter
PDA-Client für Groupwise, für den mancher Anwender die geforderten 100 Euro gerne ausgibt.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+