Zu den IT-Trends für 2015 in Europa hat sich vor Kurzem Dirk Häußermann, Geschäftsführer EMEA Central bei Informatica, geäußert. Seiner Meinung nach werde sich "Alles um Daten drehen", die in den Mittelpunkt des Lebens und der Arbeitswelt rücken. Zudem sei die Zeit von einer besonderen Informationsmobilität geprägt. Der Experte hat seine Vorhersagen in sieben Punkten zusammengefasst.
1. Datenfragmentierung in der Cloud – Im Jahr 2015 werden laut Häußermann viele Unternehmen die letzten Schritte bis in die Cloud überwinden. Traditionelle Datenbanken und On-Premise-Architekturen wie ERP-Systeme und Rechenzentren finden ihren Weg verstärkt in die Cloud. Das werde die Daten weiter fragmentieren, da diese in die Cloud wandern und dadurch an verschiedenen Orten, bei verschiedenen Anbietern sowie in unterschiedlichen IT-Systemen verarbeitet werden.
Diese Fragmentierung wird zu einer großen Herausforderung für die Kontrolle, den Zugang und die Nutzung der Daten. Wenn Unternehmen erfolgreich sein wollen, müssen sie agil bleiben, wenn Sie auf Daten zugreifen, sie kombinieren und nutzen. Unternehmen, die nicht wissen, wo ihre Daten liegen, werden diese nicht kontrollieren, sichern und nutzen können.
2. Metadaten werden genauso wichtig wie die Daten selbst – Immer mehr Anwender fordern eine stärkere Transparenz über die Nutzung ihrer persönlichen Daten. Außerdem sollten Unternehmen deutlich machen, wer der Eigentümer der Daten ist und Verantwortlichkeiten klären.
Die Daten sind jedoch über verschiedene Apps, Plattformen, Integratoren, Stores und Techniken verstreut. Die Datenschutzregulierung der Europäischen Union (EU) und auch die Forderungen der Verbraucher nach Eigentum und Schutz ihrer Daten werden die Unternehmen zwingen, transparenter zu kommunizieren, wo die Daten liegen und wie diese genutzt werden.
Für Unternehmen, die die Kontrolle über ihre Daten behalten wollen, werden Metadaten wichtiger denn je. Mit diesen können die Unternehmen ihren Kunden und anderen Interessengruppen zeigen, dass ihre Daten sicher sind. Ein klarer Echtzeitüberblick darüber, wo die Daten liegen und wie und wann sie genutzt werden, wird ebenso wichtig werden wie die Daten selbst.
3. Der Aufstieg der neuen Datenrepubliken und das Risiko der Datenzersplitterung – Im Jahr 2015 soll eine neue EU-Datenschutzrichtlinie dabei helfen, personenbezogene Daten besser zu schützen, wenn diese ins Ausland transferiert werden. Die Regulierung wird voraussichtlich spezifische Regularien einführen, die den Transfer persönlicher Daten ins EU-Ausland regeln und die Unternehmen somit in ihren Möglichkeiten einschränken, Informationen in Rechenzentren mit Standorten außerhalb der EU zu verarbeiten.
Wo Herausforderungen sind, sind aber auch Chancen: Länder könnten sich in dieser neuen Informationsökonomie als sicherer Standort positionieren und so ihren Standortvorteil vermarkten. Nationale und internationale Regulierungen werden die Gründung neuer „Datenrepubliken“ gestalten. Künftig werden die Regularien für Datensicherheit für die Länder ein ebenso wichtiger Standortfaktor wie die Steuergesetzgebung.
4. Unternehmen werden sich selbst mit Big Data überschätzen – Bis zum Jahr 2016 werden schätzungsweise 82,5 Milliarden Endgeräte mit dem Internet verbunden sein. Im Jahr 2015 werden technisch einfache WLAN-Hacks die relativ simplen Geräte miteinander verbinden. Außerdem werden eine Menge neue, intelligente Techniken entstehen. Das Internet der Dinge wird die Datenmenge explosionsartig ansteigen lassen, jedoch sind die Modelle zur Sammlung und Speicherung dieser Volumina noch nicht entwickelt.
Ständig entstehen neue Plattformen, Sprachen und Quellen. Man muss sich laut Häußermann nur die Geschwindigkeit anschauen, mit der Social-Media-Plattformen gewachsen sind. Heute rätseln viele Unternehmen immer noch, wie sie diese Datenströme für Service, Marketing und Vertrieb nutzen sollen.
Unternehmen müssen künftig besonders agil sein, wenn sie Social-Media-Daten verwenden und analysieren wollen. Sie können es sich nicht länger leisten, ein weiteres Jahr mit der Datenintegration zu verbringen, wenn so schnell immer neue Quellen entstehen. Manuell ist die Auswertung dieser Informationen auch längst nicht mehr möglich. Unternehmen benötigen daher intelligente Techniken, die ihnen helfen, die Menge und Komplexität der Datensammlung und deren Analyse zu bewältigen.
5. Big Data wird auch große Verantwortung mit sich bringen – Da durch soziale Medien, mobile Endgeräte, der Cloud, dem Internet der Dinge und Wearables immer mehr Datenquellen entstehen, wird es im nächsten Jahr eine verstärkte Diskussion darüber geben, wer die Verantwortung für die damit erzeugten Daten trägt. Konsumenten haben großen Einfluss auf Marken, Regierungen und Unternehmen, darum werden die Interessen der Mehrheit der kritische Faktor für die Datenverantwortlichkeiten sein. Vertrauen und Ethikrichtlinien werden zentrale Kriterien, um Mitarbeiter der Generation Y für ein Unternehmen oder eine Marke zu gewinnen.
6. Daten werden für Aktionäre zum Geschäftsvermögen – Unternehmen haben in diesem Jahr den finanziellen Wert der Daten erkannt, indem sie diese mit Gold oder Öl vergleichen. Viele Unternehmen suchen momentan nach neuen Umsatzmöglichkeiten innerhalb der verfügbaren Daten, ob durch neu entwickelte Dienstleistungen oder durch den Verkauf der Rohdaten.
Allerdings hat diese Medaille wie so oft auch eine Kehrseite. Weil die Daten so wertvoll sind, sind sie auch ein Risiko. Unternehmen sammeln immer mehr Daten und müssen ihren Aktionären auch die Risiken der Speicherung, Bereinigung und Sicherung der Daten verdeutlichen. Insbesondere bei Störungen müssen die Unternehmen ihre Aktionäre informieren, wenn diese möglicherweise die Daten unter der Verantwortung des Unternehmens beeinträchtigen.
7. Der unmittelbare Schutz der Server wird unwichtig – Einer der umfangreichsten Einbrüche, die bekannt wurden, erfolgte von innen. Der technisch einfachste Ansatz ist es, mittels Bestechung oder Erpressung an die Daten zu gelangen, was jeden Mitarbeiter betreffen könnte. Angesichts der Zunahme an Einbrüchen und den widrigen Bedingungen für das Vertrauen der Konsumenten müssen die Unternehmen im nächsten Jahr über ihre Firewalls hinausschauen und einen Weg finden, ihre Daten an der Quelle und beim Transport zu schützen. Dafür müssen sie besser verstehen, wie und wohin ihre Daten transportiert werden.
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