Dell geht zurück auf XP - Vista SP1 schon im Herbst?

Microsoft Vista trifft auf Hindernisse

22. April 2007, 22:50 Uhr |

Mit Intels und Dells Äußerungen über Windows Vista kann Microsoft überhaupt nicht zufrieden sein. Beispielsweise versucht man bei Microsoft peinlichst genau, alles zu vermeiden, was nur den geringsten Hinweis auf das Veröffentlichungsdatum des ersten Service-Packs (SP1) geben könnte. Doch Partner Intel ist da nicht so zimperlich. So diskutierte Intel-Chef Paul Otellini freimütig in einer Telefonkonferenz mit Analysten über diesen Punkt. Auf die Frage, wie Vista die Intel-Umsätze in diesem Jahr beeinflussen könnte, startete er zunächst mit den bekannten Statements, dass es gegenwärtig noch keine nennenswerten Vista-Umsätze mit den Unternehmen geben würde. "Die meisten Firmen machen es genauso wie wir bei Intel; es gibt verschiedene Pilotprojekte, und das weitere Vorgehen wird von deren Evaluierung abhängen", war seine Erklärung.

Doch dann erläuterte er, dass es auch bei Vista noch Faktoren geben werde, die den Absatz bei den Unternehmen erheblich beeinflussen können: "Den Durchbruch [für Vista] wird es [in Unternehmen] erst geben, wenn das erste Service-Pack freigegeben ist, und das wird höchstwahrscheinlich im vierten Quartal der Fall sein, vermutlich im Zeitraum Oktober/November."

Seitens Microsoft gab es zwar keine Bestätigung – aber auch kein Dementi. "Wir arbeiten an einem Service-Pack, aber es ist zu früh, ein Release-Datum anzugeben", war die stereotype Reaktion auf Otellinis Aussage.

Analysten äußerten sich verwundert über diese Halsstarrigkeit bei Microsoft. "Das ist nicht sinnvoll, es wäre sehr gut für Microsofts Vertrauensbildung mit deren besten Kunden, wenn sie auch für Vista eine Roadmap offenlegen würden", so Michael Cherry, Analyst bei Kirkland Research in Seattle. Damit spielt er auf die Microsoft-Webseite an, auf der es für jedes seiner Produkte eine Roadmap gibt – nur nicht für Vista. "Wenn Microsoft es ernst meint mit einer Kundenpartnerschaft, dann muss es transparent werden und seinen Kunden einen verlässlichen Planungshorizont anbieten", so seine Kritik an den Redmondern.

Neben diesen Problemen mit den Firmenkunden gibt es beim Langzeitpartner Dell auch neue Probleme im Endanwendermarkt. So verkündete der texanische PC-Hersteller, dass man für die Notebooks Inspiron 1405, 1705, 1505 und 1501 sowie für die Desktops E520 und E521 wieder eine XP-Option anbieten will. "Wir haben ganz klare Kundenforderungen auf den Tisch bekommen, wieder Windows XP anzubieten", hieß es in einer entsprechenden Erklärung von Dell.

"Das ist ein echtes Alarmsignal, das Microsoft schwer zu denken gebe sollte, denn normalerweise will jemand, der einen neuen PC kauft, auch immer die neueste Software darauf haben – eine solche Situation habe ich in der IT-Branche noch nicht erlebt", sagt Michael Silver, Vice President bei Gartner.

Microsoft spielt diesen Punkt herunter: "Es handelt sich bei den XP-Kunden um eine sehr kleine Minderheit, mit ganz speziellen Anforderungen. Die überwältigende Mehrheit verlangt Vista mit all seinen exzellenten Features", sagt Microsofts Vista-Produktmanager Michael Burk.

Doch das Problem scheinen nicht "spezielle Forderungen", sondern schlichtweg die Preise zu sein. Das veränderte Kundenverhalten resultiert nach Meinung vieler Experten aus den immensen Hardwareanforderungen, die Vista stellt. "Viele Anwender sind nicht bereit, den Mehrpreis für die erforderliche Hardware zu zahlen, nur um dann fliegende Fenster zu haben", sagt Michael Gartenberg, Analyst bei Jupiter Research. Windows Vista benötigt mindestens eine Prozessorgeschwindigkeit von 1 GHz, 1 GByte Hauptspeicher und 40 GByte Festplatte. Zum Vergleich: XP-Professional benötigt nur einen 300 MHz Prozessor, 128 MByte RAM und nur magere 1,5 GByte Plattenspeicher.

Außerdem klagen viel Anwender darüber, dass ihre älteren Programme unter Vista nicht korrekt laufen, und die großen Softwareanbieter wie Adobe nicht bereit sind, ihre älteren Programme auf Vista umzustellen. "Ich werde mir wohl noch auf Jahre hinaus gebrauchte XP-Computer kaufen müssen", postete jemand auf der Dell-Forumseite, bevor der Anbieter den Rückschritt auf XP bekanntgegeben hatte.

Harald Weiss/wg


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+