Serie Remote-Control-Software, Teil 2

Mit Radmin 3.3 bis ins BIOS

26. Mai 2009, 22:00 Uhr | Thomas Joos/dp

Die bekannte Fernwartungssoftware Radmin des russischen Herstellers Famatech bringt mit der Version 3.3 einige Neuerungen. So ist jetzt zum Beispiel ein Fernzugriff auf das BIOS von Rechnern möglich. Auch Mehrmonitor-Arbeitsplätze soll die neue Version unterstützen. Im LANline-Test zeigte die Lösung viele Stärken. Die verteilten Server-Komponenten bringen jedoch auch ein paar Nachteile mit sich.

Eine der wesentlichen Neuerungen von Radmin 3.3 ist die Unterstützung der
Active-Management-Technology (AMT) Version 3.1. Diese Technik basiert auf der Intel-Vpro-Plattform
und ermöglicht bei entsprechender Hardware eine Fernwartung, bevor Windows überhaupt gestartet ist.
Der Administrator kann via Fernwartungssoftware Systeme, die diese Technik unterstützen,
einschalten oder deren BIOS-Einstellungen überprüfen und anpassen. Dies ermöglicht Systemverwaltern
auch dann eine Fernwartung, wenn sich das Zielsystem nicht mehr starten lässt. Mit dem Zugriff auf
die Hardware kann der Administrator zum Beispiel Betriebssystemstarts kontrollieren oder Windows
reparieren, wenn es nicht korrekt startet. Als Verbindungsprotokoll nutzt Radmin wie die meisten
Produkte in diesem Bereich TCP/IP.

Der Zugriff auf Server erfolgt mit dem Radmin Viewer 3.3, den Famatech kostenlos zur Verfügung
stellt. Soll Windows ferngesteuert werden, müssen Systemverwalter auf den zu wartenden Rechnern
noch die Server-Komponente installieren.

Diese Komponente für die Remote-Rechner ist kostenpflichtig. Famatech bietet sie aber auch als
kostenlose 30-Tage-Testversion an.

Die Server-Komponente lässt sich automatisiert auf die Server übertragen, allerdings ist gerade
diese Funktion nicht sehr bequem gelöst und bedeutet vor allem bei der Installation auf vielen
Rechnern etwas Aufwand.

Da der Server-Part nur wenige MByte umfasst, lässt er sich auch schnell übertragen. Am besten
sollte der Systemverwalter die Quelldateien auf einen Rechner im Remote-Netzwerk kopieren und von
dort per Fernwartung auf die anderen Server oder Arbeitsstationen verteilen.

Unterstützte Systeme

Leider unterstützt Radmin auch in der neuen Version allein Windows, dieses jedoch in allen
Versionen von Windows 2000 bis Windows Server 2008 sowie Vista in der x86- und x64-Variante. Der
Viewer ermöglicht auch die Fernwartung von NT 4.0 und Windows 95/98/ME. Linux-Rechner lassen sich
nur über WINE ("Wine Is Not an Emulator") steuern, das Windows-Applikationen für Linux kompatibel
aufbereitet.

Erfreulich bei der Fernwartung ist der schnelle Bildaufbau. Wesentlich schneller als andere
Lösungen auf dem Markt ermöglicht Radmin auch bei höheren Auflösungen und größeren Farbtiefen eine
effiziente und schnelle Fernwartung.

Arbeitsweise

Radmin ist außerdem für geringe Bandbreiten optimiert, sodass sich Server in Niederlassungen,
die mit langsamen Leitungen angebunden sind, ebenfalls performant fernwarten lassen. Ferner
unterstützt Radmin nun auch Mehrmonitor-Arbeitsplätze und Rechner mit hohen Auflösungen.

Um nachvollziehen zu können, wer sich mit einem Rechner verbindet, protokolliert Radmin auf dem
Computer Probleme und Verbindungen entweder in der Ereignisanzeige oder in einer speziellen
Protokolldatei. Was und wo das Tool speichern soll, lässt sich in den Optionen einstellen.

Systemverwalter sollten bei Verbindungen darauf achten, dass keine Firewall den Port 4899
blockiert. Ist er blockiert, lässt sich der Standard-Port auch auf einen beliebigen Port zwischen 1
und 65535 verändern. Entscheidend dabei ist, dass nicht auch dieser Port blockiert ist oder von
einer anderen Anwendung genutzt wird.

Der Server-Part von Radmin bietet zudem die Befehlszeilenerweiterung "RServer3.exe". Diese
enthält Optionen für Aktionen. So ruft die Option "/setup" die Einstellungen des Programms auf. Mit
"/start" oder "/stop" starten Systemverwalter den Server-Part oder beenden den Systemdienst.

Aus Sicherheitsgründen lässt sich in den Einstellungen festlegen, ob die Lösung als Systemdienst
starten soll, oder ob Anwender bei Bedarf das Programm selbst starten.

Verschlüsselung und Zugriffskontrolle

Damit niemand den Datenverkehr zwischen Server und Systemverwalter während der Fernwartung
abhören kann, verschlüsselt die Software den kompletten Datenverkehr mit einer
256-Bit-Verschlüsselung. Außerdem lassen sich IP-Filter hinterlegen, sodass Server nur bestimmten
Adressen einen Zugriff gestatten.

Der Zugriff auf Rechner lässt sich außerdem auch auf Benutzer und Benutzergruppen oder
Active-Directory-Gruppen beschränken. Radmin unterstützt dazu die NTLMv2-Technik von Windows.

Bereits bei der Installation stellt der Systemverwalter über die Schaltfläche die gewünschten
Sicherheitsoptionen ein und legt darüber zum Beispiel fest, ob die Authentifizierung über Windows
oder intern in der Applikation stattfinden soll. Versucht ein Hacker ein Kennwort zu erraten, zum
Beispiel durch eine Brute-Force-Methode, erkennt dies Radmin und verzögert die Verbindung. Bei zu
vielen Versuchen bricht die Software die Verbindung ab und sperrt die entsprechende IP-Adresse eine
Zeit lang.

Kommunikation und Datei-Sharing

Endanwender und Administrator können bei Radmin via Instant Messaging oder über einen speziellen
Chat miteinander kommunizieren. Auch Sprach-Chats unterstützt die Anwendung, allerdings müssen dazu
die Rechner der Anwender entsprechend ausgestattet sein. Grundsätzlich zeigt sich die Software auch
hier einfach und intuitiv in der Bedienung. So lassen sich mit Radmin zum Beispiel Dateien zwischen
den Rechnern übertragen. Bricht ein Kopiervorgang aufgrund von Netzwerkproblemen ab, ist es nicht
notwendig, die Datei erneut zu kopieren, sondern Radmin erkennt die bereits kopierten Daten und
sendet automatisch den fehlenden Teil nach. Das spart Zeit und Nerven, vor allem wenn es sich um
WAN-Verbindungen handelt.

Auch eine Art Konferenzmodus ist möglich. Dieser gestattet den Zugriff mehrerer Personen auf
einen Rechner. Wem die Geschwindigkeit bei der Fernwartung zu langsam ist, zum Beispiel bei
schmalbandigen Leitungen, kann die Farbtiefe während der Remote-Sitzung in zahlreichen Stufen (1,
2, 4, 8, 16 und 24 Bit) absenken.

Die Software ermöglicht darüber hinaus das automatische Scannen des Netzwerks nach Rechnern, auf
denen der Server-Part installiert ist. Führen Unternehmen ein Update auf die neue Version durch,
übernimmt die Lösung alle Einstellungen und Lizenzen.

Neben einer herkömmlichen Remote-Sitzung ermöglicht Radmin zudem Telnet-Verbindungen, sodass
Systemverwalter einige Aufgaben allein über die Befehlszeile und ohne grafische Oberfläche
erledigen können.

Lizenzierung

Radmin 3.3 ist in verschiedenen Sprachversionen inklusive einer deutschen Benutzeroberfläche
erhältlich. Das Tool lässt sich entweder über den IT-Handel oder direkt über den Famatech-Webshop
bestellen. Eine Einzellizenz zur Verwaltung eines einzelnen Rechners kostet etwa 40 Euro, ein Paket
mit 50 Lizenzen rund 1.130 Euro. Darüber hinaus sind Volumen- und spezielle Helpdesk-Lizenzen
erhältlich. In Deutschland vertreibt der Distributor Insyst in Ratingen das Produkt.

Fazit

Radmin 3.3 ist eine gelungene Lösung. Durch die einfache und intuitive Bedienung ist es auch
möglich, das Tool für Anwender einzusetzen, die Rechner zu Hause oder im Büro fernsteuern wollen.
Berechtigungen und Sicherheitseinstellungen lassen sich effizient vergeben, und auch das Übertragen
von Dateien ist möglich. Sehr gut ist die Unterstützung der AMT-Technik. Bei der Bedienung gefällt,
dass es keine komplizierten und verschachtelten Menüs gibt und dass alle wichtigen Funktionen per
Schaltfläche erreichbar sind. Die Installation des Server-Parts auf den Remote-Maschinen ist bei
Radmin jedoch nicht optimal gelöst und die zugehörige Automation relativ komplex. Hier gibt es
Lösungen wie Dameware, die dies wesentlich besser realisiert haben.

Info: Famatech/Insyst Tel.: 02102/89210 Web: www.radmin.de


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