Benutzbarkeit und Sicherheit im Visier

MS-Konkurrenz kritisiert Vista und Office 2007 heftig

20. Dezember 2006, 23:55 Uhr |

Microsofts Konkurrenten haben bei Vista und Office 2007 viele Schwachstellen entdeckt. So kritisiert David Girouard, Googles Vice President für Unternehmensanwendungen, vor allem die neue Desktop-Suchfunktion: "Google bietet schon lange eine unternehmensweite Suchfunktion mit einem weltweit erprobten, besonders schnellen und allgemein anerkannten Algorithmus an, reine Desktop-Suchfunktionen sind nutzlos, da die meisten wichtigen Informationen im Firmennetz abgelegt sind."

Darüber hinaus meint er, dass es die CIOs in Zukunft immer schwerer haben werden, derartige zentrale Office-Pakete firmenweit durchzusetzen. "Wenn man Office 2007 zur Standardanwendung für alle Mitarbeiter macht, ist das wie eine Zwangsfütterung die automatisch zur Produktivitätssenkung führen muss", lautet seine Einschätzung. Er glaubt, dass die Mitarbeiter inzwischen mündig genug sind, um die für ihre Arbeit beste Lösung selbst auszuwählen. "Es gibt eine Reihe guter Lösungen für die unterschiedlichsten Anwendungsschwerpunkte auf dem Markt", sagt er über das Angebot an Officelösungen und verweist dabei selbstverständlich auf Googles Docs & Spreadsheet Combo.

Ein weiterer Schwachpunkt von Office ist seiner Ansicht nach die Überdimensionierung, die auf dem historisch bedingten Ansatz einer Stand-Alone-Lösung basiert. "Video-Editing und andere rechenintensiven Anwendungen gehören definitiv auf den Desktop, doch Texte und Tabellen werden heute in räumlich weit verteilten Projektteams genutzt, und da ist der ständige Abgleich von zentralen und lokalen Daten sowie die zusätzlich erforderliche Informationsverteilung ein enormes Produktivitätshemmnis", lautet seine Ansicht über moderne Office-Arbeit.

Ähnliche architektonische Kritikpunkte werden auch von Suns Betriebssystemchef Larry Wake geäußert: "Die Zeit von überfetten Desktops geht zu Ende, immer mehr CIOs erkennen, dass Thin-Clients eine besonders kostengünstige, sehr sichere und vor allem einfach zu administrierende Infrastruktur darstellen", lautet seine Meinung.

Besonders kritisch äußern sich die Sicherheitsanbieter über die viel gepriesenen neuen Security-Features in Vista. Oliver Friedrichs, Direktor bei Symantec, sieht in diesen Funktionen überhaupt keine Bedrohung der eigenen Produktfamilie. "Microsoft hat die Probleme von gestern und vorgestern gelöst. Was jedoch fehlt sind vorausschauende Features wie die Abwehr von Crimeware und Rootkits. McAfees Cheftechnologe George Heron sieht im Vista-Security-Angebot sogar einen fundamentalen Widerspruch: "Das ist doch so, als wenn der Fuchs den Hühnerstall bewachen soll!"

Ken Bisconti, Vice President für Lotus bei IBM, meint sogar, dass es überhaupt keine signifikanten Funktionsverbesserungen in Vista gebe: "Vista ist XP im hübschen Apple-Kleid – ich kann in dem System keinen wesentlichen neuen Business-Nutzen entdecken", so sein niederschmetterndes Urteil.

Das ist auch die Ansicht von Apple-Chef Steve Jobs, der schon vor einigen Wochen erklärt hat: "Die Jungs im Norden von uns [also in Redmond] geben jedes Jahr fünf Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung aus, und alles, was sie auf den Markt bringen können, ist bei Google oder Apple abgeschaut."

Harald Weiss/wg


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