Die Rolle von AI-Ops

Netzbetreibern droht Know-how-Verlust

12. März 2024, 13:30 Uhr | Autor: Tillmann Braun / Redaktion: Diana Künstler
Impression vom MWC 2024 in Barcelona Ende Februar
© Tillmann Braun

Vor rund 20 Jahren begann die goldene Zeit der Mobilfunkbranche. Als hipper, mondäner und häufig profitabler unterschied man sich jahrelang von der IT-Branche. Nun gehen viele Ingenieure, Planer und Erbauer der Mobilfunknetze in den Ruhestand. Wie lässt sich der Generationswechsel meistern?

Bei aller Feierlaune wachsen in den Konzernzentralen vieler Mobilfunkanbieter die Sorgen. Zu den bereits bekannten Problemen wie der steigende Wettbewerb und Preisdruck, Lizenz- und Patentgebühren sowie die rasant wachsenden Datenlast, gesellt sich nun auch das Problem des Generationenwechsels. Denn die Fachleute, die vor Jahrzehnten die Mobilfunknetze geplant und aufgebaut haben, gehen bald in den Ruhestand – und adäquater Nachwuchs ist nicht in Sicht.

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Mobilfunk muss von der IT-Branche lernen

Arash Ashouriha, Deutsche Telekom
Arash Ashouriha, Senior Vice President Group Technology bei der Deutschen Telekom
© Deutsche Telekom

Darauf wies auf dem MWC in Barcelona zum Beispiel Arash Ashouriha, Senior Vice President Group Technology der Deutsche Telekom, im Rahmen einer Podiumsdiskussion hin. Seine Mitdiskutanten, allesamt Technik-Verantwortliche bei mehreren Mobilfunknetzbetreibern, pflichteten ihm bei. Die Mobilfunk-Experten waren sich einig: In nahezu allen Bereichen gibt es alte Hasen, die wissen wie ihre Netze funktionieren – und was es zu tun gilt, wenn etwas nicht funktioniert. Und viele von ihnen werden in den kommenden zehn Jahren in Rente gehen. Angesichts von Fachkräftemangel und Bevölkerungsentwicklung wird sich ihr enormer Wissensschatz nicht einfach ersetzen lassen. Die Frage ist also, wie der Betrieb der Mobilfunknetze trotz des anstehenden Generationenwechsel reibungslos aufrechterhalten werden kann. Eine wichtige Rolle werden dabei Software-Tools spielen. Denn mit den richtigen Tools kann man die Arbeit der scheidenden Experten besser nachvollziehen und ihr Fachwissen für nachfolgende Generationen nutzbar machen.

Ein bekannter Experte für derartige Software-Tools ist Joseph George, Vice President bei BMC. Und so wurde Joseph George auf dem Mobile World Congress von Mobilfunk-Providern aus aller Welt mit offenen Armen empfangen, da seine in der IT-Branche bereits millionenfach bewährten Lösungen auch viele Probleme des Generationswechsels und Fachkräftemangels bei Mobilfunkern lösen können. Die Netzbetreiber wollen sich die jahrzehntelange Erfahrung aus der IT-Branche nun also zu eigen machen und versprechen sich darüber hinaus auch mehr Stabilität und Effizienz für ihre Netze.

Überblick und kindgerechte Lösungsvorschläge

Software wie BMCs Discovery sorgt regelmäßig für Überraschungen. Denn wie ein langjähriger Mitarbeiter finden sie nicht nur jede Hardware, sondern auch jede Software. In nahezu jedem Netzwerk und Rechenzentrum entdeckt Discovery alte Prototypen und Beta-Versionen, die seit Jahren nicht mehr gepflegt werden und heute ein Sicherheitsrisiko darstellen. Die Hauptaufgabe von Discovery ist letztlich, einen vollständigen Überblick über die gesamte Netzinfrastruktur zu liefern. Darüber hinaus gilt es, alle Komponenten eines Netzwerks zu überwachen. Diese Aufgabe übernahm früher die IT-Management-Software Remedy (deutsch: Heilmittel), heute macht das BMCs Helix ITSM. Mit Hilfe von modernen, maschinellen Lerntechnologien werden Probleme so nicht nur rechtzeitig erkannt und dokumentiert, sondern auch aus bisherigen Reaktionen sowie aus Fehlern gelernt und die bisherigen Maßnahmen selbst für Laien verständlich erklärt. Anstelle von kryptischen Fehlercodes meldet die AI-basierte Software den Fehler und die wahrscheinlichste Lösung nach dem Schema: Dieser Fehler ist bereits 16-mal aufgetreten und in 15 von 16 Fällen konnte das Problem mit folgender Maßnahme behoben werden. Wie ChatGPT bietet BMC hier mit HelixGPT auch einen Generativen Pre-trained Transformer. Die Software mit Intelligenz lernt also aus bisherigen Vorfällen und deren Lösungen.

Joseph George, BMC
Joseph George, Vice President bei BMC: „Informationen und der enorme Wissensschatz werden oft noch nicht vollständig genutzt und für andere Mitarbeiter interpretiert.“
© BMC

„Daten und Informationen über Probleme und deren Lösungswege gibt es bei Mobilfunk-Netzbetreibern im Überfluss“, bestätigt Joseph George als BMCs Technology Business Leader. „Aber diese Informationen und der enorme Wissensschatz werden oft noch nicht vollständig genutzt und für andere Mitarbeiter interpretiert“. Zudem gibt George zu bedenken, dass nachfolgende Generationen nicht dieselbe Loyalität zu einem Job oder Unternehmen haben und ihre Vertreter häufig nicht mehr zehn oder 20 Jahre im gleichen Unternehmen bleiben wollen. Sie sind also wechselfreudiger und stellen auch viele Unternehmen jenseits der IT- und Mobilfunkbranche vor die Herausforderung, das Know-how ihres Unternehmens mit Hilfe von intelligenter Software zu bewahren.

Quereinsteiger gegen Rekord-Fachkräftemangel

Fachkräftemangel 2023
© Bitkom Research 2023

Wie enorm der Druck auf die IT- und Mobilfunkbranche ist, belegen auch Studien des Bitkom-Verbands, die einen Rekord-Fachkräftemangel zeigen. Demnach waren Anfang 2024 in Deutschland 149.000 IT-Jobs unbesetzt. Zwar wurden im vergangenen Jahr (2023) rund 28.000 neue Arbeitsplätze in der ITK-Branche geschaffen, aber die Stellen blieben im Schnitt für 7,7 Monate unbesetzt.

Mit attraktiven Angeboten suchen Unternehmen auch immer mehr Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, mit denen zuletzt rund ein Viertel der offenen Stellen besetzt wurden. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern und das Know-how langfristig im Unternehmen zu binden, ist neben der Automatisierung vor allem der Einsatz von selbstlernender Software unumgänglich. Den Anbietern intelligenter Software-Lösungen stehen folglich goldene Zeiten bevor. Ob dies auch für die einzelnen Unternehmen in der Mobilfunkbranche gilt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie gut ihnen der Generationswechsel gelingt. Wem dabei erfolgreich gelingt, die Vergangenheit mit in die Zukunft zu nehmen, dürfte am Ende am besten dastehen.    

Tillmann Braun, freier Journalist


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