Seit der Fusion der Karlsruher Update4u Software und der Neu-Isenburger Matrix42 im April 2009 firmiert das neue Unternehmen unter dem alten Namen Matrix42 AG. Infolge dieser Firmenehe verfügt Matrix42 neben der System-Management-Software auch über ein darauf aufsetzendes Service-Management. Die Service-Management-Anteile erweitern den Einsatzbereich der Software auf Unternehmensbereiche außerhalb der IT.Genaugenommen müsste Matrix42 Empirum v14 mit einer Versionsnummer kleiner auf den Markt kommen. Aber die 13 wurde wie häufig bei Flugzeugreihen oder Hotelzimmern dezent übersprungen. Ist eine Software bereits in Version 14 auf dem Markt, so hat der Hersteller üblicherweise Details in Bezug auf den Workflow innerhalb der Software verbessert, aber eher wenig neue "Hauptfunktionalität" eingearbeitet. Empirum hingegen bietet als neue Hauptfunktion die Zusammenarbeit mit VDI-Umgebungen (Virtual Desktop Infrastructure). VDI im Allgemeinen vereint die Flexibilität der individuellen Desktops mit den hohen Sicherheitsstandards der Terminal-Server. Für jeden Benutzer wird eine individuelle virtuelle Maschine (VM) vorgehalten und bei Bedarf aktiviert. Benötigt der Anwender seine Arbeitsumgebung nicht, so stehen die Server-Ressourcen anderen Benutzern zur Verfügung. Da Analysten VDI als äußerst zukunftsträchtiges Thema ansehen, ist die Integration von VDI in die Matrix42-Software ein konsequenter Schritt. Empirum selbst bietet keine VDI-Funktionalität, sondern unterstützt den Administrator bei der Verwaltung der VDI-Server und den darauf betriebenen Desktops ("Workplaces").
In der praktischen Umsetzung der Software bedeutet dies, dass Empirum virtualisierte Systeme erkennt und die gängigen VDI-Techniken - ob von Citrix, VMware, Microsoft oder Kaviza - unterstützt. Empirum integriert die Bereitstellung und den Betrieb der virtuellen Umgebung in die bereits vorhandenen Prozesse der physischen IT-Welt. Die Besonderheiten von VDI, wie beispielsweise das Change- und Revisions-Management der VHD-Images (Virtual Hard Discs), P2V (Physical to Virtual) oder die automatisierte Aktualisierung einer Citrix-Xendesktop-Infrastruktur bildet Empirum ebenso ab wie die Möglichkeit für Benutzer, Anwendungen und Arbeitsumgebungen per Web-Portal zu bestellen.
Eines der großen Themen ist derzeit die Migration der Windows-XP-Computer hin zu Windows 7. Für einen Test stellte uns Matrix42 dazu eine VM für VMware auf Basis eines Windows Server 2008 R2, installiert als Domänencontroller, Microsoft SQL-Datenbank- und Applikations-Server zur Verfügung. In einer typischen Einrichtung von Empirum ist auf allen verwalteten Computern eine Agent-Software installiert, die zum Beispiel die Softwareverteilung durchführt. Entsprechend installierten wir zunächst einen Windows-XP-Client-Rechner mit Betriebssystem und Software. Die Empirum-Datenbank ist stets mit aktuellen Inventar- und Nutzungsdaten gefüllt, das Application Usage Tracking (AUT) von Matrix42 protokolliert die tatsächliche Nutzung der Programme auf den Client-Systemen. Mithilfe der AUT-Daten kann der Administrator sehr gut den Kreis der "Power-User" in seinem Unternehmen eingrenzen und diese beispielsweise frühzeitiger mit Windows 7 ausstatten. Bei der Suche nach Windows-7-fähiger Hardware unterstützt die Empirum Management Console (EMC) den Administrator durch vorgefertigte, inventargestützte Filter und Drill-down-fähige Reports, differenziert nach 32- und 64-Bit-Systemen. Steht einmal fest, welche PCs für den Betrieb mit Windows 7 geeignet und welche zu ersetzen sind, stellt sich dem Administrator die Frage, wie er die benötigten Hardwaretreiber in Empirum integriert. Dazu bietet die Software verschiedene Wege. Hat er die Computer schon zuvor mit Empirum verwaltet, so sind die Hardwaremerkmale wie Hersteller- oder Geräte-ID bereits bekannt. Er kann diese Treiber entweder per FTP-Update-Service automatisch aktualisieren oder über die Installationsordner mit den inf-Dateien manuell integrieren. Das Herunterladen von Treibern ist im Test mit wenigen Mausklicks erledigt und dauert je nach Leitungsgeschwindigkeit nur einige Minuten.
Neue, bisher nicht verwaltete Systeme lassen sich per PXE (Preboot Execution Environment) mit einem so genannten Spy-Image versorgen - dieses liest die Hardwareinventardaten aus und schickt diese an den Empirum-Server. Dies erleichtert die Auswahl der benötigten Treiber im Praxisbetrieb erheblich. Kleine Revisionsunterschiede in der Bezeichnung haben zuweilen ganze Treiberpakete zur Folge. Neuerdings betreibt Matrix42 eine "Driver Community", in der Empirum-Kunden die Möglichkeit haben, Treiberpakete mit anderen Anwendern zu teilen und deren Pakete mit einem Mausklick in die eigene Datenbank zu kopieren.
Neben den Treiberdateien benötigt Empirum für eine Migration die Dateien der Betriebssysteme. Diese einzuspielen ist eine einfache Übung. Zu jedem unterstützten Betriebssystem gibt es ein eigenes Register in der Software. Das Einspielen dieser Dateien beschränkt sich im Test auf das Einlegen des Installationsmediums nach Aufforderung durch die Software und bei Bedarf die Eingabe der Enterprise-Lizenzschlüssel.
Ähnlich verhält es sich bei den Softwarepaketen, die der Systemverwalter über das "Empirum Packaging Center" paketiert. Der "Package Wizard" erstellt Pakete aus MSI-Dateien, verschiedenen Legacy-Setups oder Thinapp-Files. Optional bietet Matrix42 mit dem "Package Robot" eine Software, die Installationsschritte in einer Skriptsprache protokolliert und diese Schritte gemeinsam mit dem Original-Installationspaket auf dem Zielsystem wiederholt.
Benutzereinstellungen und Dateien, die nach der Migration auf dem neu installierten PC vorliegen sollen, speichert der Benutzer durch das Klicken des Symbols "Personal Backups" im Tasktray oder aber der Administrator per EMC auf einem Server. Wie Personal Backup welche Daten sichern soll, lässt sich für unterschiedliche Backup-Jobs einzeln definieren. Für bekannte Programme wie Microsoft Office, Firefox oder Adobe Acrobat, aber auch weniger verbreitete Programme sind bereits Vorlagen enthalten. Das Tool speichert Applikationseinstellungen, Bildschirmhintergrund, Druckerverknüpfungen auf dem Client-PC oder auch ODBC-Einstellungen. Das Einbinden eigener Registry- oder Dateieinträge, das Aufrufen so Skriptjobs vor oder nach der Sicherung oder der Wiederherstellung eröffnen ein breites Einsatzfeld. Administratoren sollten sich entscheiden über welchen Weg sie Einstellungen vornehmen: über Softwarepakete oder zentrale Gruppenrichtlinien. Eine Mischung ist zwar problemlos möglich, für die Übersichtlichkeit jedoch kaum förderlich.
Im Gegensatz zu einigen Konkurrenten startet Matrix42 zur Vorbereitung der Migration zunächst eine Client-Software auf Linux-Basis, das so genannte "Empirum Preboot Environment" (EPE). EPE übernimmt die Vorbereitung der Migration wie das Kopieren der Installationsdateien, die Hardwareerkennung, Treiberbereitstellung und Einrichtung einer Service-Partition. Anschließend startet wie gewohnt das so kopierte WinPE mit der eigentlichen Installation von Windows 7.
Nachdem der PC unter Windows 7 neu installiert ist, beginnen die Softwareinstallation und die Wiederherstellung des Personal Backups. Angesichts der unterschiedlichen Architekturen der Windows-Versionen XP und 7 ist die Migration mit Empirum in der virtuellen Testumgebung beeindruckend einfach. Physische Systeme benötigten sicher pro Charge eine intensivere Prüfung im Vorfeld - das Verschieben der gewünschten PCs in die Konfigurationsgruppe für die Migration ist nur der letzte Schritt. Hier hebt sich ein professionelle IT-Systems-Management-Programm auch von Freeware-Lösungen ab: Ist nur ein einzelner PC umzustellen, sind kostenlose Programme überaus hilfreich. Geht es aber darum, mehrere Hundert PCs an einem Wochenende umzurüsten, gelangen kleinere Lösungen schnell an ihre Leistungsgrenze.
Die dynamischen Filter in Empirum bieten sich für vollautomatisierte Installationsszenarien an, in denen der Administrator gemäß Kriterien unterschiedliche Pakete eingerichtet hat. PCs mit mehr als 2 GByte Arbeitsspeicher lassen sich so mit anderen Softwarepaketen versorgen als PCs mit nur einem GByte RAM. Die Filter bieten außerdem Zusatzfunktionen wie das Anstoßen eines E?Mails-Versands. So könnte sich der Administrator für jedes erfolgreich migrierte System über sein Mobiltelefon informieren lassen.
Self-Service
Über einen Webshop ist der Benutzer nun in der Lage, Software, Hardware oder Services aus dem Katalog der IT auszuwählen und diese über das System direkt und papierlos zu beantragen. Handelt es sich bei dem Wunsch um eine kostenpflichtige Erweiterung, so ist, je nach Konfiguration, die Freigabe durch die Budgetvorgesetzen erforderlich. Diese erhalten die Anforderung per E?Mail und können über ein Web-Interface den Preis, die Service-Vereinbarung und weitere Informationen einsehen, um ihre Entscheidung direkt hier zu treffen. Die Verrechnung der Leistungen gehört ebenfalls zum Leistungsumfang des Service-Managements. Zudem bietet Matrix42 Benutzern, die Möglichkeit, Software und Services auch abzubestellen und Lizenzen beispielsweise wieder in den "Pool" zurückzuführen.
Bei den Modulen Service Desk, Service Store und Service Katalog handelt es sich um Erweiterungen für Benutzer, Management und das Controlling. Das Kernstück aus Sicht der IT-Administratoren ist jedoch Matrix42 Empirum. Eine via Service Store getätigte Software-Bestellung wird letztlich durch Empirum oder über den SCCM-Connector (Microsoft System Center Configuration Manager) ausgeführt.
Außerdem haben die Entwickler von Matrix42 weitere Details überarbeitet. Empirum-Pakete lassen sich nun im- und exportieren. In der neusten Version haben Administratoren den vollen Zugriff über die Intel-AMT-Features auf Computer. Auch ohne eine dedizierte Fernwartung sind PCs mit Intel AMT im BIOS-Fenster direkt aus der EMC erreichbar. Weitere Detailverbesserungen sind die flexiblere Definition des UAC-Levels über den aus Windows 7 bekannten Schieberegler, Unterstützung des Volume Shadow Copy Service (VSS) und die Erweiterung der Plattformkompatibilität auf Citrix Xenserver, VMware Vsphere, Novell Suse Linux Server und Desktop-OS sowie Red Hat Linux Enterprise.
Fazit
Matrix42 Empirum ist eine umfassende Lösung zur Verwaltung mittlerer bis großer IT-Installationen mit Schwerpunkt im Microsoft Windows und das Citrix-Umfeld.
Die Bedienung der Software fällt insgesamt leicht, und dank der Bandbreite an Möglichkeiten können Administratoren eine Vielzahl von Management-Aufgaben automatisiert erledigen. Die Verknüpfung von Client- und IT-Service-Management - vom Hersteller "Workplace-Management" genannt - unterstreicht den Fokus der Lösung auf größere Umgebungen.
Für ein Migrationsvorhaben von Windows XP zu Windows 7 liegt der Preis bei Abnahme von 500 Lizenzen bei knapp unter 50 Euro je Client für die Programme Inventory, Personal Backup, Software Management und OS Installer. Die Matrix42 Empirum Windows 7 Migration Suite mit der Fernwartungssoftware Remote Control und dem Disaster-Recovery-Tool Easy Recovery liegt bei rund 65 Euro je Client.
Thomas Bär/wg
Auf LANline.de: BÄR
Info: Matrix42Tel.: 06102/816-0Web: www.matrix42.de