VoIP für Mobiltelefone

Neue Spielkarten im Telefoniemarkt

31. August 2005, 23:06 Uhr | Stefan Mutschler

Was im Festnetz immer mehr Anhänger findet, funktioniert neuerdings auch vom Handy aus: Die Nutzung des IP-Protokolls für kostenlose oder zumindest extrem günstige Telefonate in die Firmenzentrale beziehungsweise zu jedem beliebigen Festnetzanschluss. Doch damit nicht genug - die dahinter stehende technische Lösung wird in Provider-Hand zur Schlachtkeule gegen alle Anbieter von Festnetztelefonie.

Im Maßstab des Massenmarkts ist VoIP (Voice over IP) noch ein zartes Pflänzchen: Haushalte und
SOHOs (Small Offices, Home Offices) beginnen gerade erst, ihre pauschal tarifierte DSL-Verbindung
für Gespräche mittels Internetprotokollpaketen zu nutzen. Die Auswirkungen auf den Telefoniemarkt
sind kaum zu überschätzen – sollte sich diese Praxis bald in großem Stil durchsetzen. Und nun
sollen auch noch Handytelefonate zu ähnlichen Preisen zu haben sein, wie sie die VoIP-Provider im
Festnetz bieten. "Ich rechne derzeit mit einen Preis ab 1,8 Cent pro Minute für innerdeutsche
Gespräche ins Festnetz", erklärt Franz Schmöller, Chef des Software- und Systemhauses Schmöller
Datentechnik. Gespräche ins Unternehmen sind mit dem Konzept des oberbayerischen Unternehmers sogar
kostenlos. Die Preise für Auslandsverbindungen sollen bei drei Cent pro Minute beginnen.

Das Gespräch läuft vom Handy aus über eine gewöhnliche GSM-Verbindung. Eine Umsetzung nach IP
erfolgt auf dieser Strecke nicht, auch wenn die Lösung als "GSMoIP" (GSM over IP) vermarktet wird.
Grundlage für das preisgünstige Szenario ist vielmehr ein pauschaler Handytarif für rund 20 Euro
pro Monat, wie er von einigen Mobilfunk-Providern angeboten wird. Damit können alle vom Unternehmen
autorisierten Handys ohne weitere Gebühren in der Firma anrufen. Die Telefonanlage im Unternehmen
muss das Gespräch jedoch nicht notwendigerweise an einen Arbeitsplatz im Haus vermitteln – über die
Call-Through-Funktion nimmt sie sehr leicht auch Verbindung mit jedem beliebigen Festnetzanschluss
auf. Dies geht mit Hilfe der VoIP-Technik über DSL oder Kabel und Internet entsprechend
preisgünstig. Bei der Sprachqualität sind kaum Einbußen zu erwarten – haben doch GSM-Telefonate
einen vergleichsweise geringen Bandbreitenbedarf. Die Schmöller-Lösung kombiniert also im
Wesentlichen die gängige VoIP-Technologie mit pauschalen Handytarifen für Unternehmen.

Ganz so einfach ist das Verfahren aber dennoch nicht: "Damit die Sache reibungslos funktioniert,
sind an der TK-Anlage schon einige ´Schräubchen´ zu drehen", erklärt Schmöller im Gespräch mit der
LANline. Besonders für Sicherheits- und Komfortfunktionen sind spezielle Programme erforderlich.
Zusätzlich sind für die Lösung auch noch Optionen verfügbar, die es erlauben, die Mobiltelefone des
eigenen Unternehmens kostengünstig als Nebenstellen anzusprechen. "Hier kommt unsere Kernkompetenz
ins Spiel, denn wir entwickeln seit vielen Jahren anspruchsvolle Lösungen, die
Warenwirtschaftssysteme und Telekommunikation integrieren", so Schmöller. "Die Idee für unser
GSM-over-IP ist im Grunde ein Nebenprodukt aus diesem Geschäft – allerdings ausgestattet mit dem
Potenzial, die Karten im Telefoniemarkt völlig neu zu mischen".

Dieses Potenzial scheint in der Tat immens, wenn die Lösung im Rahmen eines Centrex-Modells
(Auslagerung der TK-Anlage an einen Provider) aufgesetzt wird. Schmöller bietet genau diese Lösung
allen Unternehmen mit zusätzlichen Komfortfunktionen. Das Centrex-Modell erlebt derzeit mit IP
ohnehin einen Boom. "Macht ein Mobilfunkanbieter das en gros, ist er gewissermaßen per
Fingerschnipp zugleich Festnetztelefonieanbieter – und das zu unschlagbar günstigen Preisen", so
Schmöllers Vision. Wie auch immer – die Lösung mit der ausgelagerten virtuellen TK-Anlage bietet
Unternehmen bereits ab sofort die Gelegenheit, ohne große Investitionskosten ihre Mobilfunkgebühren
drastisch zu senken. Die Migration des gesamten Unternehmens auf VoIP-Technik ist unabhängig davon
schrittweise realisierbar.


Lesen Sie mehr zum Thema


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Weitere Artikel zu Lampertz GmbH & Co. KG

Matchmaker+