Longhorn-News von der Microsoft Tech-Ed 2006

Neue Terminaldienste im Anmarsch

12. Juli 2006, 23:15 Uhr | Dr. Bernhard Tritsch/wg Dr. Bernhard Tritsch ist Microsoft MVP und Chief System Architect bei Visionapp.

Auf der jährlichen Konferenz Tech-Ed erhalten IT-Profis und Entwickler aktuelle Informationen zu Microsoft-Produkten und -Trends. Die Tech-Ed 2006 in Boston bot den zirka 12.000 Teilnehmern an sechs Tagen über 1000 Präsentationen, Schulungen und Diskussionen. Ein wichtiges Thema war das künftige Serverbetriebssystem Longhorn, das umfangreichere Terminal-Services bereitstellen wird.

Während einer mehr als zweistündigen Keynote verkündeten die beiden Microsoft-Top-Manager Bob
Muglia und Ray Ozzie ihre Zukunftsvisionen: Als Nachfolger von Bill Gates in seiner Rolle als Chief
Software Architect sprach Ray Ozzie beispielsweise über den geplanten Weg zu einem
SaaS-Geschäftsmodell (Software as a Service). Hier sollen Umgebungen auf der Basis verteilter
Internetdienste das Client-/Server-Modell ablösen. Neben solchen Visionen gab es auch viele
wesentlich greifbarere Themen. So konnten die Teilnehmer erstmals einen näheren Blick auf das
künftige Serverbetriebssystem mit dem Codenamen "Longhorn" werfen. Alle Teilnehmer erhielten einen
Datenträger mit der aktuellen Beta 2. Im Hinblick auf interessante neue Funktionen wurden schon in
der Keynote speziell die Terminaldienste genannt. Mehrere Vorträge rund um RDP (Remote Desktop
Protocol) und die Terminal-Services (TS) dokumentierten die ungebrochene Relevanz dieses
Themas.

Longhorns TS-Funktionen

In einem viel beachteten Vortrag demonstrierte Alex Balcanquall, Produktmanager Terminal-Services, den Einsatz von Re- mote Programs, TS Web Access und des TS Gateways. Remote Programs umfasst einen Mechanismus zur Integration entfernter Anwendungen in den lokalen Desktop einer Windows-Workstation: Auf dem Terminalserver hilft ein Assistent bei der Auswahl gewünschter Anwendungen; pro Anwendung ist dann eine RDP- oder MSI-Datei (Microsoft Installer) mit allen benötigten Startinformationen zu erstellen. Via Kopieren von RDP-Dateien auf den lokalen Benutzer-Desktop der Workstation oder Verteilung von MSI-Dateien über Gruppenrichtlinien lassen sich die Icons oder Startmenüeinträge für den Aufruf entfernter Applikationen einrichten. Deren Start erfolgt dann ohne Anzeige des Terminalserver-Desktops. Dies resultiert in einer nahtlosen Integration von lokalen und entfernten Anwendungen.

TS Web Access dient dazu, die Icons entfernter Applikationen über eine Webseite bereitzustellen - eigenständig oder in Kombination mit Portallösungen wie dem Sharepoint Portal Server. Das TS Gateway erweitert eine solche Umgebung um einen verschlüsselten Tunnel für den RDP-Datenstrom. RDP wird hier über HTTPS transportiert, was nur den offenen Port 443 in der Firewall erfordert, um Benutzer außerhalb des Firmennetzes anzubinden. Fast beiläufig fanden weitere neue TS-Funktionen Erwähnung, darunter die Unterstützung größerer Bildschirmauflösungen, das Umlenken von Plug-and-Play-Geräten von der Workstation in die Benutzersitzung auf dem Terminalserver sowie die Verarbeitung von Vista-Transparenzinformationen.

Insgesamt verdeutlichte die Vorstellung jedoch, dass die in Longhorn integrierten Terminaldienste eher für Szenarien von geringer Komplexität gedacht sind. Große Umgebungen oder erhöhte Anforderungen an Skalierbarkeit und Verwaltbarkeit werden auch in Zukunft Zusatzprodukte erfordern. Insbesondere die Citrix-Lösungen werden hier wieder eine wichtige Rolle spielen. Zudem stellte Microsoft klar, dass sie die Terminaldienste primär als Erweiterungstechnik für "Rich Clients" sehen, womit primär der Terminalserverzugriff von Windows XP und Vista aus gemeint ist.

Ein Vortrag über die Longhorn-Terminaldienste enthielt eine erste klare Aussage zum Einsatz der Softgrid-Technik von Softricity. Deren Übernahme hatte Microsoft schon vor der Tech-Ed angekündigt. Softgrid erlaubt das Streaming und die Isolation von Anwendungen in einer zugehörigen Laufzeitumgebung. Microsoft will diese Technik zur Softwareverteilung in die Nachfolgeversion des Systems Management Servers integrieren und so die Servernutzung wie auch die Anwendungskompatibilität deutlich verbessern.

Mit Longhorn könnten in Zukunft viel mehr Anwender als bisher Terminalserver attraktiv finden. Microsoft hat jedoch nicht das Citrix-Feature-Set nachgebaut, stehen doch hier keine Thin Clients im Fokus, sondern Fat Clients mit XP und Vista.


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