Nach 18 Monaten hitziger Debatten hat die Free Software Foundation (FSF) am vergangenen Freitag endlich die neue General Public License Version 3 (GPL3) herausgegeben. "Die unterschiedlichen Interessensgruppen haben jetzt eine gemeinsame Basis für alle wichtigen Angelegenheiten der Open-Source-Gemeinde," verspricht Peter Brown, Chef der FSF.
Die GPL3 hat erstmals ganz explizit einen Paragrafen über Patentrechte. Danach muss jede Partei, die Software zu einem GPL-Projekt beisteuert, auch eine unbefristete, gebührenfreie Lizenz für jedes einzelne Patent der besagten Software öffentlich gewähren.
Darüber hinaus werden alle Abmachungen, die dem Abkommen von Microsoft und Novell ähnlich sind, von vornherein blockiert. Nur die bestehende Vereinbarung von Microsoft und Novell bleibt als Ausnahme bestehen. "Der Patentschutz durch Microsoft wird automatisch auf jeden ausgeweitet, der die Software bekommt – egal woher," erklärt Brett Smith, Lizenzexperte bei der FSF.
Außerdem wurde die so genannte Anti-Tivoization-Klausel in die Lizenz aufgenommen. Der Begriff Tivoization wurde von Richard Stallman, Präsident der FSF, geprägt und bezeichnet das Einfrieren von freier Software in Geräten. "Dass man den Open-Source-Code in einem Gerät, das man gekauft hat, nicht ändern kann, widerspricht dem Grundgedanken von Open-Source," so Michael Coté, Analyst bei Red Monk. Nach der GPL3 muss es allen Eigentümern von Geräten, die mit GPL-Software arbeiten, ermöglicht werden, die Software auch selbst anpassen zu dürfen.
Trotzdem verbietet GPL3 das Digital Rights Management (DRM) nicht vollständig. Abkommen und Rechtsgrundlagen mit den Geräteherstellern existieren also immer noch. Wenn die Veränderungen an der Software mit einem bestehenden Gesetz in Konflikt geraten, sind sie illegal.
Diese Klausel ist in der finalen Version nicht wie ursprünglich geplant, sondern nur ein einer gemilderten Form enthalten. "Ich bin immer noch skeptisch gegenüber den Einschränkungen des Digital Rights Managements, deshalb bin ich froh zu sehen, dass das etwas abgeschwächt wurde," so Rod Spring, Entwickler für Spring Framework.
Eine der diskutierten Änderungen wurde nicht in die endgültige Version aufgenommen: Wenn GPL3-Software für Services in einem Netzwerk wie das Internet verwendet wird, sollten die internen Veränderungen der Software veröffentlicht werden, sofern der Erstprogrammierer das wünscht. Bisher mussten interne Veränderungen an der Software nicht veröffentlicht werden, und das soll jetzt auch so bleiben.
Dieser Sachverhalt steht aber bei der FSF weiterhin unter scharfer Beobachtung, besonders im Fall Google. Sollte sich herausstellen, dass das Unternehmen seine Vorteile, die es durch die geheim gehaltene Anpassung der Open-Source-Software hat, ausnutzt, würde das Konsequenzen haben. "Von Googles Verhalten hängt sehr viel ab," spekuliert Eben Moglen, ehemaliger Rechtsberater der FSF.
Zu den Ersten, die GPL3 übernehmen werden, gehört das Samba-Server Projekt, das Übersetzungscode für Daten zwischen Linux und Windows anbietet. "Die neue Version bietet größeren Schutz der Freiheit der einzelnen Entwickler und wird somit längerfristig mehr neue Entwicklungen anlocken," glaubt der Chef des Projektes Jeremy Allison.
Katharina Guderian/wg