Für das Open-Source-CMS (Content-Management-System) Drupal findet man eine große Anzahl an Modulen. Dank dieser verschiedenen Erweiterungen wird eine Drupal-Installation schnell und ohne Lizenzkosten zu einer äußerst individuellen Lösung, die sich hervorragend für den Aufbau einer Social Community eignet - auch für den unternehmensinternen Einsatz.
Für das Open-Source-CMS (Content-Management-System) Drupal findet man eine große Anzahl an Modulen. Dank dieser verschiedenen Erweiterungen wird eine Drupal-Installation schnell und ohne Lizenzkosten zu einer äußerst individuellen Lösung, die sich hervorragend für den Aufbau einer Social Community eignet – auch für den unternehmensinternen Einsatz.
Ursprünglich hat der belgische Informatiker Dries Buytaert Drupal Anfang der 2000er-Jahre als CMS entwickelt. Die Software erfreut sich als Open-Source-Lösung einer sehr großen Verbreitung, und selbst die Internet-Präsenz des Weißen Hauses in Washington ist laut Informationen von Wikipedia eine Drupal-Installation. Drupal hat sich neben den anderen bekannten CMS-Programmen wie Typo3 oder Joomla gut etabliert und verfügt über eine sehr aktive Entwickler-Community.
Drupal besteht zunächst aus dem so genannten Core, der die Grundfunktionalität liefert, und darauf aufsetzenden Modulen, um die Funktionalität bei Bedarf zu erweitern. Die Anzahl der Module wird mit über 4.000 angegeben. Praktisch für alle gängigen Funktionen einer Website, eines CMS oder einer Social-Networking-Umgebung sind Erweiterungen, wenngleich unterschiedlicher Qualität, kostenlos zu haben.
Geringe Ansprüche an die Umgebung
Die Hardwareanforderungen ergeben sich aus dem Einsatzgebiet und werden von der Community nicht näher definiert. Softwareseitig erfordert der Betrieb einen Web-Server, PHP als Skriptsprache sowie ein Datenbanksystem. Die Empfehlungen im Internet lesen sich recht deutlich: MySQL 4.1 oder 5 ist der gesetzte Kandidat als Datenbank, PostgreSQL 7.4 wird als Alternative unterstützt. PHP in der Version 5 oder höher wird empfohlen, und als Web-Server kommt traditionell Apache 1.3 oder 2.x zum Einsatz. Microsofts IIS wird in den aktuellen Versionen ebenfalls unterstützt, es bedarf jedoch insbesondere bei Verwendung von Windows Server 2008 einiger gut dokumentierter Anpassungen.
Für die LANline-Testinstallation kam eine virtuelle Maschine mit Windows XP Professional, 512 MByte zugeordnetem Arbeitsspeicher und einer zugewiesenen CPU unter WAMP 2h zum Einsatz. In WAMP sind die Programme Apache, PHP und MySQL zusammengefasst und innerhalb weniger Minuten einsatzbereit. Die aktuellste Fassung von WAMP mit PHP in der Version 5.3 machte im Zusammenspiel mit Drupal 6 zunächst einen Strich durch die Rechnung: Drupal 6.0 arbeitet mit dieser PHP-Version noch nicht zusammen. Selbst in der von uns gewählten, sehr minimalistischen Hardwareausstattung, lief Drupal allerdings später im Test stets flüssig und reaktionsschnell.
Installationserfahrungen
Open-Source-Lösungen, insbesondere wenn sie für verschiedenen Plattformen angeboten werden, stehen im Ruf, in puncto Installation eher unkomfortabel zu sein. Auf der Stamm-Homepage von Drupal finden sich jedoch genaue Schritt-für-Schritt-Anleitungen. Mit deren Hilfe ist Drupal inklusive der Zeit für das Herunterladen in weniger als 30 Minuten einsatzbereit. Die einzige Fehlermeldung, die wir in der Teststellung ernteten, ließ sich dank Suchmaschine sofort klären: Das Installations-Skript in PHP ist aufgrund der bereits angelegten Datenbank der Meinung, es sei bereits eine Installation abgeschlossen. Auch mit geringen Erfahrungen mit MySQL, PHP, Apache & Co. ist die Einrichtung von Drupal somit ohne große Probleme möglich.
Nach der ersten Anmeldung macht ein deutlich zu erkennender roter Balken auf zwei Missstände in der Konfiguration aufmerksam: Der regelmäßige Cron-Job ist noch nicht durchgelaufen, und die installierte Version könnte mit einem Update auf den neuesten Stand gebracht werden. Funktionserweiterungen bietet Drupal übrigens lediglich in der Hauptversionsnummer, höhere Nebenversionen dienen ausschließlich der Sicherheit. Der Cron-Job lässt sich manuell durch einen Mausklick aktivieren, und die Grundfunktionalitäten von Drupal lassen sich anschließend verwenden.
Sprichst du Deutsch?
Zunächst ist die komplette Drupal-Umgebung ausschließlich in Englisch gehalten. Während Administratoren und IT-Professionals mit diesem Umstand selten Probleme haben, so ziehen Benutzer eine deutschsprachige Umgebung vor. Drupal kommt nicht sprachenspezifisch zur Auslieferung – es werden nachträglich Übersetzungen eingespielt. Auf der Drupal.org-Website ist dazu das so genannte PO-File herunterzuladen und über die Verwaltungs-Web-Seite einzulesen. Anschließend liegt es am Administrator, weitere Sprachen einzuspielen – Benutzer können sich später ihre Sprache selbst auswählen.
Funktionen über Funktionen
Als äußerst modulares System will Drupal zunächst für das gewünschte Einsatzgebiet aufgerüstet sein. Ohne zusätzliche Module beschränkt sich die Software auf Blogs, Diskussionsforen, der Benutzerverwaltung und die so genannte Buchfunktion. Diese Buchfunktion ermöglicht einer Gruppe von Benutzern das gemeinschaftliche Schreiben einer oder mehrerer Projektarbeiten oder Bücher. Insgesamt gefällt die Beschreibung der Inhalte durch vielfältige Metadaten wie mehrstufige Taxonomien (Gliederungen und Kategorie-Bäume), Kategorien oder Folksonomien (Verschlagwortung durch Benutzer). Es versteht sich für Programme dieser Art von selbst, dass Benutzer überall und zu jeder Zeit Einträge anderer Anwender kommentieren können. Je nach Konfiguration wird der Autor des Beitrags über Kommentare per E-Mail oder in einer persönlichen Übersicht informiert.
Um eine gemeinschaftlichte Arbeit an Dokumenten überhaupt sinnvoll zu ermöglichen, ist eine ausgereifte Versionskontrolle notwendig. Das Drupal-Versionskontrollsystem speichert alle Informationen von Content-Änderungen (Wer hat wann was geändert?). Die Versionskontrolle ermöglicht für alle verfügbaren Inhalte ein Roll-Back zu früheren Fassungen.
Hinter dem Wort „Polls“ verbirgt sich das in Drupal verwendete Abstimmungs- und Umfragemodul, das es Administratoren, aber auch normalen Anwendern erlaubt, Umfragen zu erstellen und diese auszuwerten. Als „Content Syndication“ wird im Drupal-Umfeld der Export sämtlicher Inhalte einer Web-Seite in das RDF/RSS Format bezeichnet. Somit ist es jedem Benutzer möglich, eine Drupal-Seite mit einem News-Aggregator zu erfassen. Im Gegenzug bietet Drupal selbst einen News-Aggregator zur Speicherung und Darstellung von News auf anderen Web-Seiten.
Einfache Erweiterung
Von der Drupal-Community gibt es Module zu beinahe allen Einsatzgebieten über Buchbesprechungen, Comics, Gästebücher oder Projektverwaltung. Im Test ergänzten wir die Basis-Installation von Drupal durch eine Videokonferenzlösung, die auf einen individuellen Chat-Room auf der Webcam-Chat-Site Vagipe.com verweist, ein Rich-Text-Steuerelement zur verbesserten Eingabe von Texten und das Einbinden von Bildern sowie eine Wiki-Lösung. Die Installation dieser Erweiterungen ist sehr einfach: Das gezippte tar-Archiv wird im Verzeichnis „modules“ entpackt, anschließend taucht das Modul in der Administrationsoberfläche auf. Dort kann der Administrator es konfigurieren und aktivieren.
Schon in der Standardauslieferung sind Statistik, Trackings und Analysen der Drupal-Konfiguration über den Browser möglich. Durch Erweiterungen lässt sich die Analyse deutlich verfeinern – über den Umfang und die Tiefe entscheidet der Administrator bei der Wahl des Moduls. Sämtliche Inhalte sind jederzeit indiziert und durch die Suchfunktion auffindbar, sofern es sich um Drupal-Einträge handelt. Sollen Inhalte aus Dateianhängen, beispielsweise Microsoft-Office-Dateien oder PDF-Dokumente, ebenfalls im Suchergebnis berücksichtigt werden, ist der Einsatz des „Search Files“-Moduls erforderlich.
Benutzer- und Rechteverwaltung
Drupal wird in erster Linie ohne die Einbindung einer externen Benutzerverwaltung betrieben. Benutzer legt entweder der Administrator an, oder sie melden sich über verschiedene Wege selbst an. Wie genau eine Anmeldung und ein Zugriff realisiert werden, ist eine Frage der eingesetzten Module. Ob überhaupt eine Anmeldung erforderlich ist und ob anonyme Benutzer Informationen einsehen können, legt der Administrator über die Verwaltung fest.
Um sich gegenüber automatisierten Spam-Angriffen zu schützen, empfiehlt sich der Einsatz von Captcha-Modulen. Je nachdem, welches Modul zum Einsatz kommt, lassen sich Captchas auch über inhaltliche Fragen bilden, zum Beispiel: „Wie lautet die dritte Zahl aus 2359325?“ Dies ist für den Benutzer meist einfacher, als verschwommene Buchstaben- und Zahlenkolonnen zu erkennen.
Drupal-Administratoren müssen zum Glück keine langwierigen Prozeduren für die Rechtevergabe durchführen. Wie in den meisten modernen Systemen werden die Rechte in Drupal per Rollen verwaltet. Benutzer sind dabei typischerweise zu Gruppen zusammengefasst und den entsprechenden Rollen zugeordnet. Betreibt man Drupal in einem Intra- oder Extranet, so ist grundsätzlich eine Integration über eine LDAP-Schnittstelle möglich.
Jabber & Co.
Im Internet aufgesetzte Drupal-Installationen lassen sich zudem über externe Anmeldequellen wie Jabber, Blogger, Livejournal oder eine andere Drupal-Website ansprechen.
Für Administratoren bietet das System alle Informationen und Einstellungen, die von einem ausgereiften Server-System zu erwarten sind. Unter Linux/Unix protokolliert Drupal alle Ereignisse per Syslog, unter Windows finden sich die Ereignisse in der Ereignisanzeige. Einstellungen zur Festlegung von Lastgrenzen garantieren auch bei ausgewachsenen Sites deren Erreichbarkeit. Für Funktionen wie automatisierte Backups sind wieder einmal Erweiterungsmodule notwendig.
Ein schneller Blick auf Drupal 7
Einen Blick auf die neueste Ausprägung, Drupal Version 7, wirft man am leichtesten mit „Drupal Gardens Beta“ von Acquia. Nach einer Anmeldung am Beta-Programm vergehen einige Stunden, bis der Account freigeschaltet ist und ein eigener Bereich auf Drupal Gardens zur Verfügung steht. Was optisch und funktionell geboten wird, beeindruckt auf Anhieb.
Acquia ist ein kommerzieller Anbieter, dessen Preisgestaltung bei Drupal dank Werbebannern bei null Dollar im Monat beginnt und werbefrei bei rund 40 Dollar pro Monat für 10.000 Seiten und 20.000 Zugriffe pro Tag den preislichen Höhepunkt findet. Für kleinere Projekte, die mit einer „Out of the Box“-Konfiguration auskommen, kann dies eine einfache und zügige Option darstellen.
Fazit
Mit Drupal lassen sich zweifellos grundsätzlich alle Anforderungen eines Social-Software-Projekts abbilden. Dank der großen Anzahl von Erweiterungen und einer sehr starken und kommunikationsfreudigen Community ist das Tempo bei der Anpassung der eigenen Drupal-Variante ebenfalls hoch. Da jede Drupal-Installation dank der Module zu einer sehr individuellen Konfiguration führt, bleibt jedoch stets ein Rest Unsicherheit – spielt das wirklich alles gut zusammen? Damit eignet sich Drupal als Social-Software vor allem für jene Unternehmen, die bereits über Mitarbeiter mit spezifischen Drupal-Know-how verfügen oder dieses aufbauen wollen. Ein Tipp für Interessenten: Unter www.screencast.at/drupal-administration-im-ueberblick findet sich ein rund acht Minuten dauerndes Video, das die grundlegende Administration unter Drupal 6 in deutscher Sprache erklärt.
Teil 1: Social Networking mit Microsoft Sharepoint, LANline 4/2010, S. 26ff.
Nicht Teil der Serie, aber thematisch passend: Lotus Connections 2.5:
Personen und Inhalte verknüpfen, LANline 5/2010, S. 14ff.
Teil 2: Siteforum: Vom CMS zu Social CRM, LANline 6/2010, S. 16ff.