Microsoft ist in seinen Bemühungen um eine Standardisierung seines proprietären neuen Dateiformats Open XML ein großes Stück voran gekommen: Der ECMA-Verband stimmte einer Standardisierung dieses Microsoft-Formats zu, das im neuen Office 2007 als einheitliches Dateiformat für Texte, Tabellen und Grafiken zum Einsatz kommt. Damit wird Open XML allgemein zugänglich und kann auch von anderen Office-Paketen als einheitliches Dateiformat verwendet werden.
Als Microsoft im November 2005 diesen Standardisierungs-Vorstoß bei der ECMA vornahm, unterstützten Apple, Intel, Novell und Toshiba den Antrag. Novell ist jetzt auch das erste dieser Unternehmen, das daraus Konsequenzen für die eigenen Produkte gezogen hat. Trotz vieler Unstimmigkeiten mit Microsoft hat Novell jetzt einen Plug-in angekündigt, das Open-XML-Dokumente automatisch in das in Openoffice verwendete Open DocumentFormat (ODF) umsetzt und umgekehrt.
"Die heutige ECMA-Entscheidung ist ein wichtiger Meilenstein in der weiteren Interoperabilität von Dokumenten", freute sich Microsofts Software-Chefstratege Craig Mundie. Doch die jetzt verabschiedete Open-XML-Unterstützung durch ECMA ist für Microsoft nur ein Teilerfolg. Erst wenn daraus auch eine ISO-Norm wird, darf dieses Format in der Zusammenarbeit mit vielen US-Behörden genutzt werden. So besteht beispielsweise der US-Staat Massachusetts weiterhin darauf, dass alle offiziell ausgetauschten Formaten demnächst nur noch als ODF akzeptiert werden. Die offizielle Begründung dafür lautet, dass man für die Langzeitarchivierung ein Format benötigt, das herstellerunabhängig ist – und dazu gehören die Microsoft-Formate leider nicht. Doch es dürfte dabei auch an der tiefen Ablehnung gegenüber Microsoft liegen, denn Massachusetts war einer der "Anführungsstaaten" im amerikanischen Kartellverfahren gegen den Softwaremogul.
Andere Open-Document-Verfechter sind ebenfalls mit der ECMA-Entscheidung äußerst unzufrieden. Am deutlichsten sind bislang die Worte von IBM: "Open Document ist in nahezu allen Punkten dem Open XML überlegen, und es ist bereits sehr weit verbreitet und von vielen Herstellern akzeptiert", sagt IBMs Open-Source-Verantwortlicher Bob Sutor. IBM hat in der ECMA gegen die Standardisierung von Open XML gestimmt und dieses entgegen sonstiger Gepflogenheiten anschließend auch veröffentlicht. "Es ist ein unglaublicher Vorgang, dass sich eine gesamte Industrie dem Diktat eines einzelnen Softwaremonopolisten beugt", schrieb Sutor in seinem Blog. Harald Weiss/wg