Oracle hat seine Klage gegen SAP erweitert. Danach wirft Oracle seinem Rivalen jetzt auch vor, Oracle-Software illegal kopiert zu haben. Dieses sei unter anderem daran erkennbar, dass SAP dabei kleinere Fehler übernommen habe, die noch in den Originalversionen vorkamen, später jedoch von Oracle gepatcht wurden. "Es geht hier um Unternehmensdiebstahl im großen Stil," heißt es in dem neuen Schriftsatz. Darin wird die Klage gegen SAP und deren Tochter Tomorrownow jetzt auch auf 50 namentlich nicht bekannte Personen erweitert, die sich die Software "illegal beschafft" haben sollen.
Auch im Falle von Yazaki North America, einem Anbieter von Automobilteilen, gibt es neue Anschuldigungen bezüglich Copyright-Missbrauchs. Yazaki ist ein ehemaliger Support- und Instandhaltungskunde von Oracle, der jetzt aber von Tomorrownow betreut wird. Im vergangenen Dezember sollen innerhalb von zwei Wochen mehrere Anwender mit dem Yazaki-Zugang 11.000 Software- und Support-Materialien bei Oracle heruntergeladen haben. "Für 1 500 dieser Posten hatte Yazaki noch nicht einmal eine Lizenz," heißt es in den neuen Vorwürfen.
Oracle hatte im März Klage gegen SAP und Tomorrownow eingereicht. Darin behauptet Oracle, dass die SAP-Tochter Oracles firmeneigene Software illegal kopiert und gespeichert habe. Als Third-Party-Maintenance-Anbieter ist es Tomorrownow zwar erlaubt, auf das Firmensystem von Oracle zuzugreifen und die benötigten und vertraglich geregelten Informationen abzurufen, doch habe Tomorrownow diesen Zugang ausgenutzt, um sich auch Unterlagen und Programme zu beschaffen, für die es keine Berechtigung habe.
Oracle behauptet nun unter anderem, dass ihr Programm zur Anpassung an die veränderte Zeitumstellung in den USA von Tomorrownow illegal kopiert worden sei. Anschließend sei das Oracle-Logo und der Copyright-Hinweis durch das Tomorrownow-Logo auf den Dokumenten ersetzt worden. "Die von Tomorrownow kopierte Version enthielt noch Fehler, die nur in der Originalversion von Oracle vorkamen und später korrigiert wurden," führt ein Oracle-Sprecher als Beweis für die Behauptung an.
Oracle hatte die Klageerweiterung bereits zum 18. Mai angekündigt, doch der Termin wurde mehrmals verschoben, unter anderem deshalb, weil die ursprünglich bestellte Richterin Maxine Chesney sich unerwartet aus dem Fall zurückzog.
SAP hat bereits mehrmals angekündigt, sich gegen die Vorwürfe mit allen Mitteln zu verteidigen. "Wir werden Anfang Juli zu der erweiterten Klage Stellung nehmen und darin die Beschuldigungen von Oracle zurückweisen," kündigte SAP-Sprecher Steve Bauer bereits an. Auch SAP-Vorstandschef Henning Kagermann gibt sich in diesem Fall kämpferisch. "Es gibt hier überhaupt nichts zu vergleichen, wir haben nichts Illegales getan," sagte er im April in einem Gespräch mit Analysten.
Harald Weiss/wg