Dedizierte Database-Appliance verbessert die Performance im Terabyte-Bereich

Oracle steigt ins Hardwaregeschäft ein

24. September 2008, 22:58 Uhr |

Oracle-Chef Larry Ellison präsentierte am letzten Tag der Openworld eine echte Überraschung: Den Einstieg ins Hardwaregeschäft.

"Alle gegenwärtigen Datawarehouse-Lösungen werden ab einer Datenmenge von 1 TByte zu langsam –
auf diese Art lassen sich die kommenden Aufgaben im Rahmen der Datenexplosion nicht mehr lösen",
sagte Oracle-Chef Larry Ellison in seiner abschließenden Keynote auf der Openworld.

Hauptursache für die exponentiell schlechter werdenden Zugriffszeiten ist nach Meinung von
Ellison die Bandbreite zwischen den Storageunits und den Database-Servern. Hierzu gäbe es drei
Möglichkeiten der Abhilfe: Schnellere Verbindung pro Kanal, mehr parallele Kanäle oder weniger
Daten übertragen.

Eine Lösung, die alle drei Verfahren nutzt, ist Oracles neue Storage-Server Exadata. Dabei
handelt es sich um eine Appliance, bei der jeder einzelne Storage-Server parallel mit einem
Database-Server des Database-Server-Grids verbunden ist. Die Verbindung erfolgt jeweils über zwei
Infiniband-Koppelungen mit einer Bandbreite von 1 GByte/s.

Das interessante an dieser Architektur ist ihre Skalierbarkeit, denn mit jedem Hinzufügen von
einem Storage- und einem Database-Server kommen auch immer zwei neue Infiniband-Schnittstellen
hinzu, sodass die Bandbreite linear mit dem Speichervolumen ansteigt. Folglich entsteht auch dann
kein Durchsatz-Flaschenhals, wenn das Datenvolumen weit in die Terabytes hineinreicht.

Mit diesem Ansatz sind die Forderungen nach mehr und schnelleren Kanälen erfüllt. Die dritte
Forderung wird durch die Integration von Datenbankfunktionen in die Storage-Server gelöst, sodass
sich insgesamt erhebliche Leitungsverbesserungen ergeben.

Testinstallationen, die unter anderen auch bei Google stattfanden, haben
Performance-Verbesserungen um den Faktor 20 bis 100 ergeben, wobei der Faktor mit der Größe der
Datenbank ansteigt.

Oracle bietet unter der Bezeichnung Database Maschine ein vorinstalliertes Rack an, das eine
wahre Powermaschine im Bereich Data Warehouse ist. Dieses System enthält 14 Exadata Storage-Server
mit insgesamt 112 Prozessor-Kernen und 168 TByte Speichervolumen. Ebenfalls integriert sind acht
Database-Server mit insgesamt 64 Prozessorkernen. An Software ist vorinstalliert Enterprise Linux
und Oracles Real Application Cluster.

Diese Konfiguration kostet 2,3 Millionen Dollar, wovon 1,7 Millionen Dollar allein auf die
Software entfallen. Ellison vergleicht den Preis des Systems mit denen von Teradata und Netezza.
Dabei relativierte er die Kosten seiner Datenbank-Maschine auf einen Preis von 14.000 Dollar pro
Terabyte, denn erst dann sind die Vergleichssysteme mit 35.000, beziehungsweise 29.000 Dollar
teurer.

Oracles Hardwarepartner bei Exadata ist Hewlett Packard. Beide Unternehmen haben das System
gemeinsam entwickelt. HP fertigt es und übernimmt auch den Hardware-Support. HP-Chef Mark Hurd war
per Video in die Keynote zugeschaltet und lobte die Leistung des neuen Systems – ohne dabei jedoch
zu erwähnen, dass damit auch eine erhebliche Konkurrenz zu den eigenen Storageunits entsteht.

Die ersten Analystenkommentare sind voller Enthusiasmus. "Oracle ist damit gerüstet für das
Petabyte-Zeitalter, das schon in Kürze beginnen wird", schwärmte Forrester-Analyst James Kobielus.
Für Gartner-Analyst Donald Feinberg ist dieser Schritt bereits "Oracles Wegbereiter für neue
Wachstumsmärkte außerhalb der klassischen Software".

Die Datawarehouse-Konkurrenten nehmen es dagegen vorerst gelassen: "Jahrelang haben die
etablierten IT-Riesen versucht Hard- und Software zusammenzunieten um damit den Datawarehouse-Markt
anzugreifen, doch niemals ist etwas Gescheites daraus geworden", sagt Jim Baum, Netezzas Chief
Operating Officer.

Harald Weiss/CZ


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