Softwarepaketierung als Online-Service

Pakete direkt vom Portal

23. September 2014, 6:37 Uhr | Thomas Bär, Frank-Michael Schlede/jos

Für IT-Verantwortliche in kleinen und mittelständischen Betrieben können sich Installation und Updates ihrer Programme schnell zum Problem entwickeln: Wer installiert die Software einheitlich, automatisch und richtig auf allen Systemen? Der LANline-Test untersucht die Optionen, die das Portal mypackage.de für genau diese Fälle anbietet.

Moderne Software ist in der Regel einfach und schnell installiert: Fast alle Anbieter rüsten ihre Produkte mit einem Installationsprogramm aus, das die benötigten Informationen zumeist interaktiv vom Benutzer erfragt. Administratoren und IT-Verantwortliche wollen aber in der Regel sicherstellen, dass die standardmäßig auf den Systemen der Firma zu Einsatz kommenden Programme überall mit den gleichen Parametern, dem gleichen Patch-Stand sowie der richtigen Lizenzierung zum Einsatz kommen. All dies soll zudem automatisch ablaufen, ohne dass dazu ein Administrator oder Nutzer vor dem Bildschirm sitzen und passende Entscheidungen treffen muss.
Zur Lösung dieser Art von Problemen kommen Softwareverteilungsprogramme zum Einsatz, die jedoch darauf setzen, dass die zu verteilende Software in einheitlichen Paketen (zumeist im MSI-Format) vorliegt. Da leider nicht alle Programme im gleichen Paket- oder Installationsformat zur Verfügung stehen und viele dieser Programme für die automatische Installation eine ganz eigene Befehlszeile mit verschiedenen Kommandos erwarten, ist die Software zu paketieren. Eine kurze Suche im Internet zeigt, dass es für diesen Einsatzzweck auch Programme aus dem Free- und Shareware-Bereich gibt. Doch auch mit diesen Paketierungslösungen muss das passende Know-how zur Installation vorhanden sein. Der Administrator muss zudem zunächst einmal - am besten, indem er die benötigten Skripte erstellt - die Automatisierung konfigurieren und testen. Es geht aber auch anders, wie die deutsche Softwarefirma Cebicon mit ihrem Produkt Mypackage beweist.
 
Software analysieren und paketieren
Mit dem Portal "mypackage.de" und einem dazugehörendem Wizard will die Firma den Anwendern diese Schritte abnehmen. Das Grundprinzip der Lösung besteht darin, es dem Administrator auch ohne spezielle Kenntnisse über die jeweiligen Anwendungen und ohne Einsatz einer Scripting-Sprache zu ermöglichen, die Software nach den eigenen Vorstellungen zu konfigurieren und dann über eine beliebige Softwareverteilungslösung auf seine Systeme zu bringen. Die Spezialisten des Anbieters haben nach eigenen Aussagen die mehr als 450 Anwendungen, die im Moment über das Portal zur Verfügung stehen, im Hinblick auf die jeweils zum Einsatz kommenden Installationsverfahren sowie deren unterschiedliche Möglichkeiten zur Konfiguration untersucht. Zu den weiteren Informationen, die in die Erstellung der Pakete einfließen, gehören Faktoren wie ein möglicherweise nötiger Neustart nach der Installation, Voraussetzungen, die ein System erfüllen muss, oder aktive Prozesse, die vor einer Installation zu schließen sind.
Was bedeutet das für den Kunden von Mypackage? Er kauft die auf seinen Systemen benötigte Software und erstellt ein kostenloses Konto auf der Seite von Mypackage. Dabei ist es möglich, später auch anderen Mitarbeitern Zugriff zu diesem Online-Konto zu ermöglichen, indem ihnen der Nutzer eine Einladungsnachricht zuschickt. In diesem Portal kann der Anwender dann aus den angebotenen Paketen seine Software heraussuchen und das dazugehörende Paket mittels eines Warenkorbs erwerben. Die unterstützten Programme sind recht übersichtlich in Kategorien wie "System & Diagnose" oder "Office & Finanzen" eingeteilt. Eine Suchfunktion steht aber ebenfalls bereit. Damit der Kunde nun seine Software entsprechend seinen Vorstellungen weiter konfigurieren kann, muss aber zunächst noch ein als "Wizard" bezeichnetes kostenloses Windows-Programm von der Anbieterseite herunterladen und auf seinem System installieren.
 
Mit dem Wizard ans erste eigene Paket
Wir haben dieses Programm gemäß den Anleitungen auf der Web-Seite auf einem PC unter Windows 8.1 Enterprise getestet. Der Wizard präsentiert sich nach der kurzen Installation mit einer übersichtlichen zweigeteilten Oberfläche. Während der Nutzer auf der linken Seite die grundsätzlichen Aufgaben aufgelistet findet, zeigt ihm ein größerer Bereich auf der rechten Seiten die detaillierten Einstellungen und gibt ihm die Möglichkeit, die Änderungen nach seinen Vorstellungen durchzuführen. Nach einer Anmeldung am Server des Anbieters kann der Nutzer nun aus den zuvor über die Web-Seite gekauften Konfigurationspaketen für die gewünschte Software auswählen. Wer die Möglichkeiten des Produkts erst einmal ausprobieren will, kann dazu wie wir das kostenlos bereitstehende Paket zu Adobes Acrobat 11 auswählen und dann konfigurieren.
Der Wizard führt anschließend Schritt für Schritt durch die nötigen Konfigurationsschritte. Der Nutzer muss dabei angeben, wo sich die Sourcen für das gewünschte Softwarepaket auf seinem Server oder in seinem Netzwerk befinden. Dies gilt auch für etwaige Patches und Updates, wenn diese ebenfalls mit in die Paketierung und damit in die automatische Installation einfließen sollen. Danach kann er dann spezifischen Daten "seines" Pakets entsprechend ändern: So kann er unter anderem festlegen, dass das System bei der Installation der EULA automatisch zustimmt oder Updates automatisch herunterlädt.
An dieser Stelle bietet die Software dem Nutzer eine Hilfestellung in Form von kleinen Fragezeichen an. Diese grundsätzlich gute Idee erweist sich jedoch durch die unserer Meinung nach inkonsistente Umsetzung konterkariert. Erwecken diese Punkte zunächst den Eindruck, der Nutzer könne sie anklicken, so zeigte es sich, dass sie nur einen Hilfetext anzeigen, wenn der Anwender die Maus darüber "schweben" lässt. Und auch dieses Verhalten ist leider uneinheitlich: Bei einigen Punkten gibt ein kurzer erklärender Satz Auskunft, während der Nutzer bei anderen Einträgen nur den Hinweis zu lesen bekommt, er möge doch mittels F1-Taste in die Hilfetexte wechseln - kontextsensitive Hilfestellungen haben wir schon deutlich besser gesehen.
Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Software einfach und leicht zu bedienen ist und wir beim Test schnell zu einem nach unseren Vorstellungen konfigurierten Softwarepaket gelangten. Anschließend konnten wir das fertige Paket an einem beliebigen Speicherort ablegen oder direkt an ein Softwareverteilungsprogramm unserer Wahl übergeben. Bleibt noch anzumerken, dass wir das heruntergeladene Skript erst dann unter unserem System mit Windows 8.1 Enterprise vollständig ausführen konnten, nachdem wir den Wizard explizit mit Administratorrechten gestartet hatten. Bei einem normalen Programmstart sahen wir bereits beim zweiten Schritt (bei dem der Wizard die Daten des ausgewählten Skripts initialisieren sollte) eine Fehlermeldung, die uns auf diese Tatsache hinwies. Es ist also sinnvoll, dass Administratoren dieses Programm gleich so auf ihren Systemen installieren, dass es grundsätzlich mit den erweiterten Administratorrechten startet.
 
Fazit: Einfach zu bedienen und hilfreich im Alltag
In vielen Firmen ist das technische Know-how nicht vorhanden, um die benötigten Programme mit Hilfe einer Paketierungslösung selbst einzurichten, oder es fehlt schlicht die Zeit, diese häufig komplexe Aufgabe selbst zu bearbeiten. Für kleinere Betriebe steht dann entweder nur die Möglichkeit zur Wahl, diese Aufgabe an ein System- und Beratungshaus abzugeben - was nicht selten zu hohen Kosten führt - oder aber zur Verteilung und Installation per Hand vor Ort zurückzukehren. Mypackage konnte uns in der kurzen Testphase davon überzeugen, dass es eine weitere Möglichkeit gibt, dieses Dilemma zu beseitigen. Besonders gut hat uns dabei die reichhaltige Auswahl an bereits vorgefertigten Paketierungen gefallen, die zudem vom Anbieter Cebicon mit Windows XP, 7 und 8 jeweils unter der 32- und der 64-Bit-Version durchgetestet sind. Dadurch können Administratoren diesen Ansatz auch dann verwenden, wenn beispielsweise in ihrer Firma der Umstieg von Windows XP auf eine neuere Version wie Windows 7 oder 8 ansteht.
Allerdings sollten sich Anwender und Administratoren stets darüber im Klaren sein, dass sie mit Mypackage lediglich ein Werkzeug an die Hand bekommen, mit dessen Hilfe sie ein Paket erstellen, mit dem sie eine bereits erworbene Software standardisieren und individuell konfigurieren können. Zu Verteilung der Software auf die Systeme ist danach noch ein Softwareverteilungsprogramm notwendig, wobei Cebicon zu diesem Zweck die kostenlose Software Mydeploy bereitstellt. Zudem unterstütz die Lösung auch andere Softwareverteilungslösungen wie den Microsoft System Center Configuration Manager (SCCM) oder Empirum von Matrix 42.
Das Arbeiten mit dem Wizard geht leicht von der Hand und erfordert wenig Vorkenntnisse, ist allerdings auch nicht für den absoluten Laien gedacht, da der Anwender wissen muss, wie seine Software schließlich zu installieren ist. An dieser Stelle würden wir uns noch ein wenig mehr Unterstützung für nicht so erfahrene "IT-Arbeiter" wünschen: So kann der Anwender beispielsweise mit einem Rechtsklick sofort einen Weg zum Download der Patches und Updates eines Softwarepaketes finden, doch woher weiß er, welches davon für seine Bedürfnisse nötig und welches nur Ballast ist? Schön wäre es, wenn der Nutzer an dieser Stelle eine Art Best-Practice-Ratgeber der Cebicon-Spezialisten finden würde, der ihn bei diesen Entscheidungen unterstützt.
 
Bundles und individuelle Pakete
Laut eigenen Aussagen stellt die Firma im Moment mehr als 1.500 unterschiedliche Pakete für insgesamt mehr als 450 Anwendungen direkt über ihr Portal bereit. Kunden, die ihre Software nicht in diesem Angebot finden, können auch andere Lösungen und Individualsoftware vom Anbieter bearbeiten lassen. Standardmäßig zahlt ein Kunde für eines der bereits auf dem Portal vorhandenen Pakete 159 Euro als Einzelpaket. Das Preismodell umfasst zudem neben einer Flatrate für alle auf dem Portal vorhandenen Pakete zu 3.499 Euro noch verschiedene Bundles mit unterschiedlicher Software sowie die Möglichkeit, Kontingente von fünf, zehn oder auch mehr Paketen günstiger zu erwerben. Die Bundles enthalten zudem einen einjährigen Wartungsvertrag für die jeweiligen Softwarepakete.

Der Autor auf LANline.de: BÄR
Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede

Info: CebiconTel.: 0228/9727602Web: www.cebicon.de

Gutes Testobjekt: Der Anbieter stellt das Paket für den Adobe Reader für alle Anwender nach einer kostenlosen Anmeldung bereit. So kann sich der Nutzer ein Bild von den Features der automatischen Paketdokumentation machen.

Der Wizard von Mypackage: Mithilfe dieser kostenlosen Software können Administratoren ihre Pakete konfigurieren, ohne dass sie dazu Skripte erstellen und pflegen müssen.

Voraussetzung für den Einsatz von Mypackage: Das Anlegen und Freischalten eines Benutzerkontos auf dem Web-Portal des Anbieters. Dort kann ein Nutzer dann auch die nötigen Installationspakete erwerben.

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