Der Application Server des Anbieters 2X erweitert die Windows- Terminaldienste zur besseren Bereitstellung von Applikationen und zur Nutzung von Terminalservern via Internet. Mit dem 2X Terminalserver for Linux wiederum erhalten Anwender Zugriff auf Linux-Desktops, ohne dazu den Computer neu starten zu müssen.
Beim 2X Application Server handelt es sich um keinen vollständigen Ersatz für die Windows-Terminaldienste und RDP (Remote Desktop Protocol), sondern um eine Erweiterung. Aus diesem Grund müssen beim Einsatz des Application Servers die Windows-Terminaldienste auf dem Server installiert, konfiguriert und vor allem lizenziert werden.
Eine der wichtigsten Funktionen des 2X Application Servers ist die Möglichkeit, Anwendungen über die Windows-Terminaldienste nicht per komplettem Desktop zur Verfügung zu stellen, sondern in einem eigenen Anwendungsfenster. Was Citrix mit dem Presentation Server unter dem Namen "Seamless Windows" bereits seit Jahren bietet, liefert Microsoft erst mit Windows Server 2008. Zwar besteht auch mit Windows Server 2003 und Windows 2000 Server über Umwege die Möglichkeit, nur einzelne Applikationen freizugeben, aber erst mit den Remote Apps von Windows Server 2008 ist diese Funktion nun ordentlich in den Server integriert.
Außerdem dient der 2X Application Server als zentraler Zugriffspunkt für alle Terminalserver im Unternehmen, zum Beispiel für den Zugriff über das Internet per HTTPS. Auch diese Funktion hat Microsoft mit dem Terminaldienste-Gateway und dem Terminaldienste-Webzugriff in Windows Server 2008 integriert. Windows Server 2003 und Windows 2000 Server dagegen haben keine solche Funktionen und sind daher auf eine Erweiterung angewiesen. Die meisten Unternehmen setzen in diesem Fall auf Citrix. Ihnen bietet 2X Application Server eine Alternative.
Arbeiten Anwender direkt mit den Anwendungen auf dem Terminalserver, also ohne auf den Desktop zugreifen zu müssen, verhalten sich die Anwendungen, als ob sie lokal installiert sind. Auch Dateierweiterungen auf dem Client lassen sich mit den Terminalservern verknüpfen. Klickt der Anwender also zum Beispiel auf eine Doc-Datei, öffnet sich automatisch Word in einer Terminalserversitzung. Dadurch entfällt ein Umlernen der Mitarbeiter im Unternehmen.
Die Bereitstellung von Anwendungen erfolgt auf Basis von Benutzernamen, Gruppenmitgliedschaften oder IP-Adressen, sodass nur berechtigte Anwender auf die jeweiligen Applikationen zugreifen können. Der Application Server unterstützt zur Authentifizierung sowohl lokale Gruppen als auch Windows-Domänen und natürlich das Active Directory. Durch die Single-Sign-on-Funktion (SSO) müssen sich Anwender nur einmal am 2X Client Gateway anmelden und können dann ohne weitere Authentifizierung auf alle angeschlossenen Terminalserver zugreifen. Dies gilt selbst dann, wenn die Server in mehreren Farmen angeordnet sind.
Neben Windows unterstützt der Application Server auch die Bereitstellung für Linux- und Mac-OS-X-Clients. Die Clients verbinden sich mit RDP auf dem Terminalserver selbst. Daher sind keine Änderungen des Protokolls notwendig. Allerdings gelangen nur Windows-Clients in den Genuss, Applikationen auch über das Webinterface des Servers zu starten. Der Server nutzt eine erweiterte RDP-Version. Deshalb benötigen die Anwender einen eigenen Client für den Zugriff auf den Server.
Der 2X Application Server nutzt für die Verbindung mit den Clients das 2X Client Gateway. Dieses stellt die Verbindung zwischen dem Server und Client über einen einzelnen Port zur Verfügung. Nur dieser benötigt daher eine Freischaltung in der Windows-Firewall, zum Beispiel beim Zugriff über das Internet. Die Lösung enthält zudem einen universellen Druckertreiber, der auf dem Terminalserver installiert sein muss. Der Treiber ermöglicht einen effizienteren und vor allem stabileren Zugriff auf die Drucker der Clients in den Terminalserversitzungen.
Die Installation des Servers ist schnell durchgeführt. Zu Testzwecken verwenden Systemverwalter entweder die kostenlose Fünf-Benutzer-Version oder eine 30-Tage-Testversion. Diese ist vollkommen uneingeschränkt funktionsfähig und lässt sich nach der Testphase zur Vollversion freischalten. Eine erneute Installation entfällt dadurch.
Soll der Application Server nur nach RDP-Sitzungen lauschen und Anwender lastbasiert an die Terminalserver im Unternehmen weiterleiten, benötigt er den 2X Loadbalancer sowie das 2X Client-Gateway. Alle diese Funktionen sind in der Installationsdatei enthalten. Auf den Terminalservern selbst benötigt der Application Server den 2X Terminalserver-Agent, der die Verbindung zum 2X Loadbalancer herstellt. Beim Verbindungsaufbau fragen die Clients den Application Server dann nur, mit welchem Terminalserver sie sich verbinden sollen. Die Verbindung zwischen Client und Server findet direkt statt, der Application Server bleibt außen vor.
Alle Funktionen des Servers agieren als Systemdienst und lassen sich auf diesem Weg starten und beenden. Der Terminalserver-Agent lässt sich problemlos über die Verwaltungskonsole auf die angebundenen Terminalserver verteilen. Auf die gleiche Weise ist auch eine Deinstallation des Agents möglich.
Der 2X Loadbalancer ermittelt, welcher Terminalserver gerade am wenigsten ausgelastet ist, und verbindet die Clients automatisch zum am besten geeigneten Server. Dadurch lässt sich die Hardware in der Terminalserverfarm besser auslasten, und die Anwender erhalten immer die bestmögliche Server-Performance.
Natürlich erkennt diese Erweiterung des Application Servers getrennte Benutzersitzungen. Sie verbindet Anwender automatisch wieder mit deren ursprünglichen Sitzung, wenn diese noch auf dem Server verfügbar ist. Der Agent sammelt ständig die Leistungsdaten der einzelnen Server und stellt diese dem 2X Loadbalancer zur Verfügung. Der Agent selbst belastet den Server nicht und stellt sicher, dass die Load-Balancing-Funktion ständig stabil zur Verfügung steht, ohne von Microsoft-Patches oder Programmen abhängig zu sein.
Neben der Windows-Version bietet der Hersteller eine kostenlose Linux-Variante des 2X Terminalservers. Diese stellt Linux-Desktops über das NX-Protokoll zur Verfügung, hat also nichts mit den Windows-Terminaldiensten zu tun. Neben Clients für Linux, Solaris und Mac OS X gibt es auch einen Windows-Client, der sich allerdings noch im Beta-Stadium befindet. Mit ihm lassen sich Linux-Desktops relativ leicht in einer Windows-Welt zur Verfügung stellen. Natürlich benötigen Systemverwalter aus dem Windows-Umfeld für den Einsatz des 2X Terminalservers Know-how im Linux-Bereich, da hier ein Installationsassistent fehlt. Allerdings steht nach der Installation eine Weboberfläche zur Administration zur Verfügung, die Linux-Shell bleibt dabei also fast außen vor.
2X Application Server ist für etwa 500 bis 750 Euro als Small Business Edition für einen Terminalserver und in einer Enterprise Edition für mehrere Terminalserver erhältlich. Die Enterprise Edition kostet zwischen 1550 Euro für zwei Terminalserver und 23.000 Euro für zwanzig Terminalserver. Die Enterprise Edition enthält außerdem bereits den 2X Loadbalancer. Für eine bessere Druckunterstützung gibt es die 2X Printing Solution, die den Preis der Lizenzen nur ein wenig erhöht. Für fünf gleichzeitige Verbindungen bietet 2X den Application Server kostenlos an, der Terminalserver for Linux ist auch für mehr Anwender kostenlos.
2X Application Server ist eine interessante Erweiterung für Windows 2000 Server und Windows Server 2003. Bei unseren Tests hat die TS-Lösung gut funktioniert und war leicht einzurichten. Da sie einen Grundstock der Funktionen des Citrix Presentation Servers liefert, aber deutlich günstiger ist, lohnt sich im Bedarfsfall ein Vergleich. Allerdings müssen die Unternehmen dann auch mit den Nachteilen der Windows-Bordmittel im Vergleich zum ausgereiften Management von Platzhirsch Citrix leben. So ist der Aubau einer Terminalserverfarm nur mit Windows-Funktionen im Vergleich zu einer datenbankbasierten Citrix-Farm nicht gerade effizient. Außerdem sind beim parallelen Einsatz von Windows-Terminaldiensten und 2X Application Server gleich zwei Serverdienste zu warten und vor Ausfall zu schützen. Hinzu kommt, dass alle Funktionen des Application Servers in Windows Server 2008 integriert sind. Auch Windows Server 2008 unterstützt Windows 2000 Server und Windows Server 2003 mit seinem Terminaldienste-Gateway.
Da allerdings 2X die Fünf-Benutzer-Lizenz kostenlos zur Verfügung stellt und die 30-Tage-Version ebenfalls uneingeschränkt funktioniert, kann ein Test gerade beim Einsatz älterer Windows-Server sinnvoll sein – und sei es nur, um ein paar Citrix-Lizenzen zu sparen.
Info: 2X Software Tel.: 069/710456-424 Web: www.2X.com/de/