Zwei Programme für die Werkzeugkiste

Problemlöser und Helfer

28. Juni 2011, 6:00 Uhr | Frank-Michael Schlede/jos

Nicht für alle Aufgaben eines Systemverwalters ist es nötig, große Softwaresuiten auf den Servern oder zusätzliche Agenten und Treibern auf den Clients zu installieren. Vielfach reichen kleine, gut programmierte Freeware-Programme aus, um wichtige Aufgaben zu erleichtern. Die LANline-Tollbox stellt zwei solche Lösungen vor.Natürlich wird eine professionelle Systemadministration auch auf professionelle Werkzeuge setzten müssen, um ein Netzwerk von Windows-Systemen zu verwalten und betreuen. Hinzu kommen dann Lösungen wie Microsofts SCCM (System Center Configuration Manager) und diverse andere Lösungen von Drittanbietern. Sie helfen, die täglichen Aufgaben der Administratoren zu organisieren und zu vereinfachen. Häufig ist es aber so, dass für die "einfachen" Aufgaben, die es im täglichen Systembetrieb zu bewältigen gilt, auch einfache und zumeist kostenlose Programme aus dem reichen Fundus der Free- und Shareware-Szene eine gute Lösung darstellen.

Wenn sich die Dateien sperren?

Wohl jeder Anwender kennt das Problem: Eine Datei oder ein Verzeichnis soll auf einem Windows-Rechner gelöscht werden, aber das System weigert sich beharrlich, diesen Befehl auszuführen. Dass es nicht möglich sein sollte, eine Datei zu löschen, die beispielsweise noch in einem anderen Programm wie etwa einem Editor geöffnet ist, mag ja noch einleuchten. Aber leider treten immer wieder Fälle auf, in denen Windows eine bestimmte Datei scheinbar ohne ersichtlichen Grund sperrt. Soll dann beispielsweise ein Verzeichnis von einem Rechner entfernt werden, so klappt dies nicht, falls sich in ihm noch eine derart gesperrte Datei befindet.

Administratoren und auch Nutzer stehen dann häufig vor der Frage, welcher Prozess eine bestimmte Datei gesperrt hat und wie sich vor allen Dingen eine derartige Sperrung wieder aufheben lässt. Wie üblich sind die Fehlermeldungen des Betriebssystems auch in diesem Fall nicht besonders aussagestark. Windows 7 nennt in der Regel zumindest noch das betreffende Programm, wenn es auf dem System noch aktiv ist. Hat aber eine Anwendung fälschlicherweise die Dateisperre beim Beenden des Programms nicht aufgehoben, so wird es schon etwas schwieriger, den "Schuldigen" zu erwischen.

Es existiert eine Reihe von Möglichkeiten, um festzustellen, welcher Prozess eine bestimmte Datei gesperrt hat. So stellen beispielsweise die Spezialisten von Sysinternals, deren Werkzeuge wir in der Toolbox der LANline bereits einige Male vorgestellt haben, mit dem Tool "Handle 3.45" eine Software zur Verfügung [1], die anzeigt, welches Programm eine Datei oder ein Verzeichnis offen hält.

Ein weitaus einfach zu handhabendes Werkzeug stellt Emco unter den Namen "Unlock IT" aktuell in der Version 3.0.1 zum kostenlosen Download bereit [2]. Die Software steht nur in einer 32-Bit-Version zur Verfügung, funktionierte bei unseren Tests aber auch problemlos auf Windows-7-Systemen in der 64-Bit-Variante. Nach dem Download und der einfachen Installation muss der Anwender nur zu der Datei wechseln, die vom System gesperrt wurde (Bild 1). Das Programm zeigt dann den Prozess an, der für die Sperrung der Datei verantwortlich ist. Es bietet dem Anwender nun die Möglichkeit, über einen Unlock-Button diese Sperrung der Datei aufzuheben. Bei unseren Test funktionierte dies zuverlässig. Sogar verwaiste Dateien, die ein Grafikprogramm auf den Testsystemen fast schon notorisch mit einer solchen Sperre belegt, waren durch Einsatz dieses Tools wieder zu gebrauchen oder problemlos zu löschen. Allerdings sollten Anwender und Administratoren mit einem derartigen Werkzeug grundsätzlich sehr vorsichtig umgehen: In der Regel existiert aus Sicht des Betriebssystems stets ein guter Grund dafür, warum eine solche Sperre aktiv ist. Sie soll eine Datei davor schützen, unbrauchbar oder inkonsistent zu werden, wenn beispielsweise gleichzeitig mehrere Prozesse auf sie zugreifen. Aber gerade für die Fälle, in denen es "verwaiste" Datei-Handles verhindern, dass eine Datei oder Verzeichnis gelöscht werden, erweist sich Unlock IT als nützliches Handwerkszeug, das dem Anwender den sonst notwendigen Neustart erspart.

Registry-Zugriff aus der Ferne

Emco hat auf seiner Web-Seite noch weitere interessante Freeware-Werkzeuge zu bieten. Wir haben uns ein weiteres Tool herausgesucht, das gerade in vernetzten Umgebungen gute Dienste leisten kann. Unter dem etwas umständlichen Namen "Remote Registry Exporter" stellt Emco eine Software zum Download [3] bereit, mit deren Hilfe sich die Arbeit mit den unterschiedlichen Registry-Datenbanken im Netzwerk vereinfachen lässt. Ebenso wie das zuvor vorgestellte "Unlock IT" hat Emco auch dieser Software eine Oberfläche mitgegeben, die stark an das neue Look and Feel der Office-Anwendungen erinnert (Bild 2).

Aber damit hat dieses Programm bis auf die Oberfläche nichts gemein: Es dient dazu, die Arbeit mit der Registrierungs-Datenbank der Windows-Systeme zu erleichtern. Normalerweise wird ein Systembetreuer wohl den Windows-eigenen Registrierungseditor verwenden, wenn er einen direkten Zugriff auf die Systemeigenschaften benötigt.

Mithilfe dieses Editors kann er beispielsweise den gesamten Inhalt oder auch nur einzelne Unterzweige dieser Datenbank in einer .reg-Datei ablegen und diese dann wieder auch in eine andere (oder die gleiche) Datenbank importieren.

Dies funktioniert mithilfe des Bordwerkzeugs auch über das Netz hinweg, sodass der Zugriff auf die Datenbank eines anderen Windows-Rechners möglich ist. Allerdings gelingt dies nicht, wenn der Anwender den gleichzeitigen Zugriff auf die Registry mehrerer Remote-Systeme benötigt - ein Fall, der gerade bei der Verwaltung größerer Netzwerke leicht eintreten kann.

In diesem Fall kann das Tool helfen, das nicht nur das Herausschreiben einzelner Schlüssel und Werte über das Netz hinweg auf vielen PC-Systemen erlaubt, sondern mithilfe des eingebauten Kalenders solche Aufgaben auch regelmäßig nach einem Zeitplan durchführen kann. Dadurch, dass der Anwender so genannte "Tasks" anlegen kann, ist es zudem möglich, bestimmte Schritte zum Speichern und Einspielen in diese Datenbank zu automatisieren und im ganzen Netzwerk auszuführen. Die Anwendung kann sowohl in Windows-Arbeitsgruppen als auch innerhalb einer Windows-Domäne arbeiten. Auch die Zugriffsdaten für die verschiedenen Systeme (die Credentials) sind individuell anpassbar, sodass die Lösung auch dann zum Einsatz kommen kann, wenn die Rechner im Netzwerk unterschiedliche oder uneinheitliche Konten für den administrativen Zugriff verwenden und kein Active-Directory zur Verfügung steht.

Der Autor auf LANline.de: Frank-Michael Schlede

Bild 2. Der Weg über das LAN: Mit dem "Remote Registry Exporter" steht ein Tool zur Verfügung, mit dessen Hilfe ein Administrator auch einzelne Zweige der Registrierungsdatenbank über das Netz hinweg sichern und wiederherstellen kann.

Bild 1. Ganz im Look and Feel der aktuellen Office-Anwendungen: Die Freeware-Werkzeuge der amerikanischen Firma Emco Software wie das hier vorgestellte Unlock IT helfen häufig, alltägliche Windows-Probleme zu lösen.
LANline.

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