Red Hat hat Microsoft bezüglich eines weiteren Open-Source-Deals nach dem Novell-Muster eine Abfuhr erteilt. Der Linux-Anbieter sprach sich erneut ausdrücklich gegen eine Vereinbarung aus. Den patentrechtlichen Schutz könne das Unternehmen seinen Kunden selbst gewährleisten, und ansonsten hätte Microsoft nichts Interessantes zu bieten, heißt es bei Red Hat.
Microsoft hatte bekanntgegeben, dass man auch mit Red Hat gerne über verschiedene Patentstreitigkeiten Frieden schließen möchte. "Wir hätten gerne auch mit Red Hat eine ähnliche Vereinbarung, wie wir sie mit Novell, Xandros, und Linspire bereits haben", sagt Tom Robertson, General Manager für Interoperabilität bei Microsoft. Diese drei Abkommen enthalten Verbesserung zur Interoperabilität und zum Schutz von Open-Source-Kunden vor Patentklagen durch Microsoft.
Doch bisher hat Red Hat alle derartigen Gespräche kategorisch abgelehnt. "Wir wissen nicht, was uns Microsoft Interessantes bieten könnte," sagt Red-Hat-Sprecherin Leigh Day. Laut David Postel, Sales Manager bei Red Hat, ist ein derartiger Schutz überhaupt nicht nötig: Einerseits sei es sehr unwahrscheinlich, dass Microsoft seine Drohungen jemals wahr machen wird. Andererseits würde Red Hat – sollte es doch zu rechtlichen Problemen kommen – die nötige Unterstützung bieten. "Zunächst werden wir jede Software, die Patente verletzen soll, sofort überarbeiten und ersetzen. Darüber hinaus werden wir für die Verteidigung jedes angeklagten Kunden zahlen," verspricht Postel. Dieser Patentschutz gelte für alle Red Hat Enterprise Linux Pakete, nicht nur für den Kernel. "Die Kunden sollen die Produkte nach ihrer Qualität auswählen, nicht aufgrund von rechtlichen Angelegenheiten," sagt Postel kämpferisch.
Laut Robertson sind Microsofts Linux-Vereinbarungen hauptsächlich ein Zeichen von kundenorientiertem unternehmerischen Denken. "Innerhalb der gesamten Industrie arbeiten Unternehmen zusammen, um rechtliche Probleme für ihre Kunden zu verringern," so seine Erklärung.
Doch gerade dieser Vertragspunkt ist laut Red Hat sehr undurchsichtig. Microsoft hatte Novell im Vorfeld beschuldigt, mehrere Hundert seiner Patente zu verletzen, ohne diese jemals genau zu benennen. Diese Ungereimtheiten seien ein wichtiger Grund, warum Red Hat keine Zusammenarbeit anstrebt. "Wir meinen, dass Open Source und die Innovationen, für die es steht, nicht einer grundlosen Belastung ausgesetzt werden dürfen," so Day.
Katharina Guderian/wg