Microsoft verstärkt seine Aktivitäten im Systemmanagementbereich. Das System Center stellt hier das Dach dar, unter dem Microsoft seine Werkzeuge zur Systemverwaltung zusammenfasst. Die Tools erscheinen im kommenden Jahr in überarbeiteten Versionen und unter neuen Namen.
Microsofts Engagement bei der Systemverwaltung begann mit dem Systems Management Server (SMS).
Mittlerweile haben die Redmonder ihr Angebot in diesem Segment beständig ausgebaut und können auf
ein ganzes Bündel an Produkten verweisen. Neben SMS bieten sie den Microsoft Operations Manager
(MOM), den Data Protection Manager (DPM) sowie das Planungs-Tool Capacity Manager. Ferner dienen
all die Werkzeuge, die sich mit dem Active Directory (AD) und den Gruppenrichtlinien beschäftigen,
zur Systemverwaltung und lassen sich diesen damit zuschlagen.
Da die Entwicklung von Vista in Kürze wohl zum vorläufigen Abschluss kommen soll, will Redmond
die Entwicklerkapazitäten wieder mehr an den Tools der Systemverwaltung ausrichten: Der Anbieter
plant für 2007 und 2008 eine Neuauflage des gesamten Systemmanagement-Produktportfolios. Diese
Tools sind schon seit Längerem zum System Center (SC) zusammengefasst. SC stellt lediglich einen
Oberbegriff für alle Werkzeuge dar: Als Produkt ist das System Center nicht zu beziehen, sondern
nur die erwähnten Werkzeuge.
Der SMS wird sich in Zukunft als System Center Configuration Manager (SCCM) verstärkt der
Konfiguration der Desktops zuwenden. Zwar wird er seine jetzigen Funktionsblöcke – darunter
Inventarisierung, Softwareverteilung und Fernzugriff – beibehalten, doch angesichts der neuen
Anforderungen und vorhandenen Werkzeuge verschieben sich die Gewichte. Thin-Client-Systeme und RDP
(Remote Desktop Protocol) ändern beispielsweise die Rollen beim Fernzugriff. Ebenso gewinnt die
traditionelle Softwareverteilung durch MSI-Installationen, Click-once-Verfahren, Virtualisierung
und Application Streaming eine andere Bedeutung.
Daher will sich Microsoft beim Configuration Manager mehr jenen Themen zuwenden, die sich aus
dem Change-Management, dem Auditing von Changes, der Revisionssicherheit und dem Lizenzmanagement
ergeben. Auch ITIL (IT Infrastructure Library) und das Informations-Repository CMDB (Configuration
Management Database) will Redmond nun angehen. Abgebildet wird die CMDB auch durch die Inhalte des
Active Directorys. Daher wird dieses zusammen mit den Gruppenrichtlinien weiterhin eine zentrale
Rolle in Microsofts Verwaltungsstrategie spielen. Eine weitergehende Integration dieser Verwaltung
mit dem AD zählt nach den Worten von Microsoft zu den wichtigsten Anforderungen in diesem
Segment.
Die zweite wichtigste Produktneuerung ist der SC Operations Manager (OM), ehemals MOM, der
bereits im ersten Quartal 2007 verfügbar sein soll. Er liefert Laufzeitinformationen der Systeme im
Betrieb und ist somit das Tool für das IT-Operating – ist allerdings nicht auf Server beschränkt.
Zur Anbindung an die durch ihn überwachten Systeme dienen Management-Packs. Diese hat Microsoft nun
auf 28 ausgedehnt. Darunter befinden sich Packs für die eigenen Betriebssysteme und wichtigsten
Lösungen wie Exchange oder SQL Server. Ferner sind über 100 weitere Management-Packs von
Drittanbietern erhältlich. Eigene Management-Packs sollen vom MOM 2005 auf den OM 2007 migrierbar
sein.
Die bestehende MOM-Verwaltungsoberfläche bleibt prinzipiell erhalten, wurde aber in der
Bedienung verfeinert: Eine gestufte Darstellung mit Dashboard-Überblick und Drilldown sowie
Rollendefiniti-onen sollen die Arbeit mit dem System vereinfachen. MOM ist derzeit vor allem ein
reaktives Werkzeug für das Monitoring. Es liefert dem Operator durch die Management-Packs eine
Vielzahl an aktuellen Laufzeitparametern und Berichten. Aktive Maßnahmen, zum Beispiel zur Behebung
von Störungen oder Engpässen, muss der Operator aber selbst einleiten. Dazu kann er sich
vorhandener Assistenten bedienen oder Skripte erstellen.
Dieses reaktive Verhalten will Microsoft in Richtung eines sich selbst reparierenden und
optimierenden Systems vorantreiben. Die Grundlage dazu stellen so genannte "Health-State"-Modelle
dar. Diese Modelle, auch als System Definition Models (SDMs) bezeichnet, beschreiben den
Idealzustand der jeweiligen IT-Komponente, den es durch die OM-Logiken zu überwachen und
auszutarieren gilt. Ferner soll das Werkzeug einen Lernmodus bieten und dabei das reguläre
Verhalten der Systeme samt Schwellwerte im Vorfeld erlernen.
Erweitert hat Redmond das Monitoring aber auch in der Breite. Die Nachbildung vollständiger
Arbeitsabläufe in synthetischen Transaktionen soll ein End-to-End-Monitoring der gesamten
Verarbeitungskette ermöglichen. Dies soll, ganz im Sinne der derzeitigen Hinwendung zur
Serviceorientierung, an den Geschäftsprozessen und ihrer Bedeutung ausgerichtet sein. Durch
agentenloses Monitoring lassen sich dabei auch die Clients mit einbeziehen. Die Grundlage stellt
auch hier das SDM dar.
Sind alle benötigten IT-Ressourcen – beispielsweise für eine Webanwendung die Datenbank, der
Web- und Applikationsserver, aber auch die benötigten Netzwerkbaugruppen – in das Modell
eingearbeitet, so soll das Tool Engpässe aufzeigen, aber auch notwendige Reparaturmaßnahmen
einleiten. Diese können im einfachsten Fall aus dem Neustart eines Dienstes oder Servers, aber auch
aus der Änderung von Netzwerkprioritäten oder Cluster-Konfigurati-onen bestehen. Komplexere Abläufe
sind durch Skripting zu erzielen.
Die langfristige Stoßrichtung beim System-Monitoring hat Microsoft schon vor über einem Jahr in
seiner Dynamic System Initiative (DSI) dargelegt. Dessen Zielsetzung ist ein weitgehend
automatisierter und sich selbstständig optimierender IT-Betrieb.
Überarbeitet wird auch Microsofts Sicherungswerkzeug Data Protection Manager (DPM). Der DPM ist
allerdings konzepti-onell kaum mit den bestehenden Backup-Tools vergleichbar: Durch die höhere
Sicherungsrate mit maximal acht Sicherungsläufern in 24 Stunden ist er vielmehr als CDP-Tool
(Continuous Data Protection) einzugruppieren – wenngleich das niedrigste Intervall von einer Stunde
keine wirklich kontinuierliche Sicherung erlaubt. In Zukunft soll dieses Intervall allerdings
kürzer ausfallen. Das größte Novum am DPM ist aber die Integration in die bestehenden
Benutzerumgebungen und die Möglichkeit, dass die Anwender selbstständig und ohne Zutun eines
Administrators ihre gelöschten Daten wiederherstellen können. Daher ist der DPM auch schon heute
sehr eng in die Umgebungen einzupflanzen, deren Daten er sichern soll. Bis dato sind das
ausschließlich Dateien im Dateisystem. Für die DPM-Folgeversion ist nun auch die Sicherung von
Daten geplant, die durch den SQL- und den Exchange-Server gesichert werden. Für Exchange soll dann
auch eine Wiederherstellung einzelnen gelöschter Postfächer oder E-Mails durch den Benutzer möglich
sein.
Neu aufgelegt wird ferner der Capacity Planner, der bisher eher ein Schattendasein fristet. Das
Tool unterstützt Exchange und den Operations Manager bei der Planung, indem es Hinweise zu
Mengengerüsten und möglichen Engpässen im Einsatz gibt.
Unter dem Begriff SC Essentials will Microsoft bereits ab Anfang 2007 die Kleinunternehmen für
seine Systemmanage-mentschiene gewinnen. Insbesondere bei den kleineren Unternehmen dürften kaum
ausgebildete Fachkräfte mit genügend Erfahrung mit den Systemverwaltungswerkzeugen von Microsoft
vorhanden sein. Deshalb will der Softwareriese durch die Vorkonfiguration der wichtigsten Tools
einen neuen Markt erschließen. Zum Umfang der SC Essentials gehören Module des Operation Managers,
das Patch-Tool WSUS (Windows Server Update Services), die freie Express-Version des SQL-Servers
sowie MS Update. SC Essentials liefert somit nicht wirklich neue Funktionen, sondern packt
Bestehendes in eine einfachere und kompaktere Umgebung, ähnlich dem Small Business Server beim
Betriebsystem.
Eine weitere Neuerung: Microsoft will – allerdings frühestens 2008 – eine eigene Lösung zur
Abwicklung von Helpdesk-Aufgaben anbieten. Zum geplanten Umfang gehörten all jene Funktionen, die
mit der Erfassung und Weiterleitung von Trouble Tickets zu tun haben. Die Implementierung soll in
Verbindung mit dem Sharepoint-Server erfolgen. Hier würden nach derzeitigren Planungen die Tickets
hinterlegt und zur Bearbeitung weitergeleitet werden.
Die Erneuerung der Systemmanagement-Tools mag sicherlich die Verwaltung des IT-Equipments
vereinfachen. Microsoft gibt an, dass damit die Gesamtbetriebskosten (TCO) für einen Vista-Desktop
im Vergleich zu Windows XP auf weniger als ein Drittel sinken sollen. Unabhängig davon wird diese
Erneuerung aber schon deswegen notwendig, weil die (SC-)Werkzeuge immer auf die bearbeiteten
Werkstücke wie Betriebssysteme, Desktops und neueren Applikationen abzubilden sind. Gleichzeitig
erweitert Microsoft sein Portfolio, wie das geplante Helpdesk Tool zeigt. Ob die avisierte
Drittelung der TCO tatsächlich eintritt, wird die Zukunft zeigen. Erzielbar wird sie bestenfalls
sein, wenn homogene Windows-Umgebungen verwaltet werden. Aber wer hat das heute schon?