Ende März fand in San Diego der Microsoft Management Summit (MMS 2007) statt. Die Veranstaltung für Microsoft-Anwender wie auch für Partner des Softwareanbieters die zentrale Konferenz zu Belangen der Systemverwaltung. Aus den vielen Produktankündigungen stach vor allem die Freigabe der erneuerten Version des Operations Managers heraus. Microsofts mittelfristige Stoßrichtung ist klar das IT-Service-Management.
Die Inhalte des Management Summits sind ausschließlich auf die Systemverwaltung ausgerichtet. In
über 170 Sessions sprachen die Referenten aktuelle sowie künftige Belange des
Microsoft-Systemmanagements an. Die zugehörigen Tools sind seit letztem Jahr in der
System-Center-Familie zusammengefasst. Laut Aussage des Unternehmens zählte man bei der Konferenz
über 3000 Teilnehmer. Sie kamen überwiegend aus dem amerikanischen Raum. Veranstaltungen dieser Art
eignen sich natürlich immer für die Freigabe von Lösungen. Dieses Jahr betraf dies den Nachfolger
des Microsoft Operations Managers (MOM), der nun in der Version 2007 verfügbar ist. Hier hat
Redmond eine Menge Verbesserungen angebracht.
War MOM 2005 vor allem auf das Monitoring singulärer Serversysteme ausgerichtet, so orientiert
sich der Operations Manager 2007 nun an der gesamten Prozesskette, die sich meist aus einem Verbund
mehrerer Server zusammensetzt. Dazu lässt sich in dem Tool, unterstützt durch einen grafischen
Editor, eine verteilte Applikation modellieren. Dieser ordnet der Admin dann die benötigten
Komponenten wie zum Beispiel eine Datenbank, den Internet Information Service oder die
Namensdienste zu. Ein End-to-End-Monitoring sorgt dann für die Überwachung der gesamten Kette.
Der Anzeige des aktuellen Zustands dient ein grafischer Baum mit Drill-down-Funktionen, an
dessen Spitze der Geschäftsprozess steht. Ein Fehler einer untergeordneten Einheit wird im
Schaubild an die oberen Stellen weitergereicht. Unterstützt wird aber auch das umgekehrte Konzept,
die Eingrenzung auf den zentralen Fehler bei Folgefehlern. Diese treten beispielsweise immer nach
einem Ausfall einer Netzwerkkomponente oder eines zentralen Serverdienstes auf. Alle weiteren
Softwaremodule, die just die ausgefallene Komponente benötigen, wie zum Beispiel den Zugriff auf
eine Datenbank, werden dann in Folge ebenso mit Fehlerstatus beendet werden. In der Ursachenanalyse
(Root Cause Analysis) wird nun die eigentliche Fehlerursache ermittelt und ausgegeben. Alle
abgeleiteten Folgefehler blendet die Anzeige aus und unterdrückt sie. Dies vereinfacht dem
Administrator die Fehlersuche.
Eine Erweiterung erfährt der Operations Manager 2007 auch hinsichtlich der überwachten Systeme.
Zwar ließ sich MOM auch in der Vergangenheit bereits zur Überwachung von Client Desktops einsetzen,
doch meist beschränkte sich der Gebrauch auf die weitaus wichtigeren Serversysteme. Doch auch
Client-Systeme können natürlich für den Geschäftsprozess wichtig sein. Dies gilt sicher dann, wenn
hier elementare Prozesse auflaufen, wie zum Beispiel auf einem Geldautomaten. Der Operations
Manager 2007 soll nun nach den Vorstellungen von Microsoft all diese Clients in das Monitoring
integrieren. Dieses kann als agentenlose Überwachung oder durch den Einsatz eines speziellen
Monitoring-Agenten erfolgen, der dann umfangreichere Möglichkeiten bietet.
Eine weitere Zielsetzung der Client-Überwachung liegt in der umfassenden Optimierung des
gesamten Rechnerparks und der Fehlersuche. Da die Benutzer in der Regel beim Auftreten eines
Fehlers die Applikation oder den gesamten Rechner neu starten, werden auftretende Fehler oft nicht
weiter verfolgt. Erreichen diese Fehlerinformationen jedoch den Operations Manager, so kann dieser
durch die Korrelation und die mengenmäßige Auswertung die häufigsten und wichtigsten Fehler
ermitteln. Der Administrator könne dann, so Microsoft, die auftretenden Probleme gewichten,
entsprechend ihrer Priorität bearbeiten und somit zu einer kontinuierlichen Verbesserung der
gesamten Infrastruktur beitragen.
Einen Schwerpunkt des MMS 2007 bildeten die Themen rund um den ehemaligen System Management
Server (SMS). Dieser erfährt eine Umbenennung zum Configuration Manager. Seine Funktionsblöcke –
zum Beispiel die Inventarisierung, der Fernzugriff oder die Softwareverteilung – erweitert
Microsoft um die Belange des Konfigurationsmanagements, so wie es der Name auch ausdrückt. Ein
Novum im Configuration Manager wird die Implementierung eines "Desired State" (Zielzustands) für
Client-Desktops sein. Über den Desired State legt der Administrator die gewünschte Konfiguration
eines Clients oder einer Client-Gruppe fest. Darunter könnte beispielsweise die Existenz gewünschte
Softwarepakete oder umgekehrt die Entfernung unerwünschter Programme fallen, ferner das
Vorhandensein von Patches und Registry-Schlüsseln. Allgemein soll also definierbar sein, welche
Programme die Rechner einer Abteilung aufweisen sollen und wie deren Konfigurationen samt Registry
aussehen muss.
Auch Microsoft spricht nun in diesem Zusammenhang von Configuration Items (CIs) und einer
Baseline, beides Begriffe, die vor allem im Kontext der Best-Practice-Sammlung ITIL (IT
Infrastructure Library) bekannt wurden. Zu einem Configuration Item gehört eine singuläre
Einstellung, wie sie durch einen Registry-Schlüssel erfolgen kann. Eine Baseline fasst mehrere CIs
zusammen. Baselines lassen sich auch gruppieren oder schachteln. Eine Baseline mag beispielsweise
für eine Standardkonfiguration eines Windows-XP-Rechners stehen, eine zweite für die gewünschten
Applikationen einer bestimmten Abteilung. Aus diesen beiden Baselines resultiert dann die
Zielkonfiguration des Rechners. Ist diese erst einmal festgelegt, lässt sie sich, analog einem
Patch oder Softwarepaket, auf die Geräte ausbringen. Dabei weist der Administrator den
Configuration Manager an, die Zielkonfiguration periodisch zu prüfen und sie bei Abweichung
automatisch wiederherzustellen. Der neue Configuration Manager umfasst ferner ein Image Capturing,
Bare Metal Restore (Wiederherstellung des "nackten" Systems) sowie eine User State Migration
(Übernahme von Anwendereinstellungen).
Ein Beispiel für die Neuausrichtung der Tools sind auch die weiteren Optionen im Release 2 des
Data Protection Managers (DPM). Der DPM realisiert ein Backup-Verfahren nach den Regeln der CDP
(Continuous Data Protection, Datensicherung im laufenden Betrieb). Neu beim geplanten Release 2 ist
die Sicherung von Exchange- und SQL-Server-Datenbeständen – bis dato konnte der DPM nur die Inhalte
von Dateisystemen samt Verzeichnissen verarbeiten. Ferner lassen sich die Sicherungsintervalle von
derzeit minimal einer Stunde weiter verkürzen. Auch könne in Zukunft der Restore eines
DPM-gesicherten Datenbestands direkt auf Tape erfolgen. Nach Microsofts Aussagen ist diese Funktion
verwendbar, um zu einem geschäftlichen relevanten Zeitpunkt, beispielsweise einem Monatsabschluss,
den kompletten Datenbestand direkt zu sichern, um ihn dann diesem Geschäftstermin zuzuordnen und
auch separat aufzubewahren. Statt eines rein zeitlich gesteuerten Backup-Laufs lässt sich die
Sicherung somit am Geschäftsprozess ausrichten. Durch die Zusammenfassung der Daten aus dem SQL
Server, Exchange und dem Dateisystem kann beispielsweise in Verbindung mit dem Restore auf Tape ein
vollständiger Abzug aller Business-Daten in den Datenbanken, der geschäftlichen
E-Mail-Korrespondenz und den Beständen des Dateisystems gemeinsam erfolgen. Notwendig wird dies vor
allem in den USA durch Compliance-Anforderungen wie den Sarbanes-Oxley Act. Aber auch hier zu Lande
legt der Gesetzgeber den Unternehmen immer mehr entsprechende Vorgaben auf, zum Beispiel durch
Basel II.
Ein neues Mitglied des System Centers stellt der Virtual Machine Manager (VMM) dar. Es soll im
dritten Quartal dieses Jahres freigeben werden. Mit Erscheinen dieser LANline soll laut Microsofts
Planung die Beta 2 verfügbar sein. Der VMM ermöglicht die zentrale Verwaltung aller virtuellen
Maschinen, aber auch deren physischer Hosts. Implementiert sein sollen ferner Funktionen zur
Live-Migration von Systemen auf andere Hosts. Als Basisplattform zur Virtualisierung setzt
Microsoft auf den Virtual Server und den im Sommer zu erwartenden Longhorn Server. Die
Virtualisierung von Applikationen, wie sie durch Softgrid erfolgt, ist davon unabhängig: Softgrid
nutzt eine eigenständige Verwaltung und Verteilung der Applikationen.
Gänzlich neu ist auch der Service Manager. Er soll erst 2008 erscheinen. Microsoft will darin
die Verwaltung von Change-Requests und Serviceanfragen zusammenfassen und somit in den ITSM-Markt
einsteigen (IT-Service-Management). Bereits verfügbar hingegen sind die System Center Essentials.
Dabei handelt es sich um ein Bundle der wichtigsten System-Center-Komponenten in einem
Softwarepaket. Dieses ist in erster Line für den Mittelstand gedacht und soll die Systemverwaltung
vereinfachen. Die letzte Komponente des System Centers, der Capacity Planner 2007, kommt ebenfalls
in einer neuen Version, die allerdings keine großen Änderungen aufweist. Er dient auch weiterhin
als Planungs-Tool für den Exchange und den Operations Manager.